Kapitel 52

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Das kleine Restaurant lag versteckt im Hinterhof eines alten Hauses. Obwohl es schon spät war, war es noch gut besucht. Chris hielt ihr die Tür auf. 

"Hey Chris, altes Haus, schön dich zu sehen", rief Nadeem, "oh , welche Ehere in Begleitung einer so hübschen Frau." Victoria lächelte freundlich.  Sie fühlte sich gerade alles andere als hübsch! 

Sie setzten sich an einen der Zweiertische mit Blick in den begrünten Hinterhof. "Was magst du trinken", fragte Chris ruhiger. "Wasser." Er schmunzelte:"Keine Experimente heute?" Sie schüttelte den Kopf. Er selbst orderte gar nicht, Nadeem brachte ihm ein Bier. 

"Habt ihr schon gewählt?" Chris nickte:"Steak mit Pommes, bitte." Victoria orderte ein kleines Steak mit Kräuterbutter. 

Nachdenklich betrachtete sie Chris, der zwar entspannt, aber gezeichnet von den letzten Stunden sein Bier trank. Was sie ihm immens hoch anrechnete, war sein Eingreifen am heutigen Abend! "Du bist echt kein Puddin'", murmelte sie beeindruckt vor sich hin. 

Chris schreckte aus seinen Gedanken, er hatte sich gerade in den schillernsten Farben ausgemalt, wie es wohl sei, wenn sie seine Freundin wäre... "Was ist mit Pudding", fragte er überrascht. 

Sie schaute ihn kritisch an:"Du bist kein Pudding!" Noch bevor sie ihm eine Erklärung geben konnte, servierte Nadeem das Essen. Erst jetzt bemerkte sie, daß sie ziemlich hungrig war! Schweigend genossen sie das verspätete Abendessen. 

Nach dem Essen begann Victoria noch einmal:"Du bist kein Pudding!" Chris konterte :"Sondern? Eiscreme?" Sie lachte:" Nein. Ein Pudding ist ein Schlaffi, so ein Möchtegernmann." Chris zog eine Augenbraue hoch, sie hatte ihn doch nicht etwa mit diesen Typen gleichgesetzt? "Bisher gabs nur einen, der kein Pudding war. Knuti-San!" Chris verschluckte sich an seinem Bier. "Was zum Geier kennst du denn für Typen", rutschte ihm zwischen zwei kleineren Hustern flapsig raus. Sie zuckte nachdenklich die Schultern, diese Frage hatte sie sich oft genug gestellt gehabt. Sie nahm ein Schluck Wasser:"Ich weiß nicht, wie ich es sonst nennen sollte, wenn sie mich nach maximal drei Wochen absägen. Begründung: Ich bin nicht verliebt genug!"

Chris fühlte sich, als hätte ihm jemand einen Kübel Eiswasser über den Schädel gekippt! Wenn diese Bubis das gemacht hatten und Prinzessin nur solche Lappen kannte, wunderte ihn gar nichts mehr! 

"Hat 's dir die Sprache verschlagen", fragte sie leicht amüsiert.  Chris nickte zustimmend. "Was solls, ist halt so", ergänzte sie betont unbekümmert.  Er schaute sie durchdringend an: "War halt so." 

Victoria hatte die Botschaft sehr wohl verstanden, doch gab es Fragen, die sie liebend gern beantwortet gehabt hätte. Auch wenn es schon spät war und sie langsam hundemüde wurde, das wollte, nein, mußte sie wissen! "Wie konntest du so locker ins Dorian gelangen?" 

Er hatte mit der Frage schon gerechnet gehabt, doch traf sie ihn unvorbereitet. Was hatte sie letzthin gesagt gehabt? Reibung erzeugt Wärme! Oh wie dieser Satz doch stimmte! Sie hatte sein Leben mal komplett auf den Kopf gestellt!  Mal sehen, wie sie mit den jetzigen Infos umgehen würde. Leise in sich hineingrinsend, reiste er in Gedanken einige Jahre zurück. 

"Charly und ich waren Kommilitonen an der Uni." Aufmerksam hörte sie zu. Das er die Uni nicht gerade geliebt hatte, aber dennoch eine Weile dort war, wußte sie bereits. "Wir haben ne Menge Unsinn im Sinn gehabt. Studieren gehörte absolut nicht dazu." Sie kicherte leise. Warum nur, konnte sie sich das so gut vorstellen? "Charly stand auf zwei Dinge, heiße Weiber zum Benutzen und Musik. Es lag nahe, daß er daraus Gewinn ziehen würde." Chris leckte sich leicht über die Lippen, die Erinnerung war einfach zu köstlich. "Da ich die Idee cool fand, taten wir uns zusammen und hoben das Dorian aus der Taufe." 

Victoria schloss für einen Moment die Augen. Das konnte ja wohl nicht wahr sein! "Du... du bist Eigentümer vom Dorian? Diesem Höllenloch? " Chris schaute sie herausfordernd an und wartete einen Moment. "Nicht ganz, Prinzessin. Charly hat mich ausgelöst, als ich das Star Café gegründet habe. Ich bin eher so der Patenonkel. Bin Platinmember auf Lebenszeit. Er bei mir allerdings auch." 

"Das ist eine Überraschung", versuchte sie ihre Gefühlsregung in Worte zu fassen. "Nein, Prinzessin. Die Idee vom Dorian war ein Ort für Spaß, heiße Girls und Musik. Was draus geworden ist kann ich nicht mittragen. Ich hatte heute mein Schlangenerlebnis."  

"Warum", das wollte sie genauer wissen! "Du kannst echt bohren, Prinzessin", kommentierte er halb erschöpft, halb belustig. Leise, aber fahrig flüsterte er:"Ich habe das erste mal mir die Nase dort gepudert." Etwas beschämt schaute er weg. Sie nahm seine Hand:"Ich mag dich , du bist kein Pudding."

Lächelnd liefen sie in Richtung Zug. "Kommst du noch mit zu Knuti-San und mir?" Chris lächelte:"Heute nicht Prinzessin. Beim nächsten Mal." 

Sie umarmte ihn, wie sonst auch. Doch kurz bevor sie in ihren Zug einstieg , küsste sie ihn behutsam auf seine Wange!

Chris stand da, wie vom Donner gerührt! Sie hatte ihn geküsst! Beschwingt tänzelte er die Straße entlang. Kurz vor seiner Wohnungstür fing ihn Charly ab. 

"Die haben die Bude links gemacht. Ich muß abhauen", presste er hastig hervor.  Chris nickte verständnisvoll. "Das Dorian war ihnen schon lange ein Dorn im Auge. Pass auf dich auf, alter Freund." Er umarmte Charly ein letztes Mal, dann rannte dieser die Treppen nach unten und verschwand in die Nacht. 

Chris öffnete die Wohnungstür. Eine Nachricht von Tanja, ob er noch Lust hätte. Lust hatte er schon, und so verschloss er seine Tür wieder von außen und schlenderte gemächlich zu ihr. 

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