Die Überraschung

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Grinsend sah ich Hicks an, welcher seinen Kakao schlürfte. "Nun sag schon!", quengelte ich, doch er blieb stur.
"Astrid, du hast morgen Geburtstag und dann wirst du auch sehen was dein Geschenk ist!", erklärte er mir zum hundersten Mal. Ich zog einen Schmollmund und versuchte es mit einem Hundeblick, doch Hicks lachte mich bloß aus.
"Sei still, die ganzen Gäste gucken schon!", zischte ich mit unterdrücktem Kichern und trat ihm unter dem Tisch leicht gegen das Schienbein. Hicks hielt sich die Hand vor den Mund und schluckte eilig sein Getränk herunter, ehe er sich noch verschluckte.

Hicks und ich hatten an jenem verhängnisvollen Morgen beschlossen, in ein Café zu gehen. Es war ein sonniger Tag, der Schnee glitzerte auf dem Gehweg und ich musste mich mehrmals krampfhaft an Hicks festhalten, um nicht auszurutschen.
Es war eigentlich ein normaler Dezembertag, überall herrschte Trubel, die Leute wollten an diesem Samstag Weihnachtsgeschenke einkaufen gehen. Und morgen war endlich der große Tag, morgen würde ich achtzehn Jahre alt werden!

Ich lies meinen Blick schweifen, bis er am Eingang hängen blieb, ehe er zurück zu Hicks wanderte, welcher seltsam nervös wirkte. Er sah sich dauerhaft um, seine Augen huschten von Besucher zu Besucher.
Dann klappte ihm plötzlich die Kinnlade etwas runter, seine Augen weiteten sich und er starrte wie hypnotisiert auf etwas. Ich drehte mich auf dem Stuhl herum, um zu sehen was er denn so interessant fand und mir verschlug es fast die Sprache, als ich erkannte, dass er ein Mädchen angaffte.
Sein Blick verfolgte sie dauerhaft. Es war ein Mädchen, etwas älter als wir, mit schwarzen Haaren, grünen Augen und schlanker Figur. Durch und durch hübsch und die Eifersucht überkam mich. "Hicks! Hallo!?", fragte ich und fuchtelte mit meiner Hand vor seinem Gesicht rum, doch er zeigte keine Reaktion.
Stattdessen stand er auf und ging wie in Trance zu dem Mädchen. Er lehnte sich lässig über den Tisch und begann lockeren Smalltalk mit ihr. Sie strahlte und tippte dann ihre Nummer in sein Handy.
Wie vom Donner gerührt starrte ich die Beiden an, ich konnte mich nicht rühren.
Fassungslos beobachtete ich, wie er die Kellnerin herbei rief, eine Bestellung aufgab und bezahlte. Doch ganz offentsichtlich war das Getränk für sie.
Mit wachsender Wut schossen mir Tränen in die Augen, ich kramte etwas Geld hervor, knallte es auf den Tisch und verließ hastig das Café.
Einige Menschen sahen mir verärgert über den Lärm hinterher, doch ich bemerkte es nicht, denn meine Sicht war von den Tränen völlig verzerrt.

Als ich Zuhause ankam lief ich ohne ein Wort in mein Zimmer, warf mich auf mein Bett und weinte hemmungslos. So sehr tat es weh ihn mit einer Anderen zu sehen. Er hatte mich einfach stehen gelassen, als würde ich nicht existieren!

Am nächsten Morgen wurde ich sanft von meinen Eltern geweckt. Müde blinzelte ich und setzte mich dann in freudiger Überraschung auf, als meine kleine Schwester hinter meinen Eltern hervortrat, ein Tablet mit einer Pancaketorte in der Hand. "Herzlichen Glückwunsch meine Süße!", gratulierte meine Mutter mir und ich strahlte.
Eifrig aß ich die Pancaketorte und öffnete zwischen einzelnen Bissen meine Geschenke. Es waren einige Bücher, endlich ein neues Kickbixoufit, doch das letzte Geschenk verwirrte mich. Es war eine kleine Schachtel, geradezu winzig.

Doch als ich sie öffnete wurde mir erneut klar, dass man sich nicht von Äußerlichkeiten täuschen lassen sollte. "DANKE, DANKE, DANKE!!!", jubelte ich und fiel meinen Eltern um den Hals. Es war ein Autoschlüssel! Jetzt, wo ich achtzehn war, durfte ich endlich Auto fahren!

Als meine Eltern mein Zimmer verließen, damit ich mich in Ruhe fertig machen konnte, blickte ich nachdenklich zum Fenster hinaus. Ich wollte mir den Geburtstag nicht durch Hicks verderben lassen, soviel stand fest. Ich würde mich wohl von ihm trennen, denn mit so einem Lügner wollte ich nicht länger zusammensein.

Noch während ich grübelte, bemerkte ich etwas seltsames. Eine Gestalt, von der ich nicht erkennen konnte wer es war, denn sie hielt ein überdemensionales Schild in der Hand, stand im Garten.

Komm runter, Astrid!
#18!!!

Stand auf dem Schild. Ich lief eilig die Treppen hinunter und stand dann vor der Person, die sich mir nicht zu erkennen gab. Als sie das Schild sinken lies, kicherte ich. Die Person trug eine dieser Jacken, die man bis zur Spitze der Kapuze schließen konnte, was bedeutete, dass man das Gesicht nicht sehen konnte. Doch eine plattgetene Spur im Schnee verriet mir, wie die Person ohne in etwas zu stoßen hier her gelangt war, da auch sie nichts sehen konnte.

"Hand", kam es dumpf aus der Jacke und ich reichte ihr die Hand. Sie stapfte tatsächlich genau auf der Spur und leitete mich so ohne Zwischenfälle zu einer Schneeffäche, auf der einige Hüfthohe Schneewände standen. Verwirrt sah ich zu der Person, doch die war bereits verschwunden. Da wurde ich von einem Schneeball getroffen, ein anderer sauste nur knapp an meinem Kopf vorbei. Das ließ ich nicht auf mir sitzen und feuerte zurück. Allmählich erkannte ich meine Angreifer. Es waren meine drei besten Freundinnen und noch zwei weitere Leute, die ich nicht identifizieren konnte. Alle die ich traf, begannen mir zu helfen den Rest abzuwerfen, bis alle klatschnass waren und lachend zusammenkamen.

Doch da erkannte ich, dass Hicks   und das Mädchen vom vorigen Tag auch dabei waren. Hicks war es dann wohl auch gewesen, der mich mit dem Schild aus dem Haus gelockt hatte. Wütend funkelte ich ihn an, doch ehe ich auch nur irgendetwas sagen konnte, sprudelten die Worte nur so aus ihm heraus.

"Hör zu, das ist Heidrun, meine Schwester! Ich habe sie das letzte Mal vor sieben Jahren gesehen und war deshalb so überrascht, als sie in dem Café war! Sie hat mir ihre neue Nummer gegeben und ich wollte dich gar nicht stehen lassen, das tut mir furchtbar leid! Alles Gute zum Geburtstag, ich liebe dich Astrid!"

Verblüfft sah ich ihn an, das musste ich erstmal verarbeiten. Heidrun sah reichlich verlegen aus. "Also bist du die Heidrun!?", hakte ich ungläubig nach. Diese nickte. "Wieso hast du mich nicht angerufen?", fragte ich dann an Hicks gewandt. "Hab ich doch! Du bist nur nicht ran gegangen!"

Tatsächlich erwarteten mich dreizehn verpasste Anrufe, als ich mein Handy entsperrte und Heidrun war wirklich seine Schwester.
Und letztendlich wurde es der schönste Geburtstag meines Lebens!

HTTYD - One ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt