Drachenspiele

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Gelangweilt stand ich an der Startlinie. Die Anderen sahen Angriffslustig drein und grinsten, während ich die Arme verschränkt hatte und einfach nur genervt war. Jeden Monat der selbe Mist. Kaum waren wir 20 geworden, kam irgendein Idiot auf die grandiose Idee, Drachenspiele zu veranstalten. Alle anderen fanden das genial, eigentlich ganz Berk, abgesehen von mir. "An die Startlinie bitte!", rief Mulch. Missmutig stellte ich mich neben Astrid, die mich feindselig anblitzte. "Oh bitte, ich bin dir keine Konkurrenz, Champion", spottete ich.

Astrid hatte vor 5 Jahren den Riesenhaften Alptraum töten dürfen, was sie auch mit Bravour getan hatte. Seit dem war so ziemlich jeder Junge, außer mir, hinter ihr her und alle hatten Respekt vor ihr. Wenn ich den dämlichen Nachtschatten damals nicht verfehlt hätte, dann würden alle mich so vergöttern, doch eigentlich störte es mich nicht mehr das schwarze Schaf zu sein. (Kleine Anmerkung, bei den Drachenrennen ist das schwarze Schaf ja mehr wert als alle anderen..😂😂)

Und seit dem einen Tag, wo ich beinahe von dem Riesenhaften Alptraum geröstet wurde, der glücklerweise der Einzige war, der mein jämmerliches Scheitern zu Gesicht bekommen hatte, hatte mein Vater mir den Apparat weggenommen, und damit auch meine einzige Chance jemals einen Drachen zu töten.

Denn wie ich vor einigen Tagen bei einem Drachenangriff festgestellt hatte, war ich schlichtweg nicht in der Lage einen Drachen umzubringen.

Ein tödlicher Nadder hätte durch meine Hand sterben sollen, doch als niemand hinsah, habe ich ihn befreit und so getan, als hätte er mich überwältigt. Das wäre ja nichts Neues. 

Die Regeln der Drachenspiele waren recht simpel, doch Grobian erklärte sie trotzdem jedes Mal auf's Neue, damit auch der letzte Schafskopf es verstand. So auch heute.

"Willkommen zu den monatlichen Drachenspielen! Wieder sind es unsere 5 mutigen Rekruten! Wie immer beginnen die Spiele mit einem kleinen Hindernislauf, wo verschiedene Gefahren mit eingebaut werden!"

Der Hindernislauf ist öde. Man springt über ein paar Zäune und wurde mit Feuer von Drachen, die gepikst wurden, bespeit, außerdem wurden Steine auf uns geworfen. Ich stöhnte innerlich auf.

"Danach, der eigentliche Spaß! Nur vier Drachen stehen zur Verfügung, jeder muss so gut es geht versuchen, einen Drachen zu erwischen und ihn sich so gefügig machen, dass sie einen, meistens gegen ihren Willen, zu diesem Ziel bringen!"

Dabei deutete er auf eine auf Stein gemalte Karte. Die anderen ließen Sachen hören wie "Oh ja, ich werde gewinnen!"

"Och Hicks, nur weil du immer verlierst, musst du doch nicht so gucken wie sieben Tage Regenwetter", spottete Rotzbakke. Tja, ich hatte nunmal wirklich immer verloren. Ich war nicht weiter als zu den Drachen gekommen, aber es machte mir nichts aus. "Ach Rotzbakke, wann habe ich dich denn jemals gewinnen sehen?", konterte ich. Tatsächlich war der Sieg noch niemandem bisher gelungen, abgesehen von Astrid natürlich. Rotzbakke lief vor Zorn rot an und ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.

Der Sinn hinter nur 4 statt 5 Drachen war schlichtweg der, dass so angeblich der Spannungspegel höher wäre. Als wäre es nicht spannend genug 5 jungen Erwachsenen dabei zuzusehen, wie sie von Drachen geröstet wurden.

"Also gut, auf die Plätze!", rief Mulch.

Alle stellten sich in Startposition, den Parkour fest im Blick, während ich missmutig daneben stand und keinerlei Motivation für diesen Quatsch hatte.

Da ertönte das Startsignal, was auch mich so weit ermutigte zu laufen und nicht einfach stehen zu bleiben. Meine Prothese, die ich einem Drachenangriff zu verdanken habe, hinderte mich zum Glück nicht und ich lag nur knapp hinter Astrid, da ich immerhin ein schneller Läufer war. Steine wurden auf uns geworfen, Feuerschwälle verfehlten uns nur knapp. Die Hitze schlug mir ins Gesicht und ich kniff kurz die Augen zusammen.

Tatsächlich schaffte ich es kurz hinter Astrid raus, welche sich auf einen Riesenhaften Alptraum stürzte. Normalerweise wäre dies mein Punkt aufzuhören, doch überrascht entdeckte ich den Nadder, dessen Leben ich gerettet hatte. Der helltürkise Drache mit den Dunkelblauen Beinen erkannte mich offenbar ebenfalls, denn er kam freudig auf mich zu. "Hör zu, ich helfe dir hier raus, wenn du mich zu einem Ort fliegst, okay?", zischte ich. Der Nadder war einverstanden und im nächsten Moment fand ich mich auf seinem Rücken wieder. "Tu so als würdest du mich abwerfen, das sieht realistischer aus", riet ich ihm. Er schüttelte sich und flog einen Looping, bei dem ich runterrutschte und mich gerade noch an seiner Klaue festhalten konnte. Das ganze Dorf jubelte. Mit etwas Hilfe von dem  Drachen schaffte ich es zurück auf den Drachen, welcher nun das Ziel ansteuerte. "Feuer auf die Flagge", sagte ich. Ich tat, als verpasse ich ihm eine Kopfnuss, damit niemand Verdacht schöpfte. Und siehe da, die Flagge brannte lichterloh. "Klasse!", rief ich freudig. Doch ich war nicht froh weil ich gewonnen hatte, sondern weil ich so den Drachen frei lassen konnte, denn normalerweise wurden die eingefangenen Drachen in Gefangenschaft gehalten, bis sie abhauten oder getötet wurden.

"Okay, jetzt musst du schnell sein! Ich springe ab und du fliegst so schnell es geht davon!" Der Nadder krächzte. Ich strich noch einmal über den schuppigen Rücken und sprang dann ab. Ich landete neben der brennenden Flagge und der Nadder sauste davon. Erst dann realisierte ich, dass ich soeben die Drachenspiele gewonnen hatte.

Das Dorf war außer sich. Ich wurde gefeiert, da ich der erste Sieger war, der nicht Astrid hieß. Auch sie war außer sich. Außer sich vor Wut. Hasserfüllt funkelte sie mich an und verschwand dann.

Nach den Spielen ging ich noch zu Grobian in die Schmiede, der mich ebenfalls beglückwünschte.

Als ich Abends in die Hütte eintrat, erwartete Vater mich schon. "Hicks! Ich bin ja so stolz auf dich Junge!", rief er ausgelassen und drückte mich, sodass mir die Luft wegblieb. "Ja, danke Vater", japste ich.

Während wir zu Abend aßen, redete mein Vater von nichts anderem und ich hörte ihm nur mit einem Ohr zu. "Gut, ich geh dann hoch", sagte ich knapp und verschwand.

Ich saß auf meinem Bett und grübelte. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich mit einem Drachen gemeinsam gearbeitet hatte. Und er hatte mir nichts getan. Im Gegenteil, er war überaus freundlich. "Kann es sein, dass Drachen eigentlich gar nicht die Bestien sind, für die wir sie halten?", murmelte ich. Da hörte ich ein leises Krächzen. Überrascht drehte ich mich zu dem großen Fenster. Der Nadder saß dort. Verwundert sah ich ihn an. Dann lächelte ich und zog mich auf seinen Rücken. "Na du?", begrüßte ich ihn. Er flog los und ich konnte Berk das erste Mal aus einer anderen Perspektive betrachten. "Wow", sagte ich begeistert.

Drachen waren tatsächlich nicht die Bestien. Dieser Nadder war der Beweis!

Und ein neues Kapitel😉

HTTYD - One ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt