Kapitel 42

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Sie nahmen den Zug in die Innenstadt und liefen die letzten Meter zu Chris Wohnung. Victoria bibberte etwas, es war noch immer eine Herausforderung zu jemanden zu gehen. Aber nun gut, sie kannte seine Wohnung ja schon, was die Sache etwas einfacher machte. Bedächtig stiegen sie die Treppe hoch . 

Erleichtert warf Chris seinen Rucksack auf die Couch:"Endlich wieder zu Hause!" Victoria tapste schüchtern in die Wohnung. "Machs dir bequem, Prinzessin", rief er aus der Küche, "was magst du trinken?" Er lunste ins Wohnzimmer, wo sie gerade ihre Lederjacke auszog. Darunter trug sie ein schwarzes Shirt mit langen Ärmeln aus Spitze zu ihren schwarzen Lederhosen. "Du siehst schön aus." Leicht errötend drehte sie sich zu ihm:"Danke. Hast du einen Kakao für mich?" Er lachte herzlich:" Logo." Er kam mit zwei Bechern wieder. Zufrieden flammte er sich auf die Couch:"Zuhause!" Victoria kicherte, sie verstand ihn sehr gut. Es gab auch für sie nichts Schöneres, als zu Hause zu sein. Rasch trank er seinen Becher aus, während sie ihren in kleinen Schlucken genoß. "Wohin gehen wir essen", fragte er, während er lässig mit hinter dem Kopf verschränkten Armen auf der Couch lümmelte. Victoria verzog das Gesicht:"Am liebsten würde ich hier bleiben, ich habe genug Menschen für die nächsten Wochen schon ertragen. Pizza wäre cool." Lässig schaute er sie an, erst jetzt bemerkte er, daß sie müde wirkte. "Hast du etwa die Nacht zum Tag gemacht, Prinzessin", fragte er bohrend. Sie schüttelte den Kopf. "Ich bin gestern heim, hab was gegessen, fürchterlich über dich geschimpft und bin um halb elf ins Bett, was ohnehin schon spät ist." "Spät", Chris traute seinen Ohren nicht,"für mich fängt die Nacht da erst an!" Sie sank auf der Couch zusammen. Das konnte die nächsten Tage ja heiter werden! "Adieu meine Nachtruhe", seufzte sie leidend. Chris lachte herzlich:"Keine Sorge, das regeln wir schon irgendwie. Versprochen." Er giggelte immer noch, während sie ihn skeptisch ansah. "Um ehrlich zu sein, hatte ich überlegt, wenn du stabil genug bist, Abends nach Hause zu fahren", eröffnete sie ihm ruhig. Unsicher schaute sie zu ihm, weil seine Antwort ausblieb. 

Chris dachte nach, sie brauchte ihren Schlaf wirklich so schien es ihm. Die Vorstellung so früh ins Bett zu gehen gefiel ihm jedoch keineswegs, würde es mit seiner Abendline kollidieren und das konnte er wirklich nicht gebrauchen. Und auch nicht, daß sie möglicherweise ihn sah, wenn er sich eine zog. Ihm gruselte es insgeheim schon vor den kommenden Stunden, denn heute Nacht würde sie sicher hier bleiben. Allein das wäre schon ein Drahtseilakt! "Schauen wir, wie es heute läuft und dann können wir schauen, wie wir das am Besten für uns lösen." "Chris", ihre Stimme klang fast schüchtern und so drehte er sich zu ihr, "darf ich mich an dich kuscheln?" Statt einer Antwort zog er sie zu sich. Victoria schmiegte sich an ihn, kurz darauf war sie beide  eingeschlafen.

Chris eine Stunde später auf, während Victoria eng an ihn geschmiegt noch schlief. Zärtlich schaute er ihr zu, wie sie süß in seinen Armen träumte. Ganz langsam erwachte auch sie. Mit ihren großen Kulleraugen blickte sie ihn schlaftrunken an. "Hallo Prinzessin", begrüßte er sie liebevoll. Sah sie niedlich aus, wenn sie verschlafen war! Sie rappelte sich hoch:"Ich hab Hunger." Sie tapste ins Bad. Chris kicherte leise vor sich hin. Er hätte sie nur noch knuddeln können, sie war so herrlich bodenständig. 

Als Victoria wieder ins Wohnzimmer kam, staunte sie nicht schlecht, Chris hatte sich zwischenzeitlich umgezogen. Statt Jeans mit Hemd trug er eine dunkle Flanellhose und dazu ein T-Shirt mit V-Ausschnitt. Sie hatte ihn zwar schon in einigen Klamotten im Laufe der letzten Tage gesehen, aber erst jetzt fiel ihr sein sehr gut trainierter Körper so richtig auf. "Prinzessin, alles ok?" Sie schaute ihn verwirrt an:"Ja, klar." "Wenn du magst, zieh dir was Bequemes an , dann können wir Pizza ordern." Mit weichen Knien stakste sie zur Couch:"Schon gut, ich bleibe angezogen." 

Chris sein unverschämt lässiger Anblick ließ ihr heiß werden. Er sah zum Anbeißen aus. Durch das Shirt sah man genug seines muskulösen Oberkörpers um zu erkennen, daß er einige Stunden im Fitness verbrachte. Auch seine entblößten Unterarme mit den feinen Härchen ließen keinerlei Zweifel daran, daß der Kerl Kraft, wie ein Bär, hatte. 

Er stand auf und ging in die Küche. 

Victoria schaute ihm nach, er hatte ein beneidenswert gerade Rücken , dessen Muskeln wie die eines Raubtieres fein abgestimmt der Bewegung folgten. Als wäre das nicht schon genug, betonte sie Hose seinen höllisch knackigen Po und umspielte seine nicht minder trainierten Beine. 

Chris hatte sehr wohl bemerkt, wie er auf Prinzessin wirkte und kostete es ein wenig aus. Innerlich jedoch hüpfte und sprang er vor Freude, er gefiel ihr! 

Während er in der Küche werkelte beschloss sie sich ebenfalls umzuziehen. Glücklicherweise hatte sie neben ihrem Nachthemd auch Hauskleidung eingepackt. "Entschuldige mich kurz." Sie entschwand ins Bad.Sie zog ein T-Shirt mit weißen Knochenhänden die ein Herz formten, dazu knielange Haremshosen und pinke Sneakersocken an. 

"Nun können wir Pizza ordern", grinste sie , als sie wieder hereinkam. 

Chris starrte sie fasziniert an, als hätte er noch nie in seinem Leben ein solch Wunderwesen erblickt. 

"Chris, die Pizza", erinnerte sie ihn giggelnd, während sie sich zu ihm auf die Couch setzte. Ernst schaute er sie an:"Prinzessin, du bist erstaunlich dünn. Ist alles ok bei dir?" Im ersten Moment war sie über die Frage verwirrt, bevor ihr klar wurde, warum er sie so ansah. Victoria aß zwar wie ein Scheunendendrescher, war aber relativ zierlich gebaut. Dadurch, daß sie gern tanzte und auch sonst in Bewegung war, hatten schon ihre Betreuer im Internat die Befürchtung gehabt, sie sei auf dem Weg in die Magersucht. "Du klingst, wie Frau Herzel, meine Betreuerin im Internat. Die hatte anfangs auch befürchtet, ich sei magersüchtig. Nö, nur das Internatsessen war fürchterlich! Ich bin tiptop gesund. Hat der Hausarzt erst bestätigt." "Das beruhigt mich etwas." Trotzdem würde er ein wenig auf sie achten. Nicht, daß sie noch unter die Schauspieler verfiel. Er hatte einfach schon zuviel gesehen und erlebt, als das er auf bestimmte Aussage noch einen Pfifferling geben würde. "Welche Pizza magst du, Prinzessin?" "Mit Schinken, Ananas und Mais, bitte." "Klingt interessant", er angelte nach seinem Telefon und orderte ihre , sowie seine mit Sardellen und Pfefferoni. Victoria hingegen tippte Knut eine Info und klickte sich durch ihre Apps. Kurz darauf riss ein merkwürdiger Ton Victoria aus ihren Gedanken. Chris war aufgestanden und zur Tür geeilt. Sie nutze die Zeit und räumte den Tisch in der Essecke etwas auf, damit die Kartons Platz hätten. Aus der Küche holte sie Besteck, auch wenn sie persönlich ihre Pizza liebend gern mit den Fingern aß. 

"Ich dachte wir essen die Pizza beim Fernsehen", meinte er entgeistert. "Och nö", maulte sie,"beim Essen ist Elektronik aus", zitierte sie ihre Mom. Gleich darauf grinste sie leise, als es ihr auffiel. Chris gab sich geschlagen:"Keine Elektronik beim Essen, ok." Die Pizzen waren glühheiß und dufteten herrlich einladend. Nach der halben Pizza meinte Victoria, sie sei erstmal satt. "Aber im Laufe des Abends oder spätestens morgen mäh ich die noch nieder." Chris schmunzelte. Seine Pizza überlebte das Abendessen nicht. 

Danach gingen sie zur Couch zurück auf der sie es sich bequem machten. Victoria fühlte sich immens wohl. Sie hatte etwas im Magen, Chris strahlte eine entspannende Ruhe aus und ganz allmählich wurde sie müde. 

Chris genoss Prinzessins Nähe, doch das wohlbekannte Kribbeln unter seiner Haut begann ihn immer mehr in seinen Bann zu ziehen. Anfangs konnte er es noch ignorieren, doch es wurde immer stärker. Frustriert stand er auf:"Bin gleich wieder da." Er rannte fast ins Bad. 

Er ärgerte sich maßlos über sich selbst, dieses verdammte Zeug versaute ihm die Zeit mit Prinzessin! Aber ohne ging es eben auch nicht. Schon lange war er nicht mehr gierig auf diesen ersten Kick, sondern nur noch damit beschäftigt die Ameisen unter der Haut im Zaum zu halten. Seine Nase hielt nichts von den Lines und begann heftig auszusuppen. Wütend flammte er das Zeug an die Wand. Klirrend zerbrach das feine Röhrchen. 

Victoria rannte ins Bad. Chris saß leise weinend auf dem Badezimmerboden und hielt sich ein Tuch vor die Nase. "Raus" flüsterte er . Doch sie dachte überhaupt nicht daran. Energisch zog sie seine Hand mit dem Tuch weg. "RAUS", brüllte Chris wütend. Unbeeindruckt sah sie sich das Malheur an. Es war glücklicherweise kein Blut, lediglich Sekret. Gelassen erklärte sie :" Du gehst jetzt eine Nasenspülung machen und dann schauen wir uns das nochmal an. Verstanden?" Chris kullerten noch immer Tränen übers Gesicht. Sie tat, als würde sie es nicht sehen, auch wenn sein Anblick sie erschütterte:"Ob du das verstanden hast?" Er nickte mechanisch. Dann verließ sie das Bad. Chris rappelte sich nach einer Weile hoch. Er blickte in den Spiegel. Was er sah, ließ das letzte Fünkchen Hoffnung in Rauch aufgehen. Seine Nase suppte noch immer aus und er war am Boden zerstört. Irgendwie schaffte er es die Nasenspülung zu nutzen. Dann schlich er, wie ein geprügelter Hund, zu Victoria. 

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