Bekanntschaft mit dem Rollstuhl

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Sicht Jana:

Durch die regelmäßige Physiotherapie kam wieder Hoffnung auf, dass ich endlich wieder laufen kann. Aber leider wurde diese Freude kaputt gemacht, als am nächsten Morgen Debbie mit dem Rollstuhl ins Zimmer kam. Anscheinend musste sie meinen traurigen Blick bemerkt haben, denn sie stieß einen Seufzer aus und warf mir anschließend einen bemitleidenswerten Blick zu, ehe sie den Rollstuhl neben meinem Bett abstellt und das Zimmer verließ. Kaum hatte sie die Tür hinter sich geschlossen, brachen bei mir die Tränen aus und ich atmete immer schneller. Ich bekam kaum noch mit, wie Franco in mein Zimmer kam und mir beim Atmen half und beruhigend auf mich einredete.

Nach guten 10 Minuten hatte ich mich wieder beruhigt und nahm mein Umfeld wieder wahr. Erst jetzt bemerkte ich, dass auch noch Papa neben Franco steht, welcher mich sehr besorgt anschaut.

Sicht Alexander:

Das Jana in den Rollstuhl musste, war uns allen klar, aber Jana hatte so die Hoffnung, dass sie bald so richtig alleine auf den Beinen stehen kann, aber die Bilder auf dem MRT sehen gar nicht gut aus.

Ich bin gerade im Klinikum angekommen und sehe Debbie an dem Tresen bei Gisela. Als ich sie genau betrachte, sehe ich, dass sie einen mitleidigen Blick hat.

A: Hey ihr Frauen, alles gut?

Gisela: Also bei mir ist alles bestens, nur weiß ich nicht was mit Debbie ist.

A: Das interessiert mich auch. Also was ist los?

Debbie: Jana.

A: Was ist mit ihr? Geht es ihr gut?

Sofort war ich besorgt und fragte mich ob alles gut mit ihr ist. Ich hatte voll die Panik, dass ihr was zugestoßen ist oder das dieser Wladimir hier ist, obwohl er in U-Haft sitzt.

Debbie: Ich glaube es wird schwierig sich mit dem Rollstuhl an zu freunden. Gerade habe ich ihr den gebracht und ihr trauriges Gesicht bleibt in meinem Kopf.

A: Ach du scheiße. Meine arme Maus ich gehe gleich zu ihr. Sonst irgendwas vorgefallen?

Während ich mit Debbie noch weiter plauderte, wusste ich nicht was bei Jana passierte.

Sicht Franco:

Ich war gerade im Schwesternzimmer und trank meinen Kaffee, als mein Pieper los ging. Bevor ich mich allerdings auf den Weg machte, stellte ich meinen Kaffee auf den Tisch, seufzte und dann sah ich, dass es Jana war und lief zu ihrem Zimmer. Als ich dort angekommen bin, stürmte ich in ihr Zimmer und sprach sie an, aber sie hörte gar nicht auf mich, sondern atmete immer schneller.

F: Jana, schau mich mal an, du musst viel ruhiger atmen, guck mal so.

Das Atmen machte ich vor und langsam machte sie mir es nach. Eine Hand legte ich noch auf ihre Brust und wenn sie ausatmete, drückte ich sanft darauf.

F: Alles gut Jana ich bin ja da.

Mit der anderen Hand wischte ich ihr die Tränen weg die bei ihr über die Wange kullerten. Plötzlich ging die Tür auf und kurze Zeit später sah ich Alex auf der anderen Bettseite.

A: Maus was ist los?

Wir beide schauen sie besorgt an und sie fängt wieder an zu weinen.

F: He wir sind ja da.

Alex nahm seine Tochter in den Arm und strich ihren Rücken auf und ab bis sie sich beruhigte und dann den Rollstuhl einen hasserfüllten Blick gab, woraufhin wir beide wussten, dass sie deswegen so drauf ist.

A: Maus ich weiß das ist scheiße, aber anders geht es nicht.

F: Hast du denn schon einen Namen für ihn?

J: Für wen?

F: Ja für deinen Rollstuhl. Komm wir suchen mal Namen aus.

Ich nahm einen Stuhl, platzierte ihn vor das Bett, setzte mich drauf und holte einen Block sowie einen Kugelschreiber aus meiner blauen Arbeitsuniform und schrieb ein paar Namen auf.

F: Äh sollen es weibliche oder männliche sein?

J: Männlich?

A: Na ausnahmsweise.

F: Okay wie wäre es mit Peter, Siegfried, Helmut oder Dieter?

Während ich die Namen vorlese, schaut mich Jana geschockt an und lacht daraufhin gleich los.

A: Genauso möchte ich dich sehen Maus.

F: Und welchen Namen?

J: Scheiße.

F: Echt so schlimm die Namen? Also ich finde die ja lustig.

J: Nein soll der Rollstuhl heißen.

Und schon wieder schaut sie traurig.

A: He mir gefiel dein anderes Gesicht was du gerade hattest, aber besser. Also ich finde ja Helmut gut.

F: Und den kann man gut rufen.

J: Wenn's sein muss.

Da wir uns für den Namen entschieden haben, lief ich schnell in das Schwesternzimmer, holte Kreppband, schrieb dort groß Helmut drauf, lief zurück und klebte es an dem Rücken drauf. Schnell drehte ich den Rollstuhl um, damit die beiden sehen konnten was ich gezaubert habe. Jana lachte kurz und schüttelte den Kopf.

F: So stellt nichts an, denn ich muss weiter arbeiten.

Sicht Alexander:

Nachdem Franco gegangen ist, fragte ich meine Maus ob sie denn erste Bekanntschaften mit Helmut machen wollte.

J: Muss das sein?

A: Na komm ich setzt dich rein, deck dich kurz zu und dann kannst du mal an die frische Luft, wie wär's?

Sie schaute mich nur an und ich hob sie aus dem Bett und setzte sie dann rein in Helmut. Mit einer Fleecedecke, welche ich von zuhause mitgenommen habe, in grau mit weißen Sternchen, die schon in ihrem Zimmer lag, deckte ich ihre Beine zu und dann schob ich sie an den Griffen nach draußen wo sie die frische Luft einatmete. Im Park stellte ich sie neben der Bank und auf die Bank setzte ich mich. Ohne irgendwas zu sagen, schauten wir auf den Ententeich und hingen unseren Gedanken nach.

Sicht Jana: Girlfriend1998
Sicht Alexander: Juma005
Sicht Franco: Juma005

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