Der Streit

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Auf Wunsch von @FannyThalhammer

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"Hicks, wir müssen reden", sagte Vater ernst und ich sah ihn erwartungsvoll an. Haudrauf der Stoische wirkte ernst und angespannt, also war es wichtig. "Nicht hier", ergänzte er dann knapp und ließ mich mit einem Fragezeichen im Gesicht stehen. Ich sah ratlos zu Ohnezahn, der ebenfalls verwirrt aussah und folgte dann dem Stammesoberhaupt. Mein Nachtschatten folgte mir und ich ließ meinen Blick über die Häuser Berks schweifen. Ich war nun schon neunzehn und auf Berk hatte sich einiges getan. Neue Gebäude sind hinzugekommen, beachtenswert war vor allem der große Drachenhangar, der noch gebaut wurde. Es war seltsam wieder hier zu sein, denn auf der Basis hatte sich bautechnisch nichts getan und so war Veränderung immer etwas Neues.

Ich drückte die quietschende Tür unseres Hauses auf und ließ Ohnezahn durch, ehe ich die schwere Holztür wieder schloss. Vater saß bereits am Tisch und wirkte ernst. Sehr ernst. Ich schluckte kurz, ehe ich mich ihm gegenüber setzte. "Also, du wolltest reden", sagte ich dann in die Stille hinein. Ohnezahn saß vor dem knisternden Feuer und wärmte sich, denn es war Winter und dieser eisig kalt hier auf Berk. Mein Vater räusperte sich einmal und faltete dann seine Hände, ehe er mich ernst ansah. "Du bist nun schon neunzehn, Sohn", begann er und ich ahnte, in welche Richtung das Gespräch verlaufen würde. Ich wollte gerade etwas antworten, als er seine Hand hob, das Zeichen, dass ich nun nichts mehr zu melden hatte. Also schloss ich angesäuert den Mund und wartete darauf, dass er weitersprach. "Ich bin wirklich stolz auf dich mein Sohn. Du und Ohnezahn haben Frieden nach Berk gebracht und so erleben wir ein schönes, friedvolles Jahr nach dem Anderen" Ich war etwas verblüfft über die Lobesworte meines Vaters und sah kurz lächelnd zu Ohnezahn, ohne den ich das nie erreicht hätte. "Und durch die Akademie und die Drachenbasis hast du viel in Sachen Verantwortung dazugelernt" Und tatsächlich leitete Vater das sehr einseitige Gespräch in die Richtung eines Themas, welches ich sorgfältig mied. Ich verkniff mir ein genervtes Stöhnen und sah ihn weiterhin an, doch mein Unmut schien mir ins Gesicht geschrieben, denn Vater sah mich nun tadelnd an. "Sohn, du bist nunmal der Sohn des Oberhauptes, in dem Fall mir, da musst du früher oder später deinen Pflichten nachgehen!", ermahnte er mich. "Später wäre mir lieber", grummelte ich und er sah mich strafend an. "Du bist mittlerweile alt genug und ich denke es ist an der Zeit, dir die Verantwortung zu übertragen. Ich bin ja nicht aus der Welt und werde dir unter die Arme greifen" Ich lehnte mich genervt zurück. "Aber ich bin noch nicht bereit dazu mich um ein ganzes Dorf zu kümmern! Ich will mit meinen Freunden, Ohnezahn und den anderen Drachen draußen bei der Basis bleiben! Die Drachenjäger müssen gestoppt werden und wir entdecken neue Drachenarten!", erwiderte ich fast schon verzweifelt und fuhr mir mit der Hand durch meine wuscheligen braunen Haare. Haudrauf seufzte und nickte. "Ich weiß mein Sohn und da wären wir schon beim zweiten Thema. Es wäre besser, wenn ihr die Basis verlasst und zurück nach Berk kommt" Ohnezahn und ich setzten uns ruckartig auf und sahen ihn entsetzt an. "Nein, das geht nicht!", sagte ich und meine Stimme wurde lauter und bedrohlicher. "Ich bin erwachsen, du kannst mir nicht mehr befehlen, was ich zu tun und lassen habe!" Vaters Miene wurde finster und er lehnte sich auf den Tisch. "Ich bin nach wie vor das Stammesoberhaupt und kann dir sehr wohl sagen, was du zu tun und lassen hast!", grollte er und ich sah ein, dass ich ihm wohl oder übel unterlegen war. Ruckartig stand ich auf. "Du kannst mich nicht zwingen, Vater!", sagte ich zornig und funkelte ihn an. "Ich bin frei! Ohnezahn und ich werden bleiben wo wir wollen, ob innerhalb oder außerhalb des Archipels!" Mit den Worten rauschte ich, gefolgt von meinem besten Kumpel, aus der Hütte und die Tür fiel krachend ins Schloss. Ich schwang mich in den Sattel. Mein Entschluss stand fest, Ohnezahn und ich würden das Archipel vorerst verlassen, bis ich wieder einen kühlen Kopf hatte. "Zur Basis Kumpel", sagte ich und er flog in rasender Geschwindigkeit los. Ich drehte mich im Sattel um, als ich Flügelschläge hinter uns wahrnahm. Es war Vater auf Schädelbrecher. "Er kann auch nicht locker lassen", knurrte ich und duckte mich. "Okay mein Freund, dann zeig mal, wieso du als der schnellste Drache bezeichnet wirst", spornte ich meinen Nachtschatten an. Dieser machte seinem Titel auch gleich alle Ehre und jagte in einer Geschwindigkeit los, die mich beinahe aus dem Sattel gerissen hätte. Spielend ließen wir Vater hinter uns und drosselten irgendwann unser Tempo, denn wir hatten sie abgehängt. "Gut gemacht", lobte ich ihn und legte mich dann auf seinen Rücken.

Es war einer dieser Momente, in denen ich mir wünschte, dass nur Ohnezahn und ich alleine die Welt erkunden würden. Frei und ungebunden an jegliche Verpflichtungen. Nur wir und neue Inseln und Drachen, die nur darauf warteten, von uns entdeckt zu werden. Doch es blieb ein Traum, denn das Gefühl der Verpflichtung Berk gegenüber hielt mich noch fest. Und meine Freunde natürlich. "Das Einzige, was uns noch hält, hm?", murmelte ich und fuhr über die dunklen Schuppen meines Seelenverwandten. "Das Einzige..."

HTTYD - One ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt