I. Tacoliebe

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Un Taco, dos Tacos, tres Tacos... während ich darauf wartete, dass wir endlich an unserem neuen Zuhause ankamen, konnte ich nicht anders als die ganze Zeit an Mamás selbstgemachte Tacos zu denken, die sie uns versprochen hatte, als wir vor circa drei Stunden losgefahren waren.

"Mamá, wann sind wir endlich da? Wir fahren jetzt schon so lange", beschwerte sich meine kleine fünfjährige Schwester Felicita.

"Hör auf dich zu beschweren, querida (Liebling). Wir sind gleich da, gedulde dich noch ein wenig."

Und so blieb mir nichts anderes übrig als weiter an meine Tacos zu denken. Cuatro Tacos...

"Aufstehen, querida, wir sind da" und somit wurde ich sanft aus meinem Traum geweckt. Endlich sind wir da, diese Fahrt war eine Katastrophe. Einerseits war da Felicita, die sich durchgehend übergeben musste, wobei ich mit würgen musste, weil ich einfach keine Menschen hören und sehen kann, die sich übergeben. Dazu der Geruch, der mich von innen heraus zerfrisst. Andererseits war da mein Papá, der die ganze Zeit spanische Volksmusik hörte, die auf Dauer einfach unerträglich wurde. Eines habe ich dadurch gelernt, nie wieder ohne Kopfhörer oder leerem Akku in ein Auto mit meinem Papá einsteigen.

Fertig ausgepackt und geduscht, kam mir schon der Geruch der Tacos entgegen. Endlich gab es Essen, also machte ich mich auf den Weg nach unten in die Küche. "Da bist du ja schon, das Essen ist gerade fertig geworden." Wir setzten uns alle auf die Stühle und fingen an zu essen, ich liebe diese Tacos.

"Okay, ich geh dann mal schlafen, ich muss ja morgen in die Schule, wegen euch", gab ich gereizt von mir. "Man kann nie genug in die Schule gehen, du sollst keine unnötigen Tage Zuhause verbringen, während du in der Schule etwas lernen könntest. Außerdem lernst du vielleicht neue Leute kennen, also beklag dich nicht! Buenas noches (Gute Nacht)!"

Augenrollend verschwand ich in mein Zimmer, was macht es denn für einen Unterschied, wenn ich einen Tag länger Zuhause geblieben wäre. Ich meine dieselben Personen sind am nächsten Tag doch auch noch da, dementsprechend hätte ich diese Personen auch am nächsten Tag kennengelernt. Verstehe einer die Logik meinen Papás. Als ich mich hinlegte, überkam mich auf einmal eine riesige Welle an Müdigkeit, die mich dazu brachte meine Augen zu schließen.

Biep...Biep. Und schon hätte ich meinen geliebten Wecker gerne an meine weiße, wundervolle und schöne Tür geworfen, wenn es da nicht meine Eltern gäbe, die wegen jedem leiseren Geräusch aufwachen könnten. Hätte ich das wirklich gemacht, dann wäre ich erstmal mit einer Strafe davon gekommen. Ihr müsst wissen, dass ich mit Abstand die strengsten, aber auch die liebenswertesten Eltern der Welt habe, was wohl an dem spanischen Temperament liegen muss. Weshalb mir nichts anderes übrig blieb, als den Wecker wie ein normaler Mensch auszuschalten und mich für die Schule fertig zu machen.

Ein Blick aus dem Fenster verriet mir wie wunderschön das Wetter heute doch war. Also entschied ich mich dazu eine Runde spazieren zu gehen. Aber erstens würde ich niemals alleine spazieren gehen und zweitens würde hier kein normaler Mensch alleine durch den Sweetwater River laufen, weil es hier bekanntlich viele Morde gab, die von den Menschen als Wahr empfunden werden. Ich hingegen denke, das sind eigentlich nur Gerüchte, die von alten Menschen an ihren Enkeln weitergegeben wurde, damit sie nicht am Sweetwater River spielen und dabei ertrinken. So hatte es mir auch meine abuela Veronica Lodge erzählt. Okay, ich sollte aufhören so viel nachzudenken, um mich endlich fertig zu machen und somit nicht direkt am ersten Tag zu spät zur Schule zu kommen.

"Ja das solltest du, du idiota, du fängst schon wieder an laut zu denken", kam es aus der Ecke von meiner kleinen, nervigen und frechen Schwester, Felicita.

"Felicita, geh zu mamacita und nerv mich nicht! Ich muss mich umziehen, raus jetzt."

"Boah Cami, nicht jeder kann so einen coolen Namen haben wie unser alter Nachbar Jürgen", als ich sie mit meinem Todesblick ansah, verschwand sie mit den Worten "Ich gehe ja schon."

Fertig angezogen, ging ich in die Küche um mir ein Brot zu schmieren, welches ich direkt in meine Tasche steckte, denn ich hatte einfach nur noch sage und schreibe 20 Minuten bis zur ersten Unterrichtsstunde. In Lichtgeschwindigkeit zog ich mir meine Chucks an und sprintete zur nächsten Bushaltestelle. Gerade noch rechtzeitig kam ich an und stieg in den Bus. An der Schule angekommen, machte ich mich direkt auf den Weg zum Biologieraum, ich wusste wo ich hinmusste, denn meine Eltern hatten mir letzte Woche einen Besichtigungstermin aufgebrummt.

Gerade rechtzeitig nahm ich direkt neben einem Jungen platz, was wohl auch daran lag, dass das der Letzte freie Platz war. Zum Glück sprach er mich nicht an, denn er sah nicht gerade nett aus, mit seinen ganzen Tattoos und diesem Blick, der hätte töten können. Und so bemitleidend wie mich der Rest der Klasse ansah, wusste ich, dass ich mich nicht hätte hier hinsetzen sollen. Leider, muss ich mir immer ein eigenes Bild von den Menschen in meiner Umgebung machen, um zu wissen, ob die Vorurteile der Anderen stimmen, oder nicht.

"Hallo an alle Anderen und herzlich Willkommen an die Neue, wollen Sie sich vorstellen", sagte der dicke Mann, der wohl für die nächste Zeit mein Biologielehrer sein würde. "Klar, hallo mein Name ist Camila Gonzalez, wie der Name schon sagt komme ich aus Kolumbien. Mein Vater hat hier einen neuen Arbeitsplatz, weswegen wir hierher gezogen sind. Habt ihr sonst noch irgendwelche Fragen?"

Plötzlich herrschten überall kleine Gruppengespräche, weswegen man nicht wusste, wem man jetzt zuhören sollte. Einige sagten so etwas wie, ist sie mit den Garcías verwandt? Andere jedoch, fragten, ob ich mit Rafael Vargas zusammen sei. Der Rest blieb einfach still und schaute mich angsteinflößend an. Ich wusste überhaupt nicht, was hier jetzt los war, ich war viel zu verwirrt.

"RUHE! Jetzt reicht es aber, verdammt und zugenäht. Es tut mir leid, Miss Gonzalez. Wir fangen jetzt mit Biologie an. Wer kann mir sagen, was wir letzte Stunde festgestellt haben?"

Ich war so sehr in Gedanken vertieft, ich musst erstmal klar denken und herausfinden, was alle meinten und wer waren die Garcías und wer war Rafael. Als es schellte entschied sich mein Sitznachbar plötzlich doch noch mit mir zu reden.

"Diese Leute stecken alle Latinos in einen Topf, also wundere dich nicht, wenn sie Angst vor dir haben. Das liegt wohl an unserem Ruf", somit ließ er mich noch verwirrter zurück.



García MafiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt