Star Café

Kapitel 29

Nach aller gebündelter Aufregung, kamen sie auch wieder etwas zur Ruhe. 

Knut war vormittags im Café, während Victoria an ihrem Abitur knabberte. Auch wenn es eine Fernschule war, gab es so genannte Präsenztage.  An diesen mußte sie in die Schule um mit ihren Klassenkameraden aus dem gleichen Gebiet zu lernen. Das sollte den Zusammenhalt  und die Kommunikation untereinander fördern.  Knut hatte ebenfalls Präsenztage, die er geflissentlich schwänzte. Er war heilfroh, wenn ihn keiner damit auf den Sack ging. Auf kleine Kinder, die ihm auf den Nerven rumgeigten hatte er mal so gar keine Lust. Da er ein sehr guter Schüler war, hatte er mit der Schule das Gentleman Agreement getroffen, daß er an diesen Tagen krank war.  Nur die Abschlussprüfung mit der vorhergehenden Prüfungssimulation war zwingend vorgeschrieben. Damit konnte er ausgezeichnet leben!

Doch heute war Victoria an der Reihe, dem entsprechend saß sie übelst gelaunt um zwanzig vor sechs am Frühstückstisch:"Boah, sind die hobbielos?" Knut schmunzelte, das war so Maus. So früh aufstehen, war so überhaupt nichts für sie. Zu Schulzeiten ging es gerade noch, da die Schule auf dem Internatsgelände war und sie erst gegen sieben aus den Federn kroch. 

Fürsorglich stellte er ihr einen warmen Kakao vor die Nase und wuschelte ihr kräftig durch die Haare, dann machte er sich fertig und eilte zur Tür. 

Noch immer todmüde schlurfte sie in ihr Zimmer und zog sich an. Auch wenn es mittlerweile Mitte Mai war, das Wetter versprach feinstes Sauwetter zu werden, mit Regen und Graupel. Oh, wie sie diesen Kapriolen hasste!

Aber wegbleiben war auch keine Option, dafür war Spanisch zu schlecht und auch sonst waren Klassenkameraden manchmal hilfreich , wenn auch nur um sich mal kräftig auszukotzen über die doofen Aufgaben!

Leicht entnervt stand sie vor dem Kleiderschrank. Sie konnte ja nicht rumlaufen, wie Lumpiline Lotter! Immerhin zählte der erste Eindruck und sie wollte sich nicht schämen , aber auch nicht verkleidet sein. 

Zielsicher angelte sie sich eine Jeans heraus, dazu ein weißes Top. Unschlüssig stand sie vor dem Spiegel. Da mußte etwas Farbe rein! Bevor sie das Modehaus endgültig verlassen hatte , hatte sie nochmal kräftig eingekauft. Immerhin hatte sie satte Prozente bekommen!  Dabei war auch ein knallig pinker Hosenanzug in den Warenkorb gehupft. Die Jacke passte ganz wunderbar dazu! Da für heute Vormittag ein Ausflug in der Stadt auf dem Plan stand, kombinierte sie ihre pinken Boots dazu. Ihre Lieblingstasche rundete das Outfit für den heutigen Tag ab. 

Ausgestattet mit einem Frühstück begab sie sich in den Trubel. 

Sie trafen sich vor dem Eingang zum Hauptgebäude des Renaissancebaus. Es war eine bunte Horde, manche trugen gerade nur eine Jogginghose, während andere in High Heels erschienen. Victoria kuschelte sich in ihren warmen, schwarzen Mantel. Ihr war kalt, nicht wegen dem Wetter, das war tatsächlich noch einigermaßen erträglich, sie war noch müde. Um Punkt acht Uhr trat eine ältere Dame auf die Gruppe zu:" Klasse FsA1, bitte zu mir", rief sie voller Energie. Gemächlich trottete Victoria zu ihr. Nachdem sich alle soweit gesammelt hatten, eilte Frau Jelena Zwetkow in ihrem stahlblauen Hosenanzug voran in die Aula. 

 "Guten Morgen, liebe Studierende!" Ihre unerschöpfliche Energie und immens gute Laune nervte Victoria jetzt schon. "Wir werden den Tag heute Vormittag auf Exkursion in der Stadt verbringen und, wie in der Agenda mitgeteilt, ab 14:00 Uhr hier zusammenfinden." 

Die Klasse, es mußten so dreißig Leute sein, ging im Pulk zum nächsten Zug, während einige einzeln der Gruppe hinterher liefen. Victoria schlenderte gemächlich ebenfalls in die Richtung. Frau Zwetkow sprach sie an:"Was ist los, Mädchen, du scheinst nicht begeistert zu sein." Victoria nickte:"Ich kenne die Stadt recht gut und bin hundemüde."