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PoV Taddl

Ich strich Ardy immer noch durch sein weiches Haar.
Wie sehr ich ihn liebte...
Um ehrlich zu sein habe ich nie an wahre Liebe geglaubt. Doch er hat mir die Augen geöffnet.
Ich lehnte mich zu ihm hinunter. Hauchte in sein Ohr.
''Aufwachen Ardylein... Der Film ist vorbei...''
Sanft küsste ich ihn auf die Stirn. Zuckte zurück.
Er war eiskalt.
''Ardy?''
Vorsichtig berührte ich mit meinen Fingerspitzen seine schneeweiße Wange.
Tatsächlich.
Ein leichter Schweißfilm bedeckte sein Gesicht. Locker glitt sein Arm vom Sofa. Sonst keine Regung.
Mir kam ein schrecklicher Verdacht.
Panisch presste ich meine Finger auf seinen Hals. Tränen stiegen in meine Augen. Irgendwas zog tief in mir drin.
Ich spürte kein Pochen. Mir wurde augenblicklich schlecht.
Das musste doch alles ein schrecklicher Traum sein!
Ich hob ihn hoch. Bettete ihn wieder auf das Sofa.

Der Krankenwagen kam mit lauten Sirene. Und ich stand hier. Regen schlug laut gegen die Scheiben. Tonlos flimmerte der Fernseher vor sich hin. Nur dumpf merkte ich wie ich von der Trage beiseite geschoben wurde.
Auch sie fühlten seinen Puls. Der Arzt mit den giftgrünen Augen sah auf den Boden. Sein Mund bewegte sich. Keine Worte kamen bei mir an.
Ich biss mir krampfhaft auf die Unterlippe.
''Es tut mir Leid... Herzinfarkt... Grund unbekannt... Verloren.... Brauchen sie noch Hilfe?''
Hilfe? Ob ich Hilfe brauche?
Ich schluchzte auf. Spürte seine Hand auf meiner Schulter.
Ich brauche ihn.
Ich brauche Ardy. Diese weiße Gestalt über der gerade ein Reißverschluss geschlossen wurde. Meine Sicht verschwamm.
Es tat weh.
Der Verlust tat sogar körperlich weh. Ich bohrte meine Nägel in meine Hose. Ich wurde zurück auf den Sessel gedrückt. Automatisch zog ich meine Beine an. Konnte meinen Blick immer noch nicht von dem improvisierten Sarg lösen.
Es war als würde mein Herz darin liegen. Und jämmerlich verbluten. In meiner Brust klaffte ein Loch. Mein Kopf war leergefegt. Als wäre mit ihm meine ganze Kreativität gegangen. Die Welt um mich herum verlor langsam ihre Farben. Zurück blieb ein finsteres Schwarz.
Ardy wurde heraus getragen. Die Sanitäter verließen meine Wohnung. Schluchzend schloss ich meine Augen. Ich konnte einfach nicht mehr. All meine Energie war weg. Verloren.
Ich fasste einen Entschluss. Heute Nacht werde ich nicht mehr schlafen. Nicht mehr atmen. Nein. Nicht ohne ihn. Er war mein Leben. Mein Leben wurde mir genommen...

Mit steifen Schritten ging ich aus der Haustür. Die Treppenstufen hinauf. Hinein in die verregnete Nachtluft. Regentropfen vermischten sich mit meinen Tränen. Nass klebte mein Shirt an meinem Oberkörper.
Ich schob meine Fußspitzen über die Kante. Beobachtete noch einmal das atemberaubende Panorama, dass sich mir bot. Früher standen wir hier immer. Gemeinsam. Haben übers Leben und Sterben philosophiert.
''Du hast mich nie gesehen wie ich den Himmel berührt habe, trotzdem fliege ich.''
Seine Worte klangen klar in meinen Ohren.
Damals.
Ja, damals hatte ich auch nie daran gedacht je hier hinunter zu springen. Doch jetzt...
Ich atmete tief ein.
3...
Sein Lächeln erschien vor meinem inneren Auge.
2...
Seine sanften Berührungen.
1...
Ich liebe dich. Und werde es auch immer tun. Ein Erinnerungsfetzen.
''Egal was nach dem Tod kommt?''
''Egal was nach dem Tod kommt.''
Dann sprang ich. Fühlte mich als würde ich fliegen. Eiskalte Luft schlug mir entgegen. War glücklich. Und ich lächelte als ich auf dem Boden aufkam.

Die Vögel singen fröhlich als wir so über die Wege schlenderten. Ich beobachtete die tanzenden bunten Blätter. Sie waren frei.
Ich musste Schmunzeln.
''Du Taddl?''
Ich drehte mich zu Ardy.
''Hm?''
Er wurde rot. Wieso wurde er rot?
''Weißt du... Du und Ich...''
''Ja?''
Er stockte.
''Komm mit.''
Ich ließ mich einfach nur wortlos von ihm mitziehen.
Wir kamen wieder an einer Klippe zu stehen.
''Wow...''
Mehr brachte ich nicht über die Lippen.
Von hier aus konnte man den ganzen Wald überblicken. Irgendwo kreischte ein Falke und ich genoss den Geruch des Sommers. Ein sachter Wind umspielte meine Haare.
Plötzlich griff Ardy nach meiner Hand.
Ich schaute ihn schief an.
Er schenkte mir ein Lächeln dann zog er mich an sich ran. Ich vergrub mein Gesicht in seinem Haar. Widerwillig schob er mich wieder so weit von mir weg das er mir direkt in die Augen schauen konnte.
''Also nochmal: Du und ich, wir sind wie Feuerwerke und Symphonien im Himmel...''
Er legte seine Hand auf meine Brust.
''Irgendwie fühle ich mich nur bei dir wirklich lebendig... und... ohne dich fühle ich mich zerrissen wie ein Segel im Sturm und... ''
Es bildeten sich Tränen in meinen Augen.
''Du hilfst mir meine Vergangenheit zu vergessen... Ohne dich fühle ich mich nur halb, zerbrochen.''
Er lehnte seine Stirn an meine, atmete tief durch.
''Ich glaube, ich habe mich in dich verknallt. Nein, ich liebe dich. ''
Zärtlich legte er seine Lippen auf die meinen. Und zum ersten Mal in meinem Leben fühlte ich mich komplett. Ich erwiderte den sanften Kuss und steckte all meine Liebe in ihn.
''Bitte verlass mich nie.''
Ich nickte nur. Tränen der Freude strömten meine Wangen hinunter.
''Ich werde immer auf dich aufpassen.''
Diesmal war ich es der sich hinunter beugte um ihn zu küssen. Meine Lippen kribbelten und mein Herz sprühe Funken. Er schloss seine Arme um mich und sah mir tief in die Augen.
Endlich bekam ich meinen Mund auf.
''Ich liebe dich auch.''

Ende~  

CrystalisedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt