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PoV Ardy

Ich sah auf meine nackten Füße. Spürte die sandpapierähnliche Oberfläche unter meinen Füßen. Schwarz im Gegensatz zu dem Kalk meiner Haut.
Ich löste meine Hand von dem fast brühend heißen Geländer. Sah auf. Setzte einen Fuß auf dem schmalen Brett vor den Anderen.
Ich hörte meinen Atem viel zu laut. Von außen Drang nur Geschrei an meine Ohren. Ich beschleunigte meine Schritte noch einmal, sie schrien mir zu. Ich soll mich beeilen. Ich soll springen.
Ich biss mir auf die Unterlippe. Trat langsam mit meinen Zehen über den Absatz. Heiß brannte die raue pechfarbene Oberfläche.
Unter dem zwei Finger breitem Sprungbrett lag ein dunkelblauer See. Er erstreckte sich fast bis zum Horizont. Würde ich nicht gerade hier stehen könnte ich vielleicht sogar die Reflektionen auf dem Wasser genießen. Doch meine Höhenangst hielt mich davon ab.
Scheiße wieso tat ich mir das hier eigentlich an?
''Alles okay Ardy?''
Das war seine Stimme. Klar und tief klang sie in meinem Kopf. Ich wendete mich nach Links. Sah in seine kristallenen Augen.
''Soll ich zuerst springen?''
Ich nickte. Meine Kehle war staubtrocken.
Fast schon Besessen folgte ich jeder seiner Bewegungen. Jedem Muskel. Jeder Zuckung. Er spannte seinen Körper an. Und sprang ab.
Wie immer stockte mir der Atem. Wie immer trat er mit einem perfektem Kopfsprung in das Wasser ein.
Doch ich konnte immer noch keinen Finger rühren. Taddl tauchte wieder auf. Winkte mir. Sah mich aufmunternd an.
Ich zitterte. Wie ein Tier mit Todesangst stand ich hier. Meine Beine drohten einzuknicken. Gleich werde ich hier wohl unfreiwillig runterfliegen. Also konzentrierte ich mich. Kratzte das wenige Kraft zusammen das ich noch besaß. Schloss meine Augen. Legte meinen Kopf gen Mittagssonne die über uns stand. Atmete einmal tief ein und wieder aus. Dann beugte ich mich in einer Bewegung nach Vorne. Schlug die Augen auf. Und stieß mich ab.
Einen Wimpernschlag später wurde ich vom kühlen Nass umschlossen. Kurz verlor ich Unterwasser die Orientierung. Panisch paddelte ich in irgendeine Richtung die sich dann wohl als richtig herausstellte, denn Sekunden später strömte wieder schwüle Luft in meine Lungen.
Ich keuchte. Schnappte. Die Sonne schirmte ich mit meiner Hand ab. In der Ferne nur das Zirpen von Grillen und Wasser plätschern.
''Komm hier her Ardy!''
Ich starrte auf den Sprungturm. Mir wurde schlecht als mir klar wurde das ich da heruntergesprungen bin.
Ich schwamm schon in Richtung des Blonden, doch plötzlich ertönte ein schriller Frauenschrei hinter mir.
''Hai!!''
Panik. Pure Panik gemischt mit Adrenalin floss durch meine Adern. Ich versuchte ruhig zu bleiben. Jetzt bloß nicht untergehen Ardy.
Ich hatte erst vor ein paar Tagen schwimmen gelernt. Und genauso sah es auch. Etwas hilflos versuchte ich noch schneller zu paddeln.
Mein Bruder hielt mir schon seine Hand an den Rand des kleinen Vorsprungs der den ganzen See umschloss.
Etwas streifte mein Bein. Ich quickte auf. Zappelte geschockt. Taddls Augen waren vor Angst aufgerissen. Mit beiden Händen strich ich über die brennende Stelle.
Plötzlich ging ich unter. Wieder setzte mein Atmungsreflex ein.
Zu früh!
Ich bekam einen Schwall Wasser in Luftröhre. Hustete. Atmete nur noch mehr Wasser ein. Mir wurde schwindelig.
Wieder verlor ich die Ahnung wo oben und unten war. Anscheinend hatte ich diesmal kein Glück. Frustriert gruben sich meine Finger in den matschigen Untergrund. Wütend stieß ich mich von eben diesem ab.
Komischerweise konnte ich mein Verderben verdammt klar beobachten.
Der Boden war grünlich. Wie alles hier. Steine prunkten wie Häuser neben mir in die Höhe und Kolonien von Schlickpflanzen gaben ihnen einen Anstrich. Zentimeter dicker Seetang rottete sich zu undurchdringlichen Wäldern zusammen.
Alles wurde von einer unheimlichen Stille in Schach gehalten. Vom Himmel drangen nur noch schwach die schimmernden Sonnestrahlen.
Plankton und Dreck schwamm vor meinen Augen, kleine silberne Fische bahnten sich ihren Weg durch das Wasser. Als ich nach oben sah zuckte ich zusammen.
Kein Blick wurde mir durch die Oberfläche auf meinen Freund gewährt. Langsam verließ mich meine Energie.
Es war wie ein verdammter Spiegel. Und durch dieses Bild konnte ich auch die Kreaturen um mich erkennen. Und mit einem Mal wurde mir bewusst das der Hai mein kleinstes Problem hier unten war.
Wasserleichenähnliche Wesen sammelten sich um mich. Ihre Haut war von dunkelgrünem und schwarzen Schleim überzogen.
Ich war mir sicher an der Oberfläche würden sie schrecklich stinken. Schrecklich waren auch ihre leeren Augenhöhlen. Sie starrten mich versessen an. Kamen immer näher.
Ein Teppich von verfilzten Haaren zollte bei manchen von früherer Lebendigkeit. Ich zitterte. Weiße Punkte begannen vor meinen Augen zu tanzen.
Ich spürte wie sich eine der eiskalten Klauen um meinen Knöchel krallte. Ich wollte hier weg. Zappelte. Doch sie waren zu stark.
Auch wenn sie unaussprechlich grässlich mit ihren knochigen Körpern aussahen.
Mit einem Mal wurde mir schwarz vor Augen.

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