Star Café

Kapitel 15

"Nächster Halt, Malumventi", rief es scheppernd aus der Sprechanlage des Zuges.

Victoria freute sich diebisch, die kommenden Tage mit Saskia zu verbringen, hatten sich die Mädchen doch seid der Abschlußfeier vor fast einem Jahr nicht mehr gesehen gehabt. 

Saskia lief nervös am Bahnsteig auf und ab, der Zug hatte, wieder mal, Verspätung. Jonas saß angefressen auf der Bank:"Hey Bae, chill mal , diese Victoria kommt schon noch."  Sie fuhr ihn wütend an:"Bloß, weil du sie nicht sonderlich magst, heißt das nicht, daß sie mich nicht besuchen kommen darf!" Er verdrehte genervt die Augen.

Hätte er gewusst, wie tough Saskia war, hätte er sie nach dem ersten Sex abgesägt. Was sie alles von ihm verlangte! Er sollte sich auf seine Ausbildung konzentrieren und mal weniger saufen gehen. Diese Zimtzicke führte sich schlimmer, als seine Eltern auf! Auch, wenn er mit seinen Mädels was machte, war sie nicht sonderlich begeistert, ließ es aber zu. Nur, weil sie diese blöde Bitch eingeladen hatte, mußte er Taxi spielen, als könnten die sich kein Taxi leisten. Saskias Eltern waren wohl reich genug!

Endlich ratterte der Zug heran.

Saskia zerrte ihn von der Bank hoch:"Nun komm schon, Victoria ist endlich da."Seine Freude hielt sich in Grenzen.

"Catsis", rief Saskia und rannte jubelnd auf Victoria zu, kaum , daß diese ausgestiegen war. Die Mädchen umarmten sich herzlich.

Auch Jonas war mittlerweile in seiner hautengen Jeans mit den neuesten roten Turnschuhen angeschlurft. "Hätte dich dein komischer Stecher net herbringen können", maulte er angefressen.Saskia gab ihm ne Kopfnuss.

Victoria antwortete, als hätte sie weder den versteckten Vorwurf, noch die Beleidigung gehört:"Leider nicht, Knut muß arbeiten." Das Knut noch immer ihr Bruder war, schien er völlig vergessen zu haben. Sie hatte ohnenhin Mühe, bei seinem albernen Aufzug nicht laut loszulachen, er sah aus, wie ein Storch im Muscleshirt.

"Na dann", erwiderte er sichtlich verärgert,"kommt jetzt, ich hab noch was Besseres heute vor, als Chauffeur zu spielen."

Saskia schäumte vor Wut, sie hatte Jonas gebeten, wenigstens etwas höflich zu Victoria zu sein. Der würde sich etwas anhören dürfen, wenn sie alleine waren!

Victoria schüttelte nur den Kopf, Knut hatte schon am Schulfest gewettet, daß diese Beziehung in die Binsen gehen würde.

Saskia war damals stocksauer gewesen, war die Beziehung zu Jonas doch ihre erste, die länger, als ein paar Wochen der Liebelei dauerte. 

Sie stiegen in seinen aufgemotzten Wagen.

Der Auspuff hatte ein Endrohr, daß in etwas den Durchmesser einen Elefantenfußes hatte, dem entsprechend ließ Jonas den Motor beim Start aufheulen, daß das Gefährt bebte. Dann drehte er die Boxen mit seiner quietschenden, Deutschrap auf und schön dröhnte :"Ich sitze mit Nutten am Pool ..." durch das Auto. Laut dem Aufkleber auf dem Gefährt, war eine hochwertige Soundanlage verbaut, Victoria hatte bei dem blechernen Geschepper jedoch ihre Zweifel. Nach dessen Äußerlichkeit zu urteilen, sollte es ja auch ein PS Geschoß sein, doch leider entpuppte sie das Vehikel als Hasenkiste, die mit Ach und Krach gerade so eine Wursthaut vom Teller zerren konnte.   

Das war etwas, was ihr bereits ganz zu Anfang der Beziehung zwischen Jonas und Saskia aufgefallen war, er stellte sich immer als der heißeste Typ auf Erden da, dabei war er ein armes Würstchen. 

Mit Gruseln erinnerte sie sich an den Versuch einer längeren Konversation mit ihm am Schulfest. Wenn der Typ redete, bekam sie Zahnweh, so verrupfte er die Sprache. Dabei war sie auch keine Germanistikstudentin, die jedes ihrer Worte genauestes abwägte, aber zu etwas mehr, als Diggah, Alter und Krass, sollte es dann schon reichen.