Star Café

Kapitel 8

Als sie auf dem Weg zur Bahn waren, blieb Knut abrupt stehen.
"Du hättest dich nicht nicht wirklich so auftakeln sollen. Der arme Chris hatte Mühe seine Professionalität zu behalten. Mensch Maus!"

Victoria schaute ihn süffisant grinsend an, es war nicht unbedingt ihre Absicht gewesen, Knuts Boss aus den Pantinen zu hauen. Aber sollte sie deshalb in Sack und Asche herumlaufen? 
Ganz sicher nicht!
Hätte sie jedoch geahnt, wie heftig Chris reagieren würde, hätte sie sich tatsächlich etwas weniger aufgebrezelt. Bei ihrem letzten Besuch im Café standen da nur so aufgetakelte Modepüppchen. Also ging sie davon aus, daß das der Dresscode sein mußte. 
"Tut mir leid", sagte sie ehrlich zerknirscht.

Knut mußte grinsen, sie war manchmal einfach zu goldig. 
"Wenigstens hat Chris jetzt mal eine echte Lady gesehen ", konstatierte er trocken. 

Victoria kicherte. 
Sie war vieles, aber eine Lady? 
Ehm, ja. Sicherlich, auch. 
Eine Lady war ihre Mum, immer gut gekleidet, freundlich und gelassen. 
Bei ihr hingegen war das mit der Lady so eine Sache. 
Wenn ihr jemand auf den Senkel ging, pfiff sie auf marshmallowweiche Diplomatie und haute der Person knallhart und ungefiltert ihre Meinung um die Ohren. 
Auch sonst war sie nicht gerade dafür bekannt, immer genau das zu tun, was gesellschaftlich von ihr erwartet wurde. 
Und im größten Notfall auch einer gepflegten Keilerei nicht abgeneigt. 
Eben eine Lady mit zwei Fäusten oder wie der Western auch immer hieß. 

Knut hatte sich zwischenzeitlich die Kopfhörer aufgesetzt.
Endlich Ruhe, keine quiekenden Weibsen oder chillige Hipster mehr.
Nur himmlische Musik.
Leise summte er mit. 

Victoria tat es ihm gleich. 
Sich der Musik hingebend fuhren sie nach Hause .

Kaum dort angekommen, verschwand Knut im Bad. 
Danach in seine Schulbücher, denn auch er machte seinen Abschluß an der Fernschule. 
Schule, allein, wie er das Wort hasste. 
Wenn er an seine Regelschulzeit erinnert wurde, ging er zornesrot in die Luft. 
Es war, mit Verlaub, die beschissenste Zeit, die er durchstehen mußte. 
Ein selten hirnverbranntes System von Tests und Lehrer, die leer waren, regelrechte Hohlkörper. 
Das Wort Disaster traf es nur wirklich unzureichend. 
Aber gut, dank dieser Fernschule war es erträglich und die Anforderungen für seinen Geschmack lächerlich. 
Jeden Tag so eine Stunde reichte locker um den Lernstoff durchzubekommen. 
Somit stand heute Mathe auf dem Plan, eine kleine Belohnung für den ersten Arbeitstag. 

Währenddessen brütete Victoria leicht genervt über Spanisch. 
Warum brauchte man denn für das Abi auch zwei Fremdsprachen? 
Englisch war schon so eine Sache in der letzten Prüfung gewesen. 
Sprechen war meist nicht das Problem, aber Schreiben ? 
Himmel hilf!

Gegen 18 Uhr schaute Knut ins Zimmer: "Essen ist fertig".

Sie schreckte aus ihrem Spanisch hoch.
Was wollte Knut von ihr?

" La comida está lista", las er von seinem Smartphone ab.

Victoria lächelte ihn an:"Estaré allí, ich komme gleich."

Knut hatte Spaghetti gekocht, für Maus mit Hackfleischsauce. 
Eines ihrer Lieblingsessen.
Seine hingegen war fleischfrei.
Nach der Hausarbeit, die sich leider nicht von selbst erledigte und einer gepflegten Runde zocken, gingen sie zu Bett.