"Da sind sie ja", Schwester Maisha eilte auf beide zu, "Dr. Avicenna war schon in Sorge, sie seien ausgebüchst!" Victoria fing herzlich an zu lachen und bekam sich kaum mehr ein, während Chris da stand und verzweifelt versuchte ebenfalls einen Lachanfall zu unterdrücken. Prustend erklärte er:"Prinzessin würde mich rösten, wenn ich hier ausbüchse. Und Knut erteilt mir Hausverbot in meinem Café. Ne, ne. Das lasse ich bleiben." Sie bog sich vor Lachen. Giggelnd eilten sie in sein Zimmer.
Kurz darauf stand Dr. Avicenna im Raum:"Chris, schön sie zu sehen." Dieser saß mittlerweile ausgelaugt in seinem Bett. "Wir waren im Park und haben die Sonne genossen." "Donnerwetter! Damit hätte ich nun nicht gerechnet." Beeindruckt schaute er Chris an. "Lassen sie uns mal nach ihrer Nase sehen." Behutsam tastete er ihn ab:"Das fühlt sich gut an. Es ist noch geschwollen. Was völlig normal ist. Wenn die Nacht stabil bleibt, gehen sie morgen nach Hause." Chris strahlte Victoria glücklich an. Doch seine Freude wurde sogleich getrübt, als der Doc ergänzte:"Sie müssen sich noch zwingend schonen, mindestens bis Ende der Woche. Und tägliche Kontrolle , hier." Victoria fragte rundheraus:"Wann sollen wir dann Montag hier sein? " Der Arzt schmunzelte:"Es genügt am Vormittag. Ich würde die Terminserie auf zehn setzen." Chris verzog, soweit es ging, das Gesicht. Es zog biestig in seiner Nase. "Einverstanden." Lässig tippte sie es in ihr Telefon. Dr. Avicenna verabschiedete sich für heute.
"Warum so früh", fragte Chris , als er gegangen war. Victoria schaute ihn leicht irritiert an:" Wir brauchen etwa vierzig Minuten Tür zu Tür. Untersuchung nochmal zwanzig Minuten und nochmal vierzig zurück. Noch später und der Tag ist hinüber. Ich brauch aber noch Lernzeit." "Lernzeit?" Sie atmete tief durch, er konnte ja nicht wissen, wie ihr Tag sonst lief. "Also, normalerweise steh ich gegen halb acht auf, frühstücke, internette und mach mich fertig. Dann habe ich zwei Stunden Lernzeit. Jeden Tag ein anderes Fach. Dann Haushalt und Freizeit." Chris schaute verstört drein. Das war so gar nicht sein Tag! "Und nun kegel ich ihn dir durcheinander", fragte er vorsichtig. "Ja, ist aber ok. Ich komme damit klar." "Tut mir leid", sagte er zerknirscht. Victoria setzte sich zu ihm aufs Bett:"Ist schon ok. Deshalb hatte Knut ja gefragt, ob ich es machen kann." Er nickte. "Hey, nicht betrübt sein, würde ich es nicht wollen , hätte ich nein gesagt", munterte sie ihn auf. "Was lernst du so", wollte er plötzlich wissen. "Spanisch, ich hasse das Fach derart, weil es so verdammt kompliziert ist. Ich mach meine Hochschulreife." "Respekt", murmelte er. "Ich weiß zwar nicht, welcher Teufel mich geritten hat, aber ja. Ich hab nämlich keine Ahnung was ich sonst machen soll." Chris schmunzelte:"Das findet sich, du bist so kreativ und offen, da gibt es bestimmt etwas." Victoria nickte zustimmend. "Erstmal kommst du wieder auf die Beine, dann geht's mit Schule weiter und dann schauen wir mal, noch habe ich etwas Zeit."
Zeit... Er blickte auf seine Armbanduhr, es war schon Abend geworden. Warum verflog die Zeit mit Prinzessin immer?
Als schien sie Gedanken lesen zu können schmunzelte sie:" So langsam muß ich nach Hause." Er brummte muffig. Sie kicherte in sich hinein.Schwester Maisha kam herein:"Abendessen." Fröhlich stellte sie ein Tablett auf den Tisch. "Guten Appetit", dann ging sie wieder.
Auch Victoria stand auf. "Geh noch nicht", bat Chris. Seufzend ging sie zum Tisch:"Ok, ich leise dir noch zum Abendessen Gesellschaft, aber dann hau ich ab." Chris kam zu ihr:"Einverstanden."
Sie lupfte die Abdeckung vom Tablette und legte sie zur Seite. Darunter war ein Teller mit einer ordentlichen Brotzeit angerichtet. Chris blickte aufs Essen, er hatte keinen Hunger. Victoria begann das Brot mit dem Frischkäse zu bestreichen und eine Scheibe Schinken darauf zu legen, ehe sie mundgerechte Häppchen daraus schnitt. Den Käse würfelte sie in ebenso kleine Häppchen. Liebevoll richtete sie die Sachen auf dem Teller an und schob ihn Chris hin:"Häppchenzeit. Ich hole mal etwas zu trinken, Tee?" Betrübt saß er vor dem Teller. "Chris , morgen bin ich wieder da und bringe dich nach Hause. Versprochen. Also, Tee?" Er nickte immer noch betrübt. Kurz darauf kam sie mit einer Kanne zurück:"Hagebuttentee, ich hab Honig dabei, falls du ihn süß magst." Ergeben schob er ihr seine Tasse hin:"Mach ihn, wie du magst." Sie schüttelte den Kopf, manchmal war er echt anstrengend! Aber gut, er wollte ihn so, dann bitte. Sie füllte die Tasse und gab einen großen Klecks Honig hinein, den sie sorgsam verrührte. "Und nun ist Essenszeit", ermahnte sie ihn freundlich. Schmollend trank er einen Schluck vom Tee. Der Zucker bohrte sich in seinen Kopf. Aber immerhin wurde er etwas wacher. Schüchtern nahm er eines der Häppchen und hielt es Victoria hin. "Nein, danke", antwortete sie höflich, "ich esse später etwas." Er zog ne Flunsch.
Ganz allmählich verlor sie die Geduld! "Chris, ich weiß Krankenhaus ist doof, Essen auch, Nase tut weh, aber du wirst, ob du willst oder nicht, da durch müssen. Ich könnte mir auch etwas Schöneres vorstellen, als hier zu sein", muffte sie unwirsch. Frech fragte er:" Und was?" "Geht dich nichts an", antwortete sie bissig. "Prinzessin hat Geheimnisse", piekte er sie. Sehnsüchtig dachte sie an das neue Buch aus ihrer Serie, daß sie eigentlich über das Wochenende lesen wollte. Plötzlich brach aus ihr heraus:" Mein Buch lesen, statt Baby sitten." Chris zuckte zusammen. Genoss sie die Zeit mit ihm nicht? Er schluckte , dann sagte er kühl:" Ist ok. Wenn du nicht magst, brauchst du dich nicht länger mit mir abzugeben. Ich komme zurecht."
Victoria stand auf:"Dann bis morgen." Ohne noch auf Antwort zu warten, eilte sie aus dem Zimmer.
Chris sah ihr nach. Traurig stand er auf und trabte zum Bett. Der kleine Pikachu saß noch immer dort. Er kuschelte sich ins Bett und rückte ihn fest an sich.
Zutiefst erschöpft kam Victoria nach Hause. Knut schaute sie nur an. "Der Typ geht mir aufn Sack! So ein verdammter Jammerlappen!" Dann pfefferte sie ihre Tasche in die Ecke und zog sich um. Knut brachte ihr einen Kakao:" Erzähl." Wütend berichtete sie vom Abendessen. Wie er plötzlich einfach gemeint hatte , er käme ohne sie klar. Knut nickte verständnisvoll. "Armes Maus", liebevoll wuschelte er ihr durch die Haare. "Genau", bekräftigte Victoria"armes Maus." Schmollend saß sie auf ihrem Bett. Dieser dämliche Typ! Dabei war der Nachmittag so toll gewesen, warum war das so schief gelaufen danach?
Chris wurde mitten in der Nacht wach, die Entzugserscheinungen waren so heftig, wie lange nicht mehr! Eiligst kramte er sein Zeug für eine Line zusammen. Danach fühlte er sich körperlich zwar besser, aber trotzdem beschissen.
Sein Smartphone blinkte. Wer wollte denn nun schon wieder etwas? Angefressen entsperrte er es. Zu seiner immensen Überraschung war es eine Nachricht von Prinzessin! Sie schrieb, daß sie nun nicht wisse, ob sie sich kommende Woche um ihn kümmern solle oder nicht. Und weshalb er so ärgerlich gewesen sei, sie hatte ihm doch nur ehrlich gesagt, daß sie lieber gelesen hätte. Im ersten Moment hätte er am liebsten geantwortet, sie solle sich zum Teufel scheren, aber etwas an der Nachricht machte ihn nachdenklich. Entweder war sie dämlich, wie ein halber Meter Feldweg, oder sie kapierte wirklich nicht, was passiert war.
Da die Line ihn ohnehin nicht schlafen ließ, beschloß er sich zur Nachtschwester zu begeben. Er starb bald vor Langeweile.
Schwester Dorothea hatte den Nachtdienst gerade übernommen, als Chris zu ihr kam. "Herr Silberberg, ist alles in Ordnung?" Dieser schüttelte den Kopf. "Ich bin wach." Sie sah ihm in die Augen und kommentierte lapidar:" Nicht verwunderlich, ich vermute sie haben bereits geschnupft?" Sein Blick reichte ihr als Antwort. Gelassen blätterte sie durch die Unterlagen:" Sie werden später entlassen. Werden sie von Frau Montalcini abgeholt?" Chris setzte sich:"Ich weiß es nicht, wir haben uns gestritten." Er gab ihr einen kurzen Abriss und fasste auch Prinzessins Nachricht zusammen. Plötzlich fiel ihm ein, was er fragten wollte:"Woher kennt Dr. Avicenna Prinzessin, ich meine Victoria, also Frau Montalcini?" Sie sah ihn an:" Ihr Bruder war hier lange Patient. Es ist ein Wunder, daß er alles so gut überstanden hat, der armer Junge!" Als hätte sie schon viel zu viel verraten, hielt sie sich die Hand vor den Mund. Chris schaute ihr zu. "Ist Victoria immer etwas begriffsstutzig?" Schwester Dorothea lachte laut los ! " Wenn sie auf die Nachricht anspielen, nein, sie ist nur abgrundtief ehrlich. Ich fürchte für sie war das eine völlig normale Konversation." Sie schaute ihn an, ehe sie ergänzte:"Allerdings eckt sie häufig mit dieser brutal ehrlichen Art an. Auch wir haben mit beiden unsere Erfahrungen gemacht." Damit war das Gespräch beendet. Kurz darauf schlurfte Chris zurück in sein Zimmer.
Er setzte sich an den Tisch und schrieb: Es hat weh getan, als du meintest, daß du lieber liest, als mit mir Zeit zu verbringen. Bis später.
Er zog sich seinen Schlafanzug an und krabbelte wieder ins Bett. Nachdem er eine Weile Schafherden gezählt hatte, schlief er erneut ein.
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Star Café
RomanceChris ist der Inbegriff des Sunnyboy und Inhaber des Star Café. Da er die Arbeit nicht alleine machen kann, sucht er eine Aushilfe. Knut mag soziale Interaktion ebenso gerne, wie eine Wurzelbehandlung beim Zahnarzt. Doch die Aussicht für das Üben...