Der Harfenton holte ihn aus dem Bett. Eine Nachricht von Prinzessin! Schläfrig griff er nach seinem Telefon. Guten Morgen, gut geschlafen?, schrieb sie. Chris setzte sich auf, er hatte gefühlt etwas zehn Minuten geschlafen. Überrascht blickte er auf die Uhr, es war gerade mal halb neun! Mit einem Mal war er hellwach! Er sollte um neun beim Doc sein! Rasch zog er sich an, zog seine morgendliche Line und rauschte zur Tür hinaus. Bei aller Aufregung hatte er vergessen seinen Wecker zu stellen! Gerade so pünktlich stand er in der Klinik.
Knut weckte Victoria nur ungern, aber der Haushalt machte sich nicht von alleine. Brummelig saß sie zerzaust am Frühstückstisch. Gestern Nacht hatte er sich erspart sie nach den Details zu fragen.
Der Kakao weckte ihre Lebensgeister! Herzhaft biss sie in ihr Croissant mit Schokocreme. "Das Konzert war klasse", blubberte sie glücklich. Knut schaute sie liebevoll an, er war tierisch erleichtert, daß ihr nichts passiert war!
Nach dem Frühstück tapste sie zu ihrem Telefon. Erst schrieb sie Chris, dann zeigte sie Knut die Videos der letzten Nacht. Die Musik drang blechern aus den Lautsprechern. Zufrieden saß sie auf der Couch und hörte sich das Konzert erneut an. Leicht gequält gab ihr Knut die Kopfhörer. "Das Ding rasselt blechern wie nen olles Sistrum!" Sie lachte und hörte den Rest über die Kopfhörer, während sich Knut entspannt auf die Couch fläzte und Animes schaute.
Dann zog sie sich an und machte sich auf dem Weg zum Recyclinghof. Dorthin brachten sie einmal die Woche Papier und Plastik, damit es erneut verwendet werden konnte. Auch Knut machte sich zu seinem samstäglichen Termin auf die Socken.
Chris saß erschöpft im Wartezimmer. Die Nacht hing ihm wirklich in den Knochen. "Herr Silberberg, bitte!" Er muß eingenickt sein, denn die knarzige Stimme aus dem Lautsprecher holte ihn ins Jetzt zurück. Zerschlagen schlich er ins Behandlungszimmer.
Dr. Avicenna saß gut gelaunt nach seiner bald endenden zwölf Stunden Schicht in seinem Bürostuhl. "Chris, komm rein." Wie ein Häufchen Elend schlurfte er in Richtung Behandlungsstuhl. "Lange nicht gesehen", versuchte der Doc das Gespräch zu beginnen. Chris schaute ihn aus seinen noch immer unnatürlich großen Pupillen an. Sein Gehirn fühlte sich wie ein ausgedrückter Schwamm an. Bedächtig suchte er nach den richtigen Worten:"Hi Doc, habe Nasenbluten. Brauch Rat." Dann ließ er sich, wie ein nasser Sack in den Stuhl fallen. Erneut nickte er weg.
Besorgt schaute ihn der Arzt an. So übel zugerichtet hatte er seinen Patienten lange nicht gesehen. Da Chris ihn nicht ohne Grund aufgesucht hatte, begann er mit der Untersuchung.
Langsam wurde Chris wieder wach. "Ah , gut, dann kann ich mich ja nun deiner Nase widmen." Damit nahm er den Spreizer und leuchtete in die etwas geöffnete Nase hinein.
"Himmel, ich hätte nicht Medizin, sondern Geologie studieren sollen!" Chris zuckte zusammen, das klang gar nicht gut. Langsam war sein Hirn wenigsten wieder in der Lage rudimentär zu funktionieren. "Wie schlimm ist es?"
Dr. Avicenna beendete die Untersuchung. Besorgt schaute er ihn an:"Junge, deine Nase gleicht nem Mondkrater!" Chris sank im Stuhl zusammen, er hatte so etwas schon geahnt gehabt. Aber nun gut, seit gestern Nacht war ohnehin irgendwie alles durcheinander geraten. Dann konnte man ja auch gleich weitergehen. "Welche Lösung gäbe es", fragte er matt. "Mit den Lines aufhören und ne Nasenop." Er nickte:"Wie läuft ne Op?" "Chris", Dr. Avicenna brüllte, als müßte er ihm wirklich in die letzten Hirnwindungen einbläuen, daß es damit nicht getan war! "Ich kann deine Nase nicht ständig flicken, Junge!" Chris nickte erneut. "Ich weiß, aber erst die Op. Bitte, Doc."
"Sie dauert etwa drei Stunden, wir transplantieren ein Stück Knorpel aus dem Ohr. Eine Woche Schonung muß sein. Freitag um Zwei, hier."
Chris rutschte noch weiter in sich zusammen. Wie sollte das gehen? Als hätte ihm jemand die Entscheidung abnehmen wollen, fing das Nasenbluten erneut an. "Fuck. Ok, Freitag." Der Doc schrieb ihm ein Rezept:"Hier, um die starken Verkrustungen zu lösen." Chris tupfte das Blut ab:"Ich nutze schon Nasenspülung und nen feines Glasröhrchen." "Das sieht man, trotzdem ist die Scheidewand durchlöchert und schwer entzündet. Spül mit dem Zeug aus dem Rezept zusätzlich. Bis Freitag."
Wie ein geprügelter Hund schlich Chris aus dem Gebäude. Er hatte keine Ahnung, wie er das alles bewerkstelligen sollte!
Er stellte sein Telefon wieder auf Laut und schon piepte es. Tanja wollte wissen, ob sie den Abend verbringen würden. Wenn es nach seinem Schwanz gegangen wäre, hätte die Antwort ja gelautet, aber ihm selbst war gerade alles zu viel. Er würde ihr später antworten.
Die weitere Nachricht, erfreute ihn bedeutend mehr: Prinzessin fragte , wie es ihm ginge. Was sollte er ihr antworten? Er setzte sich auf eine der Parkbänke in der Nähe der Klinik. Dann schrieb er ihr, was der Doc empfohlen hatte.
Keine Antwort. Er wartete noch einen Moment, doch das Telefon blieb stumm. Mit hängendem Kopf schlurfte er zum Zug und fuhr nach Hause.
Das Klingeln des Telefons holte ihn aus dem Schlaf. "Chris", antwortete er müde. Ein warmes Lachen am anderen Ende der Leitung ließ ihn fast sofort wach werden. "Hallo Prinzessin." Ein erneutes Kichern war zu hören."Guten Morgen, Chris", gluckste sie, "auch wenn wir bereits Nachmittag haben. Ich habe mit Knut geredet. Er schmeißt den Laden solo, bis du nach der Op wieder fit bist. Stimmt doch, Knuti-San?" "Hi Chris, ja stimmt so", kam in Knuts samtiger Stimme durch das Telefon. "Danke", war alles, was er noch herausbrachte. Dann knackte es in der Leitung.
Unschlüssig saß er in seinem Bett und sortierte sich zusammen. Sein Schädel schepperte, als würden Blecheimer darin herumgekickt . Langsam schälte er sich aus dem Bett. Eigentlich bestand sein Wochenende aus Sport, Sex und Lines, aber nachdem er einen Blick auf die Uhr geworfen hatte, strich er den Sport für heute. Es war zwischenzeitlich vier Uhr am Nachmittag! Er verzog sich unter die Dusche. Das warme Wasser tat seine Wirkung und ließ ihn endlich wieder etwas zu sich kommen!
Spontan schrieb er Prinzessin, ob sie sich treffen wollte. Die Antwort kam prompt: Leider nein, ich bin hundemüde und geh früh schlafen. Wie wäre es mit morgen?
Etwas enttäuscht, aber durchaus verständnisvoll lächelte er. Rasch schrieb er Tanja an, daß er sie flachlegen würde.
Doch bevor er zu ihr fuhr, machte er einen Abstecher zu Mohammed. Gut gestärkt für die Nacht machte er sich auf den Weg zu Tanja.
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Star Café
RomanceChris ist der Inbegriff des Sunnyboy und Inhaber des Star Café. Da er die Arbeit nicht alleine machen kann, sucht er eine Aushilfe. Knut mag soziale Interaktion ebenso gerne, wie eine Wurzelbehandlung beim Zahnarzt. Doch die Aussicht für das Üben...