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"Kopf hoch, Hübsche. Wir haben doch noch gar nicht richtig angefangen", hauchte mir Michael, der mich in der vergangenen Zeit immer wieder mit Fäusten gefoltert hatte, ins Ohr. Sei es ins Gesicht, in den Bauch, oder sonst wo. Mein Körper war so gut es ging taub gestellt, so wie ich es mir bei meinem Vater antrainiert hatte, doch trotzdem spürte ich irgendwie den Schmerz.

Rücksichtslos packte der große braunäugige Mann meine Haare am Ansatz und zwang mich so meinen Kopf zu heben.
"Wusstest du, dass mir dein Vater die Erlaubnis gegeben hat alles mit dir anzustellen. Alles. Was hast du dazu zu sagen?"
"Fick dich", krächzte ich, man konnte mich nur gerade noch so verstehen. Es schmerzte höllisch zu reden, da mein Rachen auf's extremste ausgetrocknet war.
"Mh, nein. Aber ich werde dich später ficken. Das würde dir gefallen, was?"
"Fahr zur Hölle."

Seine rauen, eiskalten Finger fuhren über meine Wange und dann runter über meinen Hals.
"Deine Haut ist so weich", hauchte er mir erneut in mein Ohr. Angewidert verzog ich mein Gesicht, jedoch konnte ich mich weiterhin nicht großartig bewegen, mich nicht dagegen wehren.

Meine Augen brannten, da ich schon so viel geweint hatte, doch ich schätzte mal, dass mir langsam die Tränen ausgingen.

"Keine Sorge, Kleines. Ich werde dich besser durchnehmen als Hunter, oder Christian es jemals geschafft hätten."

Dass ich nicht lachte. Hunter war immer so zärtlich zu mir gewesen. Seine Berührungen brachten mich um meinen Verstand, verführten mich in eine Traumwelt. Der Gedanke daran, dass es nie wieder dazu kommen wird zeriss mir erneut das Herz und die geglaubt verweinten Tränen strömten wieder.

"Würdest du endlich aufhören zu heulen? Das geht einen auf den Sack", meckerte Michael und ließ mich dort hängen, während er sich zu einem Tisch drehte.

"Lass uns doch endlich mit dem Spaß beginnen."

Mir war es ehrlich gesagt egal was jetzt noch mit mir passierte. Ich hab so ziemlich eine der wichtigsten Dinge in meinem Leben verloren und konnte es mir nicht mehr zurück holen.
Klar, das war sehr selbstsüchtig von mir das zu denken, denn ich hatte ja noch meine Mutter und Ali. Auch wenn es sich herausstellte, dass sie nur meine
Halbschwester war, war sie dennoch ein Teil der Familie und ich beneidete sie sogar dafür, dass sie diesen Psychopath nicht ihren Vater nennen musste. Vielleicht ja auch noch Trey, Dave, Kiki, Lia und David, aber ohne Hunter war auch wieder die Freude und die Hoffnung verschwunden.

Ein höllischer Schmerz riss mich zurück in das Hier und Jetzt. Etwas kaltes bohrte sich in meinen Oberarm. Ein lauter, jedoch sehr kratziger Schrei kam aus meiner Kehle, was mir noch mehr Schmerz bereitete. Ich spürte wie mir das warme Blut am Arm runter floss und dann schließlich auf das Kleid traf.

"Ich liebe es, wenn du aufschreist."

Wieder zog etwas Scharfes und Kaltes über meine Haut und erreichte damit, dass ich krächzte und wimmerte, denn mehr bekam ich nicht mehr raus.
Das Blut strömte meinen Rücken entlang. Eine Gänsehaut bildete sich, sei es wegen dem kalten Boden und der allgemeinen kalten Halle, oder wegen Michaels fast schon dämonischen, belustigten, dreckigen Lachen hinter mir.

"Na, freust du dich schon auf die Narben?"

Ich ließ meinen Kopf erschöpft nach unten hängen, weswegen mir die aus meiner Frisur gelösten Strähnen wirr ins Gesicht fielen und mir somit die halbe Sicht verdeckten.
Wieder und wieder setzte er die kalte Klinge an und ließ sie an meiner Haut entlang ziehen. Mehr und mehr Blut zierte meinen Körper und das sonst weiße Kleid.

Ich wusste nicht wie lange ich schon dort hing, oder wie viele Wunden und Blutergüsse ich schon hatte, doch eins wusste ich. Ich würde niemals lebend hier raus kommen.

Behind Broken Eyes✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt