Kapitel 30

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Um halb Zwei saß Victoria, frisch gestärkt durch eine Gemüseintopf aus der Mensa, im Fröbelsaal. Langsam trudelten auch ihre Klassenkameraden ein. Xenia eilte zur ihr. "Wo warst du denn?" Victoria lächelte freundlich:"Ich habe noch etwas gelernt." Das war zwar nicht die ganze Wahrheit, aber auch keine gänzliche Lüge. Sie setzte sich zu ihr in die erste Reihe. 

Auch Jana eilte hinein, ohne zu fragen schnappte sie sich den anderen Stuhl. "War das anstrengend!" Victoria nickte:"Ja, ein gut gepacktes Programm." Xenia ergänzte:" Wenigstens konnten wir noch etwas essen." "Ich auch, es gab Gemüseeintopf in der Mensa, der war lecker." Jana schaute argwöhnisch:"Bist du ne Veggie?" "Nein, wollte aber kein Fleisch essen. Der Eintopf sah so lecker aus mit ganz viel Gemüse." Xenia kicherte leise in sich hinein. Jana nickte: "Wir können ja hiernach noch ins Star Café gehen." Victoria zuckte kaum merklich zusammen. Die Idee löste so gar keine Begeisterung in ihr aus, wenn sie auch nur daran dachte, wie das letzte verschmähte Mädchen reagierte hatte!

Rasch tippte sie eine Nachricht an Knut: WARNUNG :Komme mit ein paar Leuten ins Café, die stehen auf euch. Sie wissen nicht, wer ich bin. 

Danach ging es ihr schon besser. "Klar, gerne komme ich mit ins Café. Xenia, du auch?" "Na gut, aber ich mag es nicht sonderlich." Jana klatschte begeistert in die Hände. Sie hätte ganze Tage dort verbringen können. 

"Guten Tag, meine lieben Schüler", Frau Zwetkow eilte fröhlich die Treppe zum Hörsaalpodest hinab. Wohlwollend nickte sie Victoria huldvoll zu. 

"Wir werden zuerst die Exkursion zusammenfassen und dann folgen wir der Agenda unter Punkt 4.2."

Victoria las nach:"Grundlagen des Lernens und der Eigenmotivation." Das klang interessant. Für sie waren diese Sachen, auch wenn sie es ganz gut hinbekam, oft eine gute Hilfe ihren Tag besser zu planen. Viele der hier anwesenden machten ihr Abi neben der Ausbildung oder dem Beruf, was ja nochmal eine andere Belastung war, als für sie, die im Grunde den ganzen Tag dafür Zeit hatte. 

Gegen fünf war der Präsenztag beendet. 

Victoria angelte ihr Telefon aus der Tasche, Knut hatte die Nachricht gelesen. "Ab ins Café", erinnerte sie die Mädchen. Jana grinste, Xenia nickte ergeben:"Besser, als hier ne Stunde auf meinen Zug zu warten ist es allemal." Über dies und jenes plaudernd liefen sie zur Stadtbahn. 

Kurz darauf betraten sie das Café. 

"Was darf ich kredenzen?" Knut blieb professionell freundlich. Jana drängelte sich etwas vor:"Einen Iced Frappé, bitte." "Und für dich", fragte Chris , Victoria. "Einen Espresso, bitte." Knut gab Jana ihr Getränk, dann fragte er Xenia:"Was darf ich kredenzen?" Sie war etwas überfordert, normalerweise trank sie am liebsten Tee."Tee... bitte", stammelte sie. Knut blickte sie kühl an:"Ich empfehle einen grünen Rooibostee." Sie schaute ihn irritiert an, er kannte sich wirklich aus. "Danke, gerne. Ich wußte nicht, daß ihr das führt." Knut nickte:"Es ist der Anspruch des Cafés die besten Produkte für unsere Kunden anzubieten. Dies umfasst neben diversen Kaffee-und Kakaosorten, selbstverständlich auch eine manigfaltige Auswahl an Tees." Damit brühte er ihr eine Tasse auf, die er ihr über den Tresen reichte. Xenia nahm noch immer etwas unsicher ihre Tasse und trug sie zum Tisch, wo Victoria und Jana warteten. 

Victoria hatte das Gespräch gehört gehabt und sich innerlich königlich amüsiert. Knut nutzte diese etwas altertümliche Sprache immer dann, wenn er verbergen wollte, daß er jemanden doof fand. Oder wenn ihm eine Person auf den Geist ging. 

Jana suckelte an ihrem Frappé, als hinge ihr Leben davon ab.  Xenia trank ihren Tee in kleinen Schlucken, er war richtig gut. Victoria klinkte sich aus und beobachtete die Jungs bei ihrer Tätigkeit. Um kurz vor sechs begann der nächste Ansturm in das Café zu rollen. 

Es war das erste Mal, daß sie sah, wie Knut und Chris den Laden rockten. Gegen halb sieben verabschiedete sich Xenia:" Mein Zug kommt in zehn Minuten. Bis zum nächsten Mal." Dann lief sie zum Bahnhof. 

Knut rief Chris zu:"Komme gleich wieder". Dann verließ er eiligst den Laden. Jana sah ihm schmachtend hinterher. "So ein geiler Typ", seufzte sie. 

Chris schaute zu Victoria und zwinkerte ihr unauffällig zu. Kurz darauf leuchtete die Led auf Victorias Telefon auf: Komme gleich wieder, verlasse das Café, wenn ich da bin, treffen uns am Zug.

Knut eilte mit einem größeren Karton unter dem Arm kurz darauf in den hinteren Teil des Cafés. Chris folgte ihm. "Was hast du denn geholt?" Knut drückte ihm den Karton in die Hand. Vorsichtig stellte er ihn ab und öffnete die Lasche. Darin war ein viel kleinerer Karton mit dem eigentlichen Inhalt. Langsam zog er ihn hinaus. "Eine Nasendusche?" Chris verstand den Zusammenhang nun gar nicht. Knut grinste ihn frech an. "Du bist später, als sonst gekommen und hast Blut auf deinem Schuh. Sieht nach lädierten Nasennebenhöhlen aus." Langsam dämmerte Chris, worauf er anspielte. Betroffen blickte er auf seine schwarzen Boots, dort, im Licht des Raumes, waren deutlich kleine Flecke zu erkennen. 

"Ich hatte heute morgen heftiges Nasenbluten", erklärte Chris. Knut zog die Augenbraue hoch:"Chris, wir wissen beide, was du machst. Spars' dir. Du solltest nur auf dich achten." 

Er nickte. Knut war wirklich kein Freund vieler Worte oder elendigen Mitleids, er handelte. Umsichtig, wenn nötig Knall auf Fall und immer mit einem Plan dahinter. "Mach ich, ab heute geh ich mindestens zweimal duschen, einmal mich, einmal meinen Riechkolben." 

Gemütlich gingen sie zurück. 

Jana saß noch immer, wie festgenagelt auf ihrem Stuhl, während Victoria, sehr zu Chris Bedauern, schon gegangen war. 

Auch Knut verabschiedete sich kurz darauf. 

Wie vereinbart, traf er Victoria am Zug. "Hi Maus." Sie hatte wieder mal Kopfhörer auf und bekam nichts mit. Leicht entnervt stellte er sich neben sie.  "Oh, hi Knuti-San", strahlte sie ihn an. "Jo, hi Maus, schön, daß du mich bemerkst. Ich steh schon seit nen paar Minuten hier." "Ups", Victoria ließ den Kopf hängen. Knut hasste es, wie die Pest, wenn er sie begrüßte und sie ihn nicht beachtete. "Geschenkt, der Tag war stressig. Pack die Knöpfe in die Ohren und wir fahren heim." Sie drückte ihren Bruder fest und setzte die Kopfhörer wieder auf.  Dann kam endlich der Zug und sie fuhren nach Hause.

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