Kapitel 45

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"Wo müssen wir aussteigen?" " Am Keltenberg." Chris schaute sich die Strecke auf der Karte an. Prinzessin wohnte etwas außerhalb des Stadtkerns. Er war aufgeregt, was so gar nicht typisch für ihn war. Normalerweise hatte er kein Problem zu einem Mädchen zu fahren, sie zu vernaschen und wieder abzuhauen. Mit Tanja war das Agreement so getroffen. Aber nicht bei Prinzessin! 

"Knuti-San freut sich aufs Abendessen",las sie vor. Chris schaute aus dem Fenster, wie die Häuser der Stadt langsam zu grünen Feldern wurden. Dann waren sie angekommen. 

Sie gingen ein Stück die Hauptstraße entlang und bogen in die Wintergrünstraße ein. Hier standen gepflegte Reihenhäuser und ein paar ältere Mehrfamilienhäuser. Vor einem blieb sie stehen. "Wir wohnen im dritten Geschoß." Das Haus stand etwas zurückgesetzt von der Straße und den Eingang verdeckte eine große Eiche. 
Nachdem sie die Marmortreppen erklommen hatten, öffnete Victoria die Tür. 

Chris stand in einem Flur, der wie ein Sonnenaufgang gestaltet war. Als hätte er die Außenwelt vor der Tür geparkt. Fasziniert blickte er sich um. Von hier aus gingen vier Türen ab, drei davon mit Milchglaseinsatz.  Victoria lief in ihr Zimmer, die Tür ganz links. Er folgte ihr nach einen Moment. 

Ihr Zimmer war in einem eleganten Türkis gestrichen, daß mit dem Weiß der Decke und an den schmäleren Wände einen leichte Erinnerung an das Meer weckte. Sie hatte ihren Koffer neben den hellen Holzschreibtisch geschoben. Das Zimmer an sich war überraschend spartanisch eingerichtet, lediglich ein großes Bücherregal, ein Kleiderschrank und ein Bett standen noch darin. An den Wänden hingen zwei große Collagen und über ihrem Schreibtisch eine Malerei aus einem Anime. 

Victoria blickte ihn fröhlich grinsend an:"Ich brauche Platz zum Hopsingen! Komm, ich zeige dir dein Zimmer. " Sie lief an ihm vorbei in die nächste Tür hinein. "Willkommen, Chris."  Das Zimmer war in einem altrosa Ton gestrichen, auch hier waren die schmäleren Wände weiß , wie die Decke. Es hatte etwas einladend Entspannendes. Chris trat ein. Victoria hatte die Schranktür geöffnet und bezog das Bett gerade frisch. "Das kann ich auch , Prinzessin." "Nix da, das ist mein Job. Du bist mein Gast." Kurz darauf zierte das Konterfei einer jungen Frau die sich an einen Wolf schmiegte das Bett. Chris ging etwas näher zu Victoria, er konnte sich die Frage nicht verkneifen:"Bin ich dein Biest?"  Keck schaute sie ihn und ging grinsend aus dem Raum. 

Endlich zu Hause! Victoria war heilfroh ihr Bett, ihr Zimmer und ihre Ruhe wieder zu haben. Auch wenn Chris hier war, die gewohnte Umgebung tat gut! Sie setzte ihre Kopfhörer auf und lies die Musik dröhnen. Wie hatte sie das vermisst. 
 Wie schon zu Internatszeiten räumte sie als ersten ihren Koffer wieder aus. Diesmal wanderte ein Großteil der Wäsche wieder in den Schrank, statt in die Waschmaschine.  

Chris schaute sich ein wenig um. Neben dem sehr gemütlich aussehenden Bett mit Nachttisch, stand auch hier in einer Ecke ein Bücherregal , davor lagen größere Sitzkissen. Komplettiert wurde der Raum mit einem Schreibtisch und dem Kleiderschrank aus dem Prinzessin das Bettzeug entnommen hatte. Statt der Collagen, hing hier ein großes , gerahmtes Poster mit einer mystisch grünen Landschaft. Es lud regelrecht zum Träumen ein. Innerlich etwas ruhiger , setzte er Pikachu aufs Bett und deckte ihn zu. Den Rest seiner Sachen verstaute er nebst Koffer im Schrank.

Victoria hopste tanzend durch ihr Zimmer. Oh war das herrlich! Sie hatte die Welt um sich vergessen. 

Chris stand fasziniert in der Tür und schaute ihr zu. Sie tanzte mit geschlossenen Augen , die Musik war so laut, daß er sie selbst hier an der Tür sehr gut hören konnte. 

Plötzlich bremste sie abrupt und schilderte in seine Arme, die er geistesgegenwärtig geöffnet hatte. "Nicht so wild Prinzessin", kicherte er liebevoll.  Sie sah ihn erschrocken an. "Wie lange bist du schon hier?" "Seit wir hier angekommen sind", half er ihrem Erinnerungsvermögen auf die Sprünge. Sie schüttelte den Kopf: "Wie lange standest du schon in der Tür", japste sie. "Ein paar Minuten und lange genug um dich aufzufangen. " Schuldbewusst senkte sie den Kopf:"Mein Boden muß nicht gebohnert werden, ich hopsinge so viel, daß er teilweise spiegelglatt ist. " Er hielt sie noch immer fest und machte nicht im Ansatz Anstalten dies zu ändern. 

Zu Victorias eigener Überraschung hatte sie nicht einmal etwas dagegen! Trotzdem löste sie sich langsam aus seiner Umarmung. "Komm, ich zeige dir schnell noch die anderen Räume." Sie deutete im Flur auf den Raum neben dem großen Bambus, der eine Tür etwas verdeckte:"Das ist Knuti-Sans Zimmer, strictly off Limit! Er wird es dir selber zeigen, wenn er will. Und anklopfen, sonst steigt er aus dem Hemd." Irritiert schaute er sie von der Seite an: "Das Zimmer ist sein Schutzort", erklärte sie fröhlich, "so wie meines, meiner ist. Zutritt nur mit der Genehmigung der Person oder nach anklopfen. Besonders, wenn die Tür zu ist." Tänzelnd lief sie in ihren kuscheligen Socken zur letzten der Milchglastüren. 

Als sie die Tür öffnete, fühlte er sich in die Toskana versetzt. Sanftes Terrakotta verbreitete einen südländische Gemütlichkeit. Der Holztisch vor der Fensterfront lud zum Verweilen ein. Er stand in einer Kombination von Wohn-und Esszimmer. Die weiße Ledercouch bildete eine elegante Einheit mit den restlichen Tv Möbeln, während der Essbereich bewusst rustikal gestaltet war. 

"Magst du einen Kaffee oder etwas zu Essen?" Er schlenderte in Richtung ihrer Stimme. Das Wandbild hatte ihm die Illusion vermittelt, daß der Raum geschlossen war. Doch jetzt sah er die, daß  sich hinter der Wand die Küche verbarg!

Sie hatte seine Antwort nicht wirklich abgewartet und schnibselte gerade ein paar Gemüsesticks. Leise blubbernd köchelte der Espresso auf dem Herd. "Gibst du mir bitte das Brot aus dem Korb, steht auf dem Nährmittelschrank hinter Dir." Sie war zum Kühlschrank geeilt und holte Wurst und Käse heraus. Chris sah sich suchend um, ehe er den Korb erspähte. Eifrig belegte sie Brote und schnitt kleinen Häppchen daraus. Als sie fertig war, drückte sie ihm den Teller in die Hand:"Auf den Esstisch bitte." Artig tat er, wie ihm geheißen. 

Sie nahm aus einem der Schränke noch zwei Teller und Espressotassen:"Mittagssnack ist fertig!" Chris schaute leicht spöttisch auf die Uhr:"Prinzessin , es ist Nachmittag." Sacht knuffte sie ihn in seine Hüfte. Giggelnd setzte sie sich an den Tisch. 

"Nach dem Imbiss mache ich Schule, Geschichte steht auf dem Plan." "Kann ich dir helfen?" "Nö, ich mach aus Marie Antonette Sushi." Leicht verwirrt schaute er sie an, so ganz wurde er aus ihrer Aussage nicht schlau. "Es ist das vierte Mal, daß in Frankreich vive la revolution ist. So oft, wie die schon geköpft wurde, ist sie mittlerweile Hackfleisch." Chris verschluckte sich vor Lachen an seinem Espresso.  "Oh Prinzessin", giggelte er, " du bist herrlich."

Wie sie angekündigt hatte, verzog sich Victoria nach dem Essen in ihr Zimmer. Lässig lümmelte er sich aufs Bett, wo er kurz darauf eingedöst war.

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