Kapitel 25: „Das letzte Abenteuer"

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„Hast du eine Ahnung, wo wir anfangen sollen?", fragte Rapunzel, „Ich möchte nicht zwingend Hans über den Weg laufen, ich kann mir aber auch nicht vorstellen, dass Kristoff da, wie ein Baum vor der verschlossenen Tür steht und darauf wartet, dass Anna ihm in die Arme fällt. Und, wenn ich euch Männer richtig kenne, dann wäre das Erste, was man in so einer Situation macht, reiß aus nehmen. Aber, wo sollten wir ihn suchen? Also... bleibt uns doch nur die Variante zum Kaminzimmer zu gehen und wohl oder übel diesem Ekel ins Gesicht zu sehen." Zwar mochte sie den Gedanken, diesem widerlichen Prinzen wiederzubegegnen, überhaupt nicht, aber was hatten sie sonst für eine Wahl?
„Gut, dann werden wir dort beginnen!", stimmte Flynn ihr nickend zu, „Kristoff finden wir schon noch. Er braucht wahrscheinlich erst mal nur etwas Abstand von dem Ganzen. Und wer weiß, vielleicht kommt er ja von ganz alleine wieder zurück? Auch wenn ich das wohl weniger denke, aber das werden wir ja dann sehen. Man weiß schließlich nie, was kommen wird, das kann man nur erahnen und selbst dann ist die Zukunft ein unbeschriebenes Blatt." Er verstummte und sah aus dem Fenster, wo die dicken, weißen Flocken in einem Sturm aus Schnee herumtobten. „Wow, das Wetter ist ja mal ziemlich umgeschlagen! Was wohl der Grund dafür ist?", murmelte Flynn grübelnd und fasste sich ans Kinn.
Höchst wahrscheinlich ist die Königin dafür verantwortlich, aber wie ist das möglich? Sie ist doch auf dem Nordberg in ihrem Eispalast. Das hatte ich doch selbst gesehen.
Oder könnte es sein, dass sie aus irgendeinem Grund nun hier in Arendelle war? Und ihm wurde das Gefühl nicht los, dass Prinz Hans damit etwas zu tun hatte.
„Hm? Oh, ähm, k-keine Ahnung! Aber ich glaube nicht, dass es etwas Gutes zu verheißen hat, doch... komm', wir sollten los!" Sie griff nach seinem Handgelenk und zerrte ihn hinter sich her, bis sie die Tür, die zum Kaminzimmer führte, erreicht hatten. Sie blieb stehen und klopfte an. Einmal, zweimal, dreimal.
„Niemand da...", murmelte sie frustriert, als auch nach dem vierten Mal klopfen Niemand öffnete. Erschrocken weiteten sich ihre Augen und sie blickte zu Flynn. „G-Glaubst du, wir sind zu spät?"
„Es gibt nur eine Möglichkeit das herauszufinden!" Flynn trat entschlossen an die Tür und griff nach der Klinke, doch er hielt einen Augenblick inne, weil er ein Geräusch vernahm. Es war eine leises, verzweifeltes ‚Hilfe', das ihm in den Sinn kam.

Annas Augen öffneten sich schwer, als sie das Klopfen an der Tür wahrnahm. Sie wollte versuchen, sich auf die Beine zu kämpfen, aber sie schaffte es nicht. Die Schmerzen waren einfach zu stark.
Anna blickte verzweifelt zur Tür. „Hilfe...", brachte sie nur über die rauen Lippen.

„Jemand muss dort drin sein. Ich habe es gehört!", rief Flynn Rapunzel zu und drückte die Klinke hinunter. Sie sprang jedoch nicht auf. Er rüttelte daran herum, doch die Tür regte sich nicht.
„Abgeschlossen!", stöhnte er und lehnte sich erschöpft dagegen.
„Was haben wir anderes erwartet?", murmelte Rapunzel und sah sich verloren im Flur um, „Dieser Idiot hat – wetten – den Schlüssel mitgenommen? Können wir sie nicht irgendwie aufbrechen? Ich meine, ja gut, den Schaden dürfen wir bezahlen, aber fällt dir, was Besseres ein?"
„Ja, er hat leider an alles gedacht!", meinte Flynn und seufzte frustriert, doch dann sah er einen Löffel aus Holz, der in der Nähe des Fensters auf dem Boden lag. Er musste dem Diener vom Tablett gefallen sein, als er uns die Mahlzeit gebracht hatte. Wie gut für uns.
Flynn hob ihn auf und brach ihn durch. Dann nahm er ein kleines Stück Seil und verknotete die Enden miteinander. „So, das ist unser Weg ins Zimmer!", grinste Flynn und zeigte Rapunzel seinen Triumph, mit dem er die Tür öffnen wollte. Er hoffte nur sein Plan ging auch auf, obwohl er eigentlich ein Meister darin war, Schlösser zu knacken, da er ja schließlich schon ganz woanders eingebrochen war. Allerdings konnte man diese Situation jetzt nicht als Einbruch bezeichnen, dadurch dass sie ja nur helfen wollten.
„Da sag' noch einer ein geübter Dieb als Mann wäre nicht von Vorteil!", grinste Rapunzel und musste sich eingestehen, dass sie nicht die leiseste Ahnung hatte, wie Flynn damit das Schloss knacken wollte.
„Hast du das jemals bezweifelt?" Er lachte laut auf, kniete sich vor das Schloss der Tür und steckte seinen Schlossknacker hinein. Eine Falte bildete sich auf seiner Stirn und er starrte konzentriert auf die kleine Öffnung, in die er den umfunktionierten Löffel gesteckt hatte.
„Es geht nur um die Sperrstifte...", murmelte Flynn angestrengt und nach wenigen Augenblicken war ein leises Klicken zu hören.
„Na also, geschafft!" Er drückte nun die Klinke hinunter und die Tür sprang auf, „Dann mal hineinspaziert!" Doch Flynn verstummte schnell wieder, denn nun erblickten die beiden Anna, die gefesselt auf dem Boden lag.
„Anna!!" Rapunzel stürmte an Flynn vorbei zu Anna und kniete sich neben sie. „Anna! Anna, hörst du mich?"
Zwar kam von Anna nur eine leise Antwort, aber immerhin war sie bei Bewusstsein.
„Eugene, hilf' mir mal bei den Fesseln!", befahl Rapunzel und war heilfroh Anna lebend gefunden zu haben.
Flynn stürmte zu Rapunzel auf den Boden und löste den Knoten, der um Annas Hände gebunden worden war.
„Wer hat dir das angetan?", stieß er schon beinahe entsetzt aus.
Anna hatte sich nun endlich aufsetzten können, atmete jedoch schwer, weil der Schmerz des Schlages ihr noch Wort wörtlich im Bauch sitzte.
„Hans... Er ist... Ich habe mich in ihm getäuscht. Es war... nicht die große Liebe." Anna hielt inne und schluchzte, „Es war rein gar nichts...!"
„Also war er es, der dich gefesselt hat?", schloss Flynn daraus.
„Ja...", brachte Anna nur leise hervor.
„Hey, tief Luft holen!" Rapunzel griff nach ihren Haaren und drückte sie Anna auf den Bauch. „Ich weiß nicht, ob es noch viel bringt, aber... I-ich kann es ja mal probieren.", murmelte sie, „In Ordnung?"
„Bitte, versuch' es, Hans hatte wirklich einen harten Schlag drauf!", hustete Anna mit der Hand vor dem Mund ab.
„Hans hat dich geschlagen? Also, wenn das mal nicht fies ist, wer schlägt denn bitte eine Lady?", meinte Flynn entsetzt.
„Naja, eins ist sicher: Er ist bestimmt nicht auf unserer Seite...!", murmelte Anna kaum hörbar, „Denn er will Elsa töten, weil er denkt, er holt damit den Sommer zurück und deshalb würden ihm wohl alle dankbar sein und ihm zum König krönen. Und das ist das Einzige, worauf er es abgesehen hat!" Sie atmete tief durch, sowie Rapunzel es ihr angeordnet hatte.
„Okay, dann wissen wir zumindest, was er vorhat, das ist ja schon mal etwas!", stieß Flynn etwas erleichtert aus.
Nun ließ er jedoch von Anna ab, damit Rapunzel versuchen konnte, sie zu heilen. Dabei lehnte Anna den Kopf zurück und schloss die Augen, um sich der Heilung völlig hinzugeben.
„Also, gut...!" Rapunzel atmete dann auch noch einmal tief durch und begann damit dieses altbekannte Lied zu singen.

Frozen & Tangled I: Beware the frozen HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt