Kapitel 31

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Die Tage wurden langsam wärmer, was auch im Café zu spüren war. Die Kunden waren freundlicher und die kühleren Getränke fanden reißenden Absatz. Knut war nicht ganz so begeistert über heiße Tage, da diese noch eine zusätzliche Belastung für ihn darstellten. Trotzdem freute er sich diebisch über die guten Umsätze im Café. Ihm machte die Arbeit einfach Spaß. Die Kunden waren bedeutend höflicher, freundlicher und weitaus zugänglicher. 

Am frühen Abend wurde das Café regelrecht von Teenies und Müttern mit Kindern überrollt. Viele Mädchen in Bandshirts oder mit dem Konterfei von Larry Miles. 

Chris ahnte nichts Gutes, als er die Horden sah. Seine Befürchtung wurde von einer gequält aussehenden Mutter bestätigt:"Larry Miles Konzert in der alten Oper." 

Das, wie viele Bauten in der Stadt, aus der Neorenaissance stammende Gebäude lag unweit dem Bankenviertel. 
Kein Wunder also, daß die Jugendlichen vor dem Konzert noch eine Getränk to go orderten um sich dann auf den Weg zu machen. 

Doch auch dieser Ansturm ebbte gegen kurz vor Acht nun endlich ein wenig ab. Erschöpft sank Chris auf einen Stuhl. Ob Prinzessin wohl auch auf das Konzert ginge, überlegte er . Er hatte sie immer nur kurz wiedergesehen. Sie vermied es ins Café zu kommen, besonders, wenn Knut da war. Irgendwie machte es ihn traurig. Lange Zeit um Trübsal zu blasen, hatte er nicht, denn die nächsten Kunden kamen hinein. 

Er hatte gerade das Café abgeschlossen und sich seine abendliche Line gezogen, als er erbärmliche Schreie vor dem Café hörte!

Was zum Teufel war denn da los? 

"LOOOOSLASSEN!!!!" "FEUER!" "HIIIIIIILFEEEEEEEEEEEEEEE!!!!!!" "NEIN!"

Er rannte zum Vordereingang. 

Ein Mädchen versuchte verzweifelt sich von einem Typen loszureißen. Sie wehrte sich nach Kräften, trat und schlug um sich. Doch der Typ hielt sie fest und lachte sie aus. 

Chris kochte ohnehin schon vor immenser Wut, ein unschöner Nebeneffekt seiner Line. Das Mädchen drehte sich um und blickte ihn an. 

Sein Herz hörte für eine Sekunde auf zu schlagen. Das war nicht irgendwer , das war Prinzessin! Kochend vor Zorn riß er die Vordertür auf und stürmte, rasend, wie Zerberus auf diesen Typen zu. Bevor er noch sich auch nur ansatzweise im Griff hatte, brach seine brennende Wut durch. Er holte aus und verpasste dem Angreifer einen kräftigen Kinnhaken, so das dieser fast augenblicklich zu Boden ging. Doch hielt er sie noch immer am Arm fest und zerrte sie als Schild vor sich. Chris verlor jedwedes bisschen an Anstand.Mit der Präzision eines perfekt ausgeführten Skallpellschnitts hebelte er seinen Arm über die Schmerzgrenze hinaus, bis zum Bruch. Kalt, als lehrte er die Technik an der Kampfsportschule, drückte er zwei der Vitalpunkte, bis der Angreifer ohnmächtig wurde. 

Erst dann ließ er von ihm ab und drehte sich zu Victoria, die zitternd am ganzen Körper , in Schockstarre sein Vorgehen beobachtet hatte. Sie wich zurück, als er auf sie zu trat. Obwohl er noch immer fuchsteufelswild war, galt seine bedeutend größere Sorge, seiner Prinzessin!

"Komm, magst du einen Espresso?" Sie wich noch ein Stück zurück. "Der Typ wird dir nichts mehr tun." Sie zitterte noch immer, es wurde sogar noch heftiger. Chris hatte ernstlich Bedenken daß sie ihm hier gleich umfallen würde.  Mit einem Mal verstand er, daß sie keinen Angst mehr vor dem Typen hatte... Sie hatte Angst vor ihm!

Für einen Moment blieb die Zeit stehen. Chris fühlte sich mit einem Mal müde, unendlich müde, vom Surferboy sein, vom Kämpfen. Vielleicht wollte sie niemanden an ihrer Seite, vielleicht war alles nur ein Hirngespinst. Ein Wunschtraum, der zu Staub zerfiel.

Dieser schleimige Typ war ihr vom Konzert bis zum Bahnhof gefolgt. Sie war bewusst die hell erleuchteten Straßen lang gelaufen, denn sie traute ihm nicht über den Weg! Insgeheim hatte sie gehofft, daß das Café noch geöffnet hatte, dann war sie in Sicherheit! 

Entsetzt hatte sie feststellen müßen, daß es geschlossen hatte! Dieser Schmierlappen hatte ihr die Hand festgehalten und begonnen sie anzugrapschen! 

Wie in Trance hatte sie Chris auf ihn zustürmen sehen. Nur das Gewinsel um Gnade und das anschließende krachende Knacken der Knochen bohrten sich in ihre Gedanken. Dann war da nur noch Stille. 

Chris blutete erneut aus der Nase, langsam rann es über seinen Mund und sein Kinn. Er sah mit seinen riesigen Pupillen und dem rasendem Blick zum Fürchten aus! Wie ein weidwundes Tier, bereit bis zum Äußersten zu gehen!  

Wie die Zeitlupe der düsteren Vorahnung strich er über seinen Mund. Blut klebte an seinen Fingern und tropfte auf den Boden. 

Victoria beobachtete ihn bebend, wie er gefangen in seinem Entsetzten dastand und das Blut an seinen Händen betrachtete. Ungeschickt wischte er es am Ärmel ab.Er hob seinen Kopf um sie ein letztes Mal anzusehen. Er war am Boden zerstört.

Langsam kehrten ihre Lebensgeister zurück! Unter größter Mühe streckte sie ihre Hand nach ihm aus. 

Ohne noch länger zu zögern, eilte er auf sie zu und zog sie fest in seine Arme! Sie zitterte noch immer, wie Espenlaub. Behutsam streichelte er ihr über ihr Haar. "Kannst du gehen?" Sie schaute ihn überrascht an. Wieso wollte er, daß sie ging? Es dauerte einen Moment, bis sie begriff, daß er nur wissen wollte, ob sie laufen könnte. Sie nickte. Langsam liefen sie die paar Schritte ins Café zurück. 


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