Der Drache

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Gewidmet an @Klingensturm294
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Ich verstand absolut nicht, was die Anderen so daran fanden zu diesem bescheuerten Drachentraining zu gehen. Selbst Hicks ging dahin und der war wohl der Letzte, der einen Drachen töten könnte. Ich ging gar nicht erst hin, denn ich hatte keine Lust auf so einen Mist. Lieber nutzte ich die Schmiede, während Hicks weg war. Ich konnte ihn nicht besonders leiden.

Ich schliff meine Axt und hörte dabei gar nicht, wie Hicks geknickt vom Training zurück kam. Als ich den Kopf hob und ihm geradewegs in die grünen Augen sah, erschrak ich. "Oh, ich wollte dich nicht erschrecken", entschuldigte er sich gleich, doch ich erwiderte darauf nichts und sah zu, dass ich Land gewann. Zugebenermaßen waren Hicks und ich gar nicht so verschieden, denn ich würde auch keine Drachen töten. Und auch mich konnte keiner leiden. Aber wenigstens versuchte ich nicht jedem zu gefallen. Denn wie Hicks versuchte vor Astrid gut dazustehen war ja beinahe schon lächerlich. Das Dorf ließ mich in Ruhe, denn ich hatte keine Eltern mehr und war meistens allein. Ich klappte meine Axt zusammen, sie war meine Erfindung und sogleich mein ganzer Stolz. Dann verließ ich eilig die Schmiede und schlenderte durch das Dorf. Die Anderen kamen mir entgegen und Astrid sah mich kühl an, während Rotzbakke irgendetwas stichelte und die Zwillinge sich wieder gegenseitig ärgerten. Fischbein ließ mich einfach in Ruhe, wofür ich ihm sehr dankbar war.

Hicks hatte vor wenigen Tagen das halbe Dorf vernichtet und stur behauptet, er habe einen Nachtschatten getroffen. Wer's glaubt! Ich erreichte die Wälder und entspannte mich etwas. Hier draußen, fernab von allen Unnachahmlichkeiten fühlte ich mich wohler. Während ich durch das Unterholz marschierte dachte ich über alles Mögliche nach und übersah so einen kleinen Abhang. Ich rutschte hinunter und erschrak dann dermaßen, dass ich eine spitzen Schrei von mir gab. Vor mir lag ein gigantischer Drache, und nicht irgendeiner, nein, es war ein Nachtschatten! Also hatte Hicks doch Recht, dachte ich, während ich mich aufrappelte und mich neben den Kopf des toten Drachen hinkniete. "Tja, da hat er doch tat-", doch weiter kam ich nicht, denn plötzlich zuckte der Drache und starrte mich aus grünen Augen an. Ich taumelte zurück und landete unsanft auf dem Hintern. Mit aufgerissenen Augen starrte ich den Drachen an und spürte, wie mein Herz heftig gegen meine Rippen schlug. "D-Du L-L-lebst!", stotterte ich mit zitternder Stimme. Dann richtete ich mich wieder auf und ging langsam auf ihn zu. "Armes Kerlchen", murmelte ich und bemerkte, wie mir die großen Augen des Nachtschatten folgten. "Ich werde dich schon nicht töten", sagte ich beruhigend und der Drache schien zu verstehen, denn er sah etwas entspannter aus. Als ich jedoch meine Axt zückte, wurden die Schlitze noch schmaler und ließen den Drachen noch gefährlicher aussehen. Eilig schnitt ich die Seile durch und der Drache sprang auf. Er starrte mich an,  ehe er davonflog. Zumindest versuchte er es, denn er donnerte gegen eine Felsen und stürzte irgendwo ab. Mit zusammengekniffenen Augen folgte ich ihm, denn es irritierte mich, dass er nicht einfach verschwand.

Nach einigen hundert Metern entdeckte ich eine wunderschöne Bucht. Verzaubert durch den Anblick vergaß ich den Drachen und ließ mich an den Felsen hinuntergleiten. Unten angekommen ging ich zum Ufer und betrachtete mein Spiegelbild. Ich sah nicht ungewöhnlich aus, blaue Augen und lange braune Haare. So wie viele Mädchen auf Berk. Als ich mich von der Oberfläche löste drehte ich mich um und starrte dem Drachen in die Augen. Ich erschrak zum vierten Mal an diesem Tag, stolperte zurück und landete platschend im See. Als ich wieder die zuvor zugekniffenen Augen öffnete sah ich doch tatsächlich, wie der Drache mich auslachte. "Na schönen Dank auch", grummelte ich, musste bei dem Anblick aber schmunzeln.

Da kam mir eine Idee, ich tauchte meine Hände ins Wasser und spritzte den Drachen nass. Dieser sah mich sogleich empört an und spritzte mich mit seinem Schwanz nass. Da fiel mir seine Schwanzflosse auf und auch gleich die Tatsache, dass die Zweite fehlte.
"Deswegen kannst du nicht fliegen!", sagte ich und der Drache beäugte kurz seine Flosse, ehe ich ihn erneut nassspritzte. Er hüpfte daraufhin ins Wasser und so begann eine Wasserschlacht, wie ich sie noch nie hatte. Lachend ließ ich mich in den Sand fallen, während der Drache sich mit einigen Metern abstand hinsetzte und plötzlich ein zahnloses Lächeln zeigte. "Keine Zähne?", fragte ich verwirrt. Doch ich machte mir darüber keine weiteren Gedanken und betrachtete den dunklen Drachen. So fiel mir auch auf, dass seine Pupillen viel größer waren als zuvor. Er sah geradezu niedlich aus. "Drachen sind überhaupt nicht böse", stellte ich fest und der Drache legte den Kopf schief. Da fiel mir die untergehende Sonne auf und ich klopfte mir den Sand ab. "Gut Kleiner, ich muss los. Aber ich komme morgen wieder!", versprach ich meinem neuen Bekannten und verließ dann die Bucht.

HTTYD - One ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt