Crystalised

41

PoV Ardy

''Brauchst du Hilfe?''
Ich drehte mich zu dem Blonden um.
Hoffnungsvolles Blau.
Doch meine Miene war kalt.
Ich wollte nicht, dass er sah wie sehr ich gerade innerlich kämpfte. Wollte nicht, dass er sieht wie ich blute.
''Sieht er aus als bräuchte er welche?''
Joey...
Schon wieder dieser aggressive Unterton.
Der Schwarzhaarige erkannte meinen Freund. Taddl ihn anscheinend nicht.
''Wer ist das Ardy?''
Er ging in keinster Weise auf den bissigen Ton ein.
''Ein...''
Ja...
Was war Joey eigentlich für mich?
Ein Mörder? Ein Monster? Oder doch nur ein 'Bekannter'?
''Ein Freund. Ich bin ein Freund von ihm.''
Taddl zog seine Stirn kraus. Ich bemerkte sein Misstrauen.
Was ihm wohl gerade durch den Kopf ging?
Ob er sich langsam an die Situation damals vor der Tür erinnerte?
Dann fiel meine Aufmerksamkeit wieder auf seine Worte.
''Komm wieder nach Hause Brudi... Bitte.''
Er griff nach meiner Hand doch ich zuckte zurück.
Wenn er mich berührt werde ich wieder weich.
Seine Gesichtszüge entglitten. Verhärtete sich wieder.
''Komm schon!''
Ich zuckte zusammen.
Seit wann konnte er so laut sein?
Seine Zähne knirschten. Ein paar der Passanten wendeten sich zu uns.
''Er will nicht.''
Joey schob sich vor mich. Zischte den einen halben Kopf Kleineren an. Wenige Zentimeter trennten sie voneinander.
Flucht wäre zwecklos. Der Schwarzhaarige hielt meine Hand viel zu fest.
''Was weißt du schon darüber was er will?''
Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. Ich konnte die dicke Luft zwischen ihnen schon fast sehen. Unglaublich dass sie überhaupt noch atmen konnten.
''Sehr viel. Schließlich hab ich den Kleinen hier entjungfert.''
Boom.
Diese Aussage schlag nicht nur bei Taddl ein wie eine Bombe. Der halbe Platz starrte uns an.
Ich wurde puterrot.
Verdammt.
Wieso musste er es auch noch so erfahren?
Mit einem Mal wich der geschockte Gesichtsausdruck Taddls, der Erkenntnis. Man konnte fast schon dabei zusehen wie sich Puzzelteil für Puzzleteil in seinem Kopf zusammensetzte.
''Du warst der Typ...''
''Ja?''
Ein dreckiges Lächeln legte sich auf das markante Gesicht von Joey.
''...Der ihn vergewaltigt hatte...''
Am liebsten wäre ich genau jetzt dazwischen gegangen doch etwas hielt mich zurück.
Pandoras Fänge bohrten sich in meinen Geist. Nahmen mir jede Fähigkeit mich zu rühren.
''Ach Vergewaltigung nennst du das also? Ich finde ich war sehr vorsichtig. Und schließlich hat sich Ardian darauf eingelassen...''
Ich wurde bleich.

''Ardy stimmt das?''
Ich biss mir auf die Unterlippe.
Nickte. Wollte ihm nicht in die Augen schauen. Doch einen kleinen Blick konnte ich nicht unterbinden.
Er war wütend.
Wieso war er wütend?
Dann funkelte wieder Trauer auf.
Eifersucht als er unsere Hände sah. Keine Frage er wusste selber nicht wie er jetzt reagieren sollte. Und ich?
Ich fühlte mich als hätte mich jemand in ein tiefes Loch gestoßen.

Joey wartete gar nicht mehr auf eine Reaktion von Taddl sondern zerrte meinen leeren Körper schon fast zu seinem Auto.
Etwas sanfter schnallte er mich auf dem Beifahrersitz an. Immer noch konnte ich nicht handeln. Wurde ich gerade entführt?
Doch ich wehrte mich nicht... Ich akzeptierte es einfach.
Fassungslos starrte mich der Blonde durch die Scheibe an. Ich wendete meinen Blick ab. Er fiel auf die Armaturen.
Sie begannen wie Glühwürmchen zu leuchten als der Motor mit einem Schnurren ansprang. Ein teures Auto.
Hatte Joey echt so viel Geld?
Aus dem Augenwinkel inspizierte ich den Fahrer.
Keine Frage.
Wie ist es mir vorher noch nicht aufgefallen?
Dann setzte sich der Wagen in Bewegung. Wir ließen ihn hinter uns. Und mit dem Blonden auch einen großen Teil meiner Probleme.
Hinein in das Ungewisse. Vorbei an den hellen Lichtern der Neonreklametafeln. Bis hinein in das Luxusviertel der Stadt.

Ab und zu winkten ein paar der Bewohner Joey. Er grüßte zurück. Anscheinend war er hier bekannt. Auf mir lagen jedoch nur verwunderte Blicke.
Dann ein Hoffnungsschimmer. Pandora ließ mich kurz fallen, in der Sekunde rüttelte ich verzweifelt an dem Türgriff. Der Schwarzhaarige lachte jedoch nur dreckig. Dann wurde es mir klar.
Abgeschlossen. Verriegelt. Unpassierbar.
''Keine Sorge so schnell lass ich dich nicht wieder gehen.''