Inselreich auf der Haut

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Nachdenklich starrte sie auf ihren linken Unterarm. Das, was von anderen nur als "Pigmentfehler" bezeichnet wurde, ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Die kleinem Flecken und Punkte auf der Haut, die nur ein wenig dunkler waren als ihre normale Hautfarbe, sahen aus wie ein Inselreich, fand sie. Zart fuhr sie mit den Fingerkuppen ihrer rechten Hand über ihre Haut. Der Unterricht rauschte an ihr vorbei, sie hörte der Lehrerin nicht zu, die ihnen etwas über die P-Q-Formel erklärte.

Sie saß in ihrem Zimmer und betrachtete wieder ihren Unterarm. Sie legte zwei Finger auf das Zentrum der Flecken und stellte sich vor, wie sie auf einer kleinen Insel irgendwo im Nirgendwo stand. Als sie etwas enttäuscht die Augen öffnete, erstarrte sie. Sie saß eindeutig nicht in ihrem Zimmer. Langsam stand sie auf  und ging zu der massiven Holztür. Sie fühlte sich wie in der Zeit zurückversetzt, sie befand sich in einer Holzhütte mit einer kleinen Feuerstelle. Als sie die Tür öffnete, schoss ein Wesen mit Flügeln an ihr vorbei. Sie schrie vor Schreck auf, taumelte zurück und landete unsanft auf ihrem Po. Mit aufgerissenen Augen starrte sie zu der Tür, die noch offen stand. Da fiel ein Schatten auf den Boden der Hütte und verriet die Anwesenheit eines riesigen Tieres. Zitternd vor Angst rutschte sie immer weiter zurück, bis ihr Rücken gegen die Kante des Bettes stieß. Ein mächtiger gehörnter Kopf tauchte auf, und auf dem Hals saß ein Junge. Dieser sprang von dem Drachen und kam auf sie zu. "Schau mal, wen wir gefunden haben", murmelte der Junge, der etwa in ihrem Alter war. Er trug einen Helm und schwarze Haare lugten unter diesem hervor. Der Junge trug seltsam altertümliche Klamotten, wie sie fand, und war recht klein. Das konnte man von dem riesigen, roten Drachen allerdings nicht behaupten. "W-wer bist du?", fragte sie mit zitternder Stimme. "Rotzbakke und du?", stellte er gleich eine Gegenfrage. Da der Drache offensichtlich harmlos war, stand sie auf und klopfte sich den Staub von den Klamotten, als ihr auffiel, dass diese sich geändert hatten. Sie trug ein grünes Oberteil, einen Gürtel an dem ein Dolch hing und eine dunkelbraune eng anliegende Hose, dazu Stiefel. Ihre rotblonden Haare waren zu einem Zopf geflochten. "Ich bin Elisa", stellte sie sich vor. Ihre braun-grünen Augen huschten durch die Gegend. "Soll ich dich mitnehmen?", fragte Rotzbakke hilfsbereit. Elisa zögerte, ehe sie zustimmte und die Hütte verließ. Das gleißende Sonnenlicht blendete sie etwas, doch der Anblick verschlug ihr die Sprache. Sie stand tatsächlich auf einer Insel und als sie auf ihren Unterarm sah, leuchtete einer der Punkte gold. "Komm", forderte Rotzbakke sie zum Mitkommen auf. Er deutete auf den Platz hinter sich. Überrascht sah sie ihn an, ehe sie zögerlich hinter ihn auf den Hals des Drachen stieg.

Sie lernte noch am selben Tag die anderen Drachenreiter kennen, die sich gut mit ihr verstanden. Doch dann begannen die kleinen Flecken zu leuchten und zu glühen und sie stand völlig verwirrt wieder in ihrem Zimmer.

Doch nur wenige Tage später begannen die Flecken wieder zu leuchten und zu glühen. Verwirrt legte sie wieder zwei Finger auf die Inseln und wurde in einen goldenen Strudel gezogen, der sie zurück zu den Drachenreitern brachte. Und so half sie ihnen bei verschiedenen Abenteuern und führte ein ereignisreiches Doppelleben.

HTTYD - One ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt