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  PoV Ardy

Taddl nahm gerade auf und ich hockte hier in der Ecke meines Zimmers. Eingekuschelt in eine Decke. Mein Kopf nickte schon seit geraumer Zeit. Ich konnte es nicht kontrollieren. Angst stieg in mir auf.
Was wenn Lam recht hatte?
War ich wirklich in einem kritischen Zustand?
Wieder zuckte mein Kopf. Als würde ein Teil von mir verhindern wollen dass ich in einen 'Schlaf' fiel.
Mein Nacken tat weh. Ich fuhr mit meiner Hand über meinen brennenden Hals. Ich zog mir stöhnend die Decke über den Kopf.
Was war nur los mit mir?
''Ardy?''
Ich lugte hinter dem Stoff hervor.
''Jo?''
''Denk dran wir bekommen später noch Besuch von Ian und Michael.''
''Okay...''
Seit Petes Beerdigung war nun schon eine Woche vergangen. Meine andere Seite hatte sich ab da an nicht mehr gemeldet.
Ob sie weg war?
Aber um ehrlich zu sein beunruhigte mich die Stille eher. So wie diese ruhigen Momente vor einem Sturm.
Was wenn sie nur darauf wartete bis ich mal unaufmerksam war?
Bis ich mich in Sicherheit wog?
Nur um dann in meinen Schwächsten Zeiten auf mich einzuprügeln. Bei dem Gedanke lief mir ein Schauer über den Rücken.
Mit wackelnden Beinen stand ich auf.
Ich entschied mich, mich dann doch anzuziehen. Ich konnte schließlich nicht in Unterwäsche auf unsere Gäste treffen.
Sie wären wohl etwas verstört. Und diesen Ian kannte ich noch nicht einmal.
Ich wusste aus Erfahrung dass ich ein großes Talent dazu hatte den ersten Eindruck den Leute von mir hatten zu versauen.

Ich sah mein Spiegelbild an. Hielt meinen Kopf mit beiden Händen fest. Und kippte mir kaltes Wasser ins Gesicht.
Langsam wurde das Nicken wieder schwächer.
Ich gab ein erleichtertes Geräusch von mir. Das mich viel zu sehr an ein Stöhnen erinnerte.
Jemand hinter mir räusperte sich.
''Huh?''
Ich drehte mich um.
Knöpfte gerade mein Hemd zu.
''Ich dusch nochmal okay?''
''Klar.''
Ich quetschte mich an Taddl der ganze dreiviertel der Tür beanspruchte vorbei.
Seufzend ließ ich mich auf das Sofa fallen und starrte an die Decke.
Meine Gedanken flogen frei durch die Gegend. Ich begann damit eine mir unbekannte Musik zu summen und doch kannte ich sie auswendig.
Ob das mit meiner Anderen Seite zusammen hing?
Konnte Musik traurig klingen?
Wenn ja dann tat sie das.
Ich verfolgte tanzenden Staub der vor meiner Nasenspitze im Sonnenlicht glänzte. Es war ein viel zu warmer Sommertag und ich war froh, dass Taddl noch nicht vorgeschlagen hatte einen Ausflug zu machen.
Es hatte schon Vorteile wenn jeder von einem dachte man wär ein Psychosenjunge.

Ein Klingeln riss mich aus der Starre. Im Bad rauschte immer noch das Wasser also musste ich mich dazu aufraffen den Beiden die Haustür zu öffnen.
Ätzend.
Ich stapfte zum Eingang und schloss sie auf.
Vor mir stand ein sanft lächelnder Michael und ein relativ großer, dünner junger Mann. Er hatte kurze orangene Haare und einen Drei-Tage-Bart. Seine Haut war fahl und er hatte einen neutralen Gesichtsausdruck. Irgendwie strahlte er Kälte aus.
''Hey Ardy. Darf ich vorstellen: Ian.''
Ich hielt Ian meine Hand hin. Er nahm sie zögerlich.
''Hi!''
Der Orangehaarige murmelte nur etwas Unverständliches.
Michael lehnte sich zu mir rüber.
''Du musst verstehen er ist etwas eigen.''
Ich sah ihn verständnisvoll an. Er hatte immer noch den selben emotionslosen Ausdruck drauf.
''Wollt ihr vielleicht reinkommen?''
''Klar!''
Michael ging an mir vorbei und mein Kopf zuckte noch einmal kurz. Ian betrachtete mich verwundert aus dem Augenwinkel.
Ich drehte mich schnell weg und knallte die Haustür zu. Er hatte so etwas wissendes in seinem Blick.

Endlich war Taddl fertig mit duschen und wir konnten uns alle Vier auf die Wohnzimmergarnitur quetschen.
Taddl und Michael quatschten die ganze Zeit und ab und zu gab auch Ian mit einem schrecklich gleichgültigen Klang in seiner Stimme ein Kommentar ab.
Ich starrte auf die Fransen des Teppichs. Manche hoben sich von dem dunklen Schwarz ab und schimmerten weiß oder hellgrau.
Langsam wurde mein Nacken wieder steif als ich das Nicken unterdrücken musste. Mir wurde schlecht.
Ich zuckte zusammen als Taddl vier Bierflaschen auf den Glastisch stellte.
Wann war er aus dem Raum gegangen?
Ich nippte nur an meinem Glas. Die Anderen waren wirklich verdammt in eine Diskussion über die Oculus Rift vertieft dass ich mich unbemerkt von ihnen auf mein Zimmer schleichen konnte.
Zu mal es mich ein wenig traurig machte dass jetzt Taddls Aufmerksamkeit nicht mehr nur noch mir galt.
Aber ich wollte nicht Eifersüchtig oder gar arrogant wirken.
Nur war es nicht vollkommen okay sich zu wünschen, dass man für den besten Freund die Nummer Eins war?
In meinem Zimmer angekommen fiel ich erschöpft auf mein Bett. Presste mein Gesicht in ein Kissen und brummte vor mich hin.
Ich spürte wie ich immer müder wurde. Legte meinen Kopf auf die Seite und fuhr bedacht mit meinen Fingern über den weichen Deckenüberzug.

Die Tür öffnete sich mit einem Knarren und der Blonde lugte durch den Türspalt.
''Ardy? Alles okay?''
Fremd.
Ich setzte mich auf.
Seine Stimme klang so fremd. Auch das Blond seiner Haare war mir gänzlich unbekannt. Es war zu hell. Er war zu groß. Zu muskulös.
Ich bekam Angst als er hineinkam.
Ein Feind.
Selbst das blau seiner Iris war zu eisig. Würde er mich berühren würde ich erfrieren.
Mein Rücken presste sich gegen das Kopfende des Bettes. Er sollte nicht näher kommen. Er sollte weg bleiben.
Mir fiel es wie Schuppen von den Augen. Dieser Taddl war nicht der alte Taddl. Er war falsch. Eine billige Kopie.
Anderen fällt es nicht auf. Doch ich merkte es. Ich kannte diese Person nicht. Alles was ich für sie empfand war Kälte. Brutales Eis welches drohte mich zu verletzen sollte ich ihm auch nur vertrauen.
''Ich schicke die Beiden weg okay?''
Ich nickte misstrauisch.
Ihm fiel nichts auf.
''Gleich kommen nochmal Dner und Unge. Schlaf solange. Ich komme gleich nochmal wieder.''
Mit diesen Worten verließ er mein Zimmer. Mein Brustkorb hob und senkte sich hektisch.
Waffe.
Ich brauchte etwas um mich zu verteidigen.
Ich fiel mehr vom Bett, als das ich sprang, und hechtete zu meinem Schrank. Kramte einen Baseballschläger hervor.
Aluminium streifte meine Hände. Rutschte ein wenig. Ich schwitze. Zitterte. Stellte mich mit klopfendem Herzen neben die Tür.
Ich habe beschlossen den Taddl Klon zu eliminieren.
Dann werde ich nach meinem richtigen besten Freund suchen.
Die Haustür fiel ins Schloss. Alles was ich von da an wahrnahm war das blutige Rauschen in meinen Ohren. Meine Beine fühlten sich wie Wackelpudding an als ich das so neben der Tür lauerte. Noch einmal drehte ich den Schläger in meiner Hand.
Dann kam ein verwirrter Taddl hinein.
'Jetzt oder nie!'
Ich holte mit meiner Waffe aus und streckte den Größeren kurzer Hand mit einem Schlag in die Kniekehlen nieder.
Sie war wieder da. Die Stimme.
Ich spürte mein Adrenalin durch die Adern rasen.
Ich hatte es geschafft!
Doch der Fremde bewegte sich noch stöhnenden. Er versuchte sich aufzustützen doch knickte wieder ein. Ich hatte ihn wohl ziemlich heftig erwischt. Das zauberte ein Lächeln auf meine Lippen. Er krümmte sich zusammen.

Meine Augen verengten sich zu Schlitzen als er die Hand hilfesuchend nach mir ausstreckte. Genug gespielt. Ich riss den Schläger wieder hoch in die Luft und ließ ihn mit einem Surren auf Taddls Kopf zuschnellen.
Doch jemand riss mich um.
''Taddl?? Alles Okay??''
Unge kniete sich neben ihn. In meinen Augen funkelte Wut und ich versuchte mich aus Felix Zwangsumarmung zu befreien.
Zwecklos.
Ich entschied mich lieber dazu wie eine wild-gewordene Katze herum zu fauchen und zu kratzen.
Dner hielt mir den Mund zu und hob mich leicht an so dass ich nun nur noch mit meinen Füßen in der Luft umher strampeln konnte.
''Unge, ruf verdammt nochmal einen Krankenwagen!''
Die Stimme hinter mir machte mich nur noch wütender und ich versuchte erneut mich los zu reißen.
Biss ihm im die Finger. Mit einem Aufschrei ließ mich der überforderte Felix los. Ich wollte mich diesmal auf den vermeidlichen Komplizen von dem Taddl Klon stürzen doch da hatte ich die Rechnung ohne eben diese Klon gemacht.
Denn der zog mich mit sich zu Boden und presste meine Hände auf den Boden. Ich sah was er für Probleme hatte über mir zu knien.
Er setzte sich auf meinen Bauch. Wir Beide waren außer Atem. Selbst wenn ich wollte, und ja das tat ich, konnte ich mich nicht wehren. Mir fehlte einfach die Kraft.
Einen Moment sah ich so etwas wie Angst in den Augen des Blonden aufblitzen. Diese wich dann jedoch so schnell der Enttäuschung, dass ich mich fragte ob ich mich nicht doch geirrt hatte.
Starke Hände zogen mich unter Taddl hervor und legte gewaltsam meine Hände auf meinen Rücken. Ich hörte ein Klicken.
Fesseln.
Ich bekam Panik. Mit neu gewonnener Energie begann ich erneut zu rebellieren. Ich versuchte nach meinen Wachen zu treten und erwischte wohl den ungünstig im Weg stehenden Dner. Er stöhnte unter Schmerzen auf als ich sein Schienenbein traf.
Plötzlich ein Stich in meinem Nacken. Ich riss meine Augen auf.
Was war das?
Dann verlor ich mein Bewusstsein.  

CrystalisedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt