19

56 1 0
                                    

  PoV Rotpilz

Ich wurde von einem Gewicht auf meinen Lungenflügeln geweckt. Doch meine Lider waren zu schwer um sie zu öffnen. Eine gleichmäßige Vibration wie von einem mir fremden Atem bebte durch meine Adern. Was auch immer es war es behinderte ungemein meine Atemwege. Ich gab ein leises Keuchen von mir.
Etwas auf meiner Brust bewegte sich träge. Ich zwang mich dazu meine Augen zu öffnen doch bereute es ihm nächsten Moment wieder.
Ein viel zu helles Neonlicht blendete mich und mein Kopf durchzuckte ein Schmerz.
Bilder. Ich versuchte mich an den Zusammenhang zu erinnern.
Was ist als letztes passiert?
Wieso konnte ich mich nicht entsinnen was ich zuletzt fühlte?
Und vor allem wo und warum war ich hier?
''F-Felix?!''
Gott musste das Gewicht auf meinem Oberkörper jetzt auch noch zusätzlich so krass herumschreien?
Ich kniff meine Augen noch mehr zusammen. Ich wollte zurück in diese vertraute Dunkelheit.
''Ich bins! Rewi!''
Rewi?
Merkte dieser Rewi nicht das er mir mit seinen Worten weh tat? Schließlich war ich ja nicht schwerhörig. Denke ich jedenfalls.
Jemand rupfte mir unsanft an den Haaren. Ich drehte mich stöhnend auf die Seite.
Shit.
Ein ziehender Schmerz durchfuhr meinen linken Unterarm.
Ich fiel wieder zurück. Reckte mein Kinn in die Luft.
''W-Wasser...''
Ich hörte wie jemand aufsprang. Wenigstens kam dieser Rewi meinen Wünschen nach. Er legte seinen Arm an meinen Rücken und drückte mich hoch.
Dann setzte er sich hinter mich. Ich lehnte mich kraftlos an die improvisierte Lehne. Jemand legte mir kühles Glas auf die Lippen und ich öffnete sie bereitwillig.
Meine Stütze fuhr mit seiner Hand an mein Kinn, hob es leicht an und kippte dann das Wasser in meinen Rachen.
Ich schluckte brav. Und genoss das Gefühl dass durch meinen Hals floss. Leider war der Becher zu schnell leer und ich lag einfach nur noch in Rewi's Armen. Eben diese hatte er um mich geschlungen. Sein warmer unruhiger Atem streifte mein Ohr.
Ich schaffte es wieder meine Augen zu öffnen und entdeckte sofort den dicken Verband an meinem Arm. Ich befand mich in einem Krankenhauszimmer. Als ich mich umdrehte sah ich in ein ruhiges blaues Augenpaar.
In meinem Kopf ratterte es.
Auf einen Schlag kamen all die Erinnerungen zurück und ich atmete hörbar laut auf.
''Alles okay?''
''Ob alles okay ist??''
Ich schluchzte. Krallte mich in das Oberteil meines besten Freundes.
''Shh ist gut. Ich bin doch hier...''
Er zog mich an seine Brust.
''Nein! Du verstehst es nicht. Rein gar nichts ist gut...''
Mir kam meine letzte Tat wieder in den Sinn. Ich hatte ihn geküsst.
Hatte er erwidert?
Ich wusste es nicht mehr.
''Ich dachte schon ich hätte dich verloren...''
Ich zog kaum merklich meinen Kopf ein.
''Wie lange bin ich schon hier?''
''Eine Woche...''
Ungläubig sah ich ihn an.
''Du hast kurzzeitig dein Gedächtnis verloren.
Er lächelte gequält. Mitfühlend strich ich über seine Wange. Es musste schlimm für ihn gewesen sein von dem besten Freund zu hören er würde dich nicht kennen.
''Du Rewi?''
''Ja?''
Mein Magen knurrte.
''Ich hab Hunger...''
Er schmunzelte mich an.
''Komm mit, wir essen etwas in der Cafeteria.''
Er sprang vom Bett und hob mich hinunter.
Meine Beine wackelten stark und ich lehnte mich um nicht umzufallen gegen Rewi. Er trug ein schwarz rot kariertes Hemd und eine Jeans doch als ich an mir hinunter sah musste ich peinlich gerührt feststellen dass ich nur einen dieser Krankenhaus-Bademäntel trug.
Naja juckt schon niemanden.
''Hier laufen alle Patienten so rum.''
Stellte Rewi belustigt fest. Ich grummelte nur und folgte ihm durch die unbekannten Gänge, in denen er sich wohl schon etwas auskannte.

Das Klappern von billigem Geschirr ertönte schon durch die geschlossene Tür und wurde nicht angenehmer als die Tür von dem Dunkelblondem auf geschwungen wurde.
Ich tapste hinter Rewi her. Machte mich möglichst Klein. Trotzdem lagen viele Blicke auf mir und vor allem auf meinen Arm. Ich fühlte mich verdammt unwohl.
Wie ich sie hasste... diese Menschen.
Ich verharrte einen Moment auf der Stelle.
Rewi drehte sich zu mir um, lächelte und griff vorsichtig als wäre ich aus schneeweißem Porzellan nach meiner Hand.
Ich ließ mich von ihm zu einem Tisch an der großen Fensterfront ziehen. Verträumt sah ich aus dem Fenster auf den atemberaubendem Nadelwald vor mir. Das saftige dunkelgrün im Kontrast zu dem fast wolkenlosem Himmel.
''Felix was willst du essen?''
Essen? Ach ja da war ja was.
''Uhm das Selbe wie du?''
''Okay.''
Er wendete sich zur Bedienung.
''Zweimal oder, nein, besser dreimal das Tagesmenü.''
Schnell verschwand die Schwarzhaarige junge Kellnerin. Sie war sichtlich angetan von Rewi. Diese Blicke die sie ihm zuwarf lösten ein unbekanntes Gefühl in mir aus.

''Dreimal?''
''Du hast schließlich eine Woche nichts mehr gegessen.''
''Achso...''
Ich war verwirrt. Plötzlich legte sich seine Hand auf meine Wange.
''Och Felix, du bist schon sü-''
''Bitte sehr. ''
Die Bedienung unterbrach meinen Rewi.
''Danke... ''
Er hatte seine Hand wieder auf dem Deckchen platziert.
''Sonst noch was?''
Ich analysierte jeden perfekten Teil seines Gesichts. Blieb an seinen Lippen hängen. Unbemerkt von meinem besten Freund lehnte ich mich weiter vor.
''Nein Da-''
Meine Lippen unterbrachen ihn. Ich spürte wie, je länger der Kuss andauerte der Schmerz in meinem Herzen immer mehr verschwand.
Und als er ihn sanft erwiderte katapultierte er mich auf Wolke Sieben. Seine Hand fand wie von selbst wieder ihren Weg an meine Wangen und von da an in meine Haare.
Zitternd lösten wir uns wieder von einander.
Ich sah ihm in die ach so schönen Augen. Diesmal hauchte er mir einen sanften Kuss auf die Lippen. Ich lächelte ihn schwach an.
''Rewi... ''
Er hielt mir ein Brot vor die Nase.
''Erst essen, dann reden. ''
Ich gehorchte ihm. Es war als könnte er mich mit seinem kleinen Finger dazu bringen von einer Klippe zu springen.

Er fütterte mich auch noch mit dem Rest des Brotes bevor er selber aß. Ich konnte dabei nicht meine Augen von ihm lösen. Er hielt inne.
''Was ist?''
''Ni-Nichts...''
Ich wurde rot. Er lachte kurz auf und schob sich dann auch noch den letzten Happen in den Mund. Dann lehnte er sich zu mir herüber und hauchte sachte Fünf Worte in mein Ohr die mich fast zu einem Herzinfarkt brachten.
''Ich liebe dich, Felix Hardy.''
Mein Organismus drehte durch. Mir wurde heiß und kalt. Ich spürte wie mein Hals austrocknete.
Wasser. Ich brauchte Wasser!
Schnell griff ich nach seiner Wasserflasche und trank sie auf Ex.
Ziemlich unerotisch was?
Denn Rewi bekam erstmal einen Lachflash.
Beleidigt plusterte ich mich auf.
''Was kann ich dafür wenn deine Worte mich zum durchdrehen bringen!''
Sauber Felix.
Ich wurde jetzt schon zum zweiten Mal am Tag rot.
Und natürlich habe ich diesen Satz auch noch durch die halbe Halle geschrien und nun lagen alle Blicke auf mir.
Doch Rewis Lachen verstummte urplötzlich. Er sprang von seinem Stuhl und zog mich mit sich. Küsste mich vor allen Anderen.
Irgendwo in der Ferne hörte ich ein Raunen. Nur dumpf, denn meine Gedanken fokussierten sich ganz auf seine rauen Lippen. Sein heißer Atem der meine Lippen streifte. Sein sanfter Druck. Die Bewegungen. Seine Hände die besitzergreifend auf meiner Taille lagen. Die Schmetterlinge in mir krepierten gerade an Epilepsie, die durch die flackernden Gefühle in mir ausgelöst wurde. Die trockenen Flügel gingen in Flammen auf und heizten meinen Körper nur noch mehr an. Ließen mich unter seinen Händen wie Eis schmelzen.
Viel zu schnell legte er seine Stirn gegen meine und ich betrachtete sein atemloses Gesicht. Strich bedacht über seine hohen Wangenknochen.
''Wollen wir deine Sachen holen?''
Ich nickte doch bevor er sich von mir lösen konnte schob ich meine Finger nochmal in seine Haare. Zog sein Ohr zu meinem Mund und wisperte
''Ich liebe dich auch Sebastian.''
Er richtete sich wieder auf und griff nach meiner Hand. Mir viel sofort sein dummes, glückliches Grinsen auf.
Die teils empörten, teils verwirrten Blicke der Leute ignorierten wir und rannten fast schon zurück in mein Zimmer.

Allzu bald machte ich Bekanntschaft mit der kalten Plastikwand, gegen die mich Basti presste.
Mir blieb die Luft weg. Eine Sekunde verweilte sein liebevoller Blick auf meinen Augen bis er wieder unsere Münder vereinte.
Ich verlor meine Hände ziellos in seinen Haaren. Seine Finger fuhren tänzelnd an meinen Hals. Schoben von da den Mantel von meinen Schultern.
Ich vertraute ihm.
Seine Zunge bettelte um Einlass den ich ihr gewährte. Fast schon unschuldig erkundeten seine Hände meine nackte Haut. Er lehnte sich gegen mich. Ich spürte die einzelnen Fasern seiner Klamotten. Die Hitze die er ausstrahlte. Verspielt erkundete er meinen Mund.
Er löste sich einen Moment von mir und flüsterte mit dunkler, atemloser Stimme
''Du weißt nicht wie lange ich mir diesen Augenblick ersehnt habe.... Wie sehr ich mir dich ersehnt habe...''
Unsere Nasenspitzen streiften sich. Für einen Wimpernschlag verfingen sich unsere gierigen Blicke miteinander.
Er biss zärtlich in meinen Hals. Ich keuchte. Küsste sanft meinen Nacken entlang. Und vergrub sein Gesicht in meinem Haar.
Nun war ich an der Reihe. Ich schob meine Hände unter sein Shirt und fuhr seine Muskeln entlang. Spürte wie er eine Gänsehaut an den Orten bekam wo ich ihn berührte.
Ob ich bereit war?
Doch meine Antwort wurde jäh verworfen als er seinen Unterleib in einer Bewegung gegen meinen presste. Ich stöhnte etwas ungehalten auf und krallte mich in seine Oberarme.

Plötzlich ein Räuspern hinter uns und Rewi drehte sich langsam zur Tür. Verdeckte dabei gerade lange genug meinen Körper so dass ich schnell wieder das Krankenhausoutfit überlegen konnte.  

CrystalisedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt