Kapitel 68

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Donnernde Drums und harte Gitarrenriffs holten Chris aus den Träumen. Er saß senkrecht , auch Prinzessin erwachte und stellte kichernd ihr Telefon aus. "Wir haben noch etwas Zeit, bevor wir los müssen", erklärte sie vergnügt und angelte nach einem der Kakaobecher. Auch er trank seinen leer. "Prinzessin, nach dem Frisör kommen wir nochmal her, dann können wir uns in Ruhe umziehen." Sie nickte:"Ich hole mir ne Bluse, sonst ramponiere ich die Frisur. Was für eine wollte sie mir eigentlich machen?" Er zuckte die Schultern. Sie zog ungeniert ihr T-Shirt aus und angelte eine Bluse aus ihrem Rollkoffer:"Ready for Göknur." Schmunzelnd sah er sie an, die Bluse glich frappierend einem seiner Hemden, nur daß es schmäler geschnitten war und ihr tatsächlich als Bluse stand.

"Merhaba", grüßte Chris, als er mit ihr den Salon betrat. "Merhaba, Chris", rief ein muskulöser Mann im schwarzen T-Shirt und trat auf sie zu,"wie schön dich zu sehen!" Sein Blick fiel auf Victoria:"Deine Freundin ist eine Augenweide, mein Bruder." Sie lächelte schüchtern. Was sollte sie auch antworten? Eine ältere Frau kam aus dem hinteren Teil des Salons. "Victoria, wie schön dich zu sehen, mein Kind. Wie geht es deinen Eltern?" Sie lächelte die grauhaarige Dame herzlich an:"Danke, Frau Zengin. Meinen Eltern geht es gut. Mom war auf dem Kongress in Konstantiniye." 

"Kommt trinken wir Tee, Göknur wird sich deiner gleich annehmen", damit ging sie wieder in den hinteren Teil des Salons. Chris blickte Prinzessin überrascht an. "Meine Mom kennt sie aus dem Kindergarten", erklärte sie lakonisch. Nabil kicherte, selbst er wußte das bisher nicht. 

"Hi Chris, wo ist denn nun deine Freundin", fragte eine Dame mittleren Alters, als sie gerade ihren Tee getrunken hatten. "Hi, ich bin Victoria", Prinzessin stand auf. "Dann komm, wir machen eine richtige Prinzessin aus dir!" Er sah den beiden nach. Nabil stupste ihn an:"Victoria ist wirklich goldig. Ich freue mich schon auf später, ich werde mit Laleh hingehen." Chris nickte:"Toll, dann haben die Mädchen was zu reden. Tanja wollte eventuell auch kommen."

"Was für ein Kleid wirst du tragen", fragte Göknur. Victoria zeigte ihr das Bild auf ihrem Telefon. "Eine perfekte Wahl. Dragan wird es freuen, so wundervolle Menschen um sich zu haben. Hast du eine Wunschfrisur?" "Nein, ich vertraue dem Profi", antwortete sie freundlich. Das war nicht mal gelogen, denn bisher hatten die Damen im Salon immer fantastische Frisuren gezaubert. "Eine Bitte hätte ich vielleicht", sagte sie plötzlich, "das die Frisur richtig gut hält." Göknur lachte herzlich:"Das machen wir." Dann legte sie los. Etwas mehr als eine Stunde später war Victorias Mähne in eine bezaubernde Rosenblüte gesteckt.

"Chris, bring bitte den Haarpin", rief Göknur durch den Salon. Er sprang auf und lief zu ihr. 

Prinzessin sah unglaublich schön aus!  Ihre schokoladenbraunen Augen leuchteten durch das feine Make up noch ein wenig mehr, als sonst. Ihr ohnehin schon sinnlicher Mund wurde durch den mattierten Lippenstift elegant, aber nicht übertrieben betont. Fasziniert von ihrem Anblick gab er Göknur etwas abwesend den Haarpin. Diesen steckte sie in die Haarosenmitte. Der Pin selbst bestand aus einem feinen lila Stein, der von filigranen Blättern umgeben war. 

Strahlend drehte sie sich zu ihrem Engel um. Er stand mit offenem Mund vor ihr. "Gefällt dir mein Anblick", fragte sie schüchtern. "Du siehst wunderschön aus", flüsterte er sichtlich ergriffen.  

Nabil schaute ebenfalls vorbei und nickte anerkennend. Glücklich drehte sich Victoria zu Göknur:"Vielen Dank für die tolle Frisur und das wunderschöne Make up." Sie lächelte:"Es war mir ein Vergnügen." Chris streckte ihr seine Hand entgegen und half ihr auf. Sie verabschiedeten sich von Frau Zengin und ihrem Team. Nabil hob nur grüßen die Hand:"Bis später, wir sehen uns dann dort."

Dann machten sie sich auf den Weg nach Hause. Chris schwebte auf Wolke sieben! Prinzessin machte selbst in Jeans und Bluse ihrem Kosenamen alle Ehre. "Wieso hast du den Haarschmuck  dabei gehabt", fragte sie plötzlich. Etwas beschämt blickte Chris zu Boden:" Ich wollte unbedingt, daß du Schmuck trägst und da du auf Ring und Co liebend gern verzichtest, dachte ich mir, so eine schöne Haarnadel macht was her. Weil ein Diadem fand ich für die Party dann doch etwas sehr übertrieben." Sie knuffte ihn liebevoll in die Seite:"Du bist unmöglich!" 

Chris hatte gerade seine Hose angezogen und nahm sein Hemd vom Bett, als sie reinkam:"Kannst du mir das Kleid zumachen?" 

Ihr Anblick verschlug ihm den Atem! Sie sah bezaubernd aus, wie ein Wesen aus einer verzauberten Welt. "Prinzessin, ich habe noch nie so einen wunderschönes Menschen, wie dich gesehen", flüsterter er bebend, während er sich aufs Bett setzte. Leichtfüßig tänzelte sie zu ihm und setzte sich auf seinen Schoß. Vorsichtig nahm sie sein Gesicht in ihre Hände:"Doch, mein Engel. Das hast du sehr wohl. Jedes Mal, wenn du in den Spiegel schaust." Er zog sie noch etwas näher an sich und vergrub sein Gesicht in ihrem Hals. Zärtlich streichelte kraulte sie seinen Nacken, während er sie fest in seine Armen hielt. Langsam hob er seinen Kopf und blickte sie an:"Wenn ich jemals die Ehre haben sollte, dich zur Frau zu nehmen, möchte ich, daß du das Kleid trägst." Sie küsste ihn sanft auf seinen Mund. "Das sicher nicht, aber ein ähnliches", versprach sie. 

Er zog ihr den Reißverschluss zu, dann streckte er ihr seine Arme hin:"Könntest du vielleicht die Manschettenknöpfe schließen?" Überrascht sah sie sich einen genauer an, sie waren aus feinstem Weißgold und trugen in der Mitte einen winzigen Stein, der perfekt zu ihrem in den Haaren passte! "Ich habe sie schon vor einer halben Ewigkeit gekauft und nie getragen. Den Haarpin habe ich nach der Vorlage der Manschettenknöpfe anfertigen lassen." Sie zog eine Braue hoch. Dieser Kerl gab wohl nie auf! Aber irgendwie war es auch süß von ihm. Entschuldigend sagte er:"Du bist halt Prinzessin." Sie schüttelte den Kopf:"Ich bin deine Prinzessin", wobei sie das deine betonte,"niemand anderem seine." Nachdenklich schaute er sie an. "Du hast mir den Namen Prinzessin gegeben. Wenn mich jemand anders so nennt, bekommt er eine gedonnert! Deshalb bin ich deine Prinzessin. So wie du mein dunkler Engel bist." 

Währen er sein weißes Hemd zuknöpfte fragte er beiläufig:"Wieso eigentlich dunkler Engel?" Sie saß auf seinem Bett und kicherte:"Eigentlich würde Luzifer besser passen." Er schaute sie erstaunt an, bevor er joch etwas sagen konnte, erklärte sie:"Der Lichtbringer, aufmüpfig und unzähmbar. Aber hätte ich dich so genannt, wärst du aus der Haut gefahren. Also Engel, eine Lichtgestalt. Dunkler Engel, die Lichtgestalt, die nicht immer so hell leuchtet." Er beugte sich zu ihr und drückte ihr Kinn leicht hoch, ehe er sie unverschämt zart küsste. Sie errötete, was ihren unschuldigen Anblick noch ein wenig mehr unterstrich. "Herrgott Prinzessin, wenn die Party nicht so wichtig wäre, würde ich mich jetzt zu dir kuscheln und dich streicheln. Du siehst so unglaublich schön aus!" Er streckte ihr seine Hand entgegen und half ihr auf:"Ich muß das Pulver vorbereiten. Das mache ich normalerweise hier." Sie nickte:" Komm dann ins Wohnzimmer." Er blickte ihr verliebt hinterher.  

Kurze Zeit später stand er in seinem silbergrauen Anzug im Wohnzimmer. Sie schaute ihn liebevoll an:" Du siehst fantastisch aus." Seine pastell lila Weste hatte den gleichen Ton, wie ihr Kleid und nahm im Muster die zarte Spitze ebenfalls auf. 

Sie ging zu ihrem Rollkoffer und nahm zwei kleine Packungen heraus. "Welches Parfum soll ich nehmen?" Sie hielt ihm beide Packungen hin. Chris wich zurück, Panik stieg in ihm auf.  "Nimm das weg", rief er sichtlich erschrocken. Da sie die Packungen noch immer in Händen hielt, schrie er sie an:"Nimm das endlich weg! Die orange Packung, nimm sie weg!" Sie stellte die silberne Parfumpackung auf den Tisch und ging mit der orangenen in die Küche, wo sie sie ohne zu zögern in den Mülleimer warf. 

Ruhig, als sei es das Normalste der Welt, ging sie zurück. Chris saß zitternd auf der Couch. "Entschuldige Prinzessin, das Parfum erinnerte mich an eine sehr dunkle Zeit. Du hättest es nicht wegwerfen müssen." Beruhigend streichelte sie über seine Hand:"Engel, ich werde es nie wieder nehmen." Plötzlich kicherte sie leise in sich hinein. Verständnislos sah er sie an. "Eine Internatsfreundin hat mal eine Weile bei Knuti-San und mir gewohnt. Am zweiten Tag stellte er ihr ein anderes Deo hin und drohte ihr, wenn sie jemals ihr normales Deo in der Wohnung nehmen würde, würde er sie aus dem Fenster werfen!" Er riss die Augen auf. Unbekümmert ergänzte Prinzessin:"Knuti-San hasst starke Gerüche, wie die Pest. Und wenn dich das Parfum an etwas Schreckliches erinnert, werde ich es nie wieder nehmen." Er nahm ihre Hand und küsste sie behutsam:"Danke." 

Er holte seinen Mantel aus dem Schlafzimmer. Als er zurück kam erblühte ein zarter Duft im Raum. Er schnupperte. Eine Mischung aus Blüten, gemischt mit feinstem Zucker. Irgendwie feminin und doch feurig. "Prinzessin, der Duft bist du in Parfumform." Leise glucksend ergänzte sie:"So , wie dein Duft, du bist."

Er half ihr in ihren schwarzen Mantel, den sie bei ihrer ersten Begegnung im Café getragen hatte, dann machten sie sich auf den Weg zum Bürgerpalais.

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