Ich gab Alés noch einen Kuss auf die Wange, bevor ich mich für die Schule fertig machte. Er schlief noch, weshalb ich versuchte so leise wie möglich zu sein. Er war fast die ganze Nacht mit mir wach gewesen und hatte versucht mich zu beruhigen. Doch der Schock und diesem Gefühl, dass mein eigener Papá nichts mehr von mir wissen wollte, saßen tief. Ich fragte mich, ob der Fehler bei mir lag oder ob ich hätte etwas besser machen können, aber alles schien für den Arsch zu sein. Doch ich würde nichts ändern wollen, denn Alés hatte mir gezeigt, wie es ist, wieder lieben zu können.
"Camila, wie geht's dir?", fragte mich Rafa, als wir in das Auto stiegen, um zur Schule zu fahren.
"Könnte besser sein, aber ich muss einfach weiter machen. Schließlich habe ich überhaupt keine Zeit daran zu denken, denn gleich wartet wieder ein super Geschenk von meinem Ex in meinem Schließfach auf mich. Ich bin gespannt, was er sich diesmal hat einfallen lassen."
"Wie wollen wir denn vorgehen? Sollen wir dich zum Schließfach begleiten oder sollen schon mal vorausgehen?", kam es diesmal fragend von Rico.
"Ne, ich glaube es ist weniger auffällig, wenn ich das alleine mache. So wie Aaly kenne, wird sie sowieso direkt zu mir kommen", also stieg ich aus dem Auto und ging in Richtung Schließfach und wie nicht anders zu erwarten, kam mir eine gut gelaunte Aaly entgegen.
"Cami, du siehst aber nicht gut aus", sagte sie und klang dabei besorgt. Ihre gefälschte Besorgtheit kann sie sich sparen. Aber ich musste jetzt meinen Schauspielkünsten vollen Vorrang lassen, denn ansonsten würde ich ihr an die Gurgel springen. Deshalb beschloss ich ihr die Wahrheit zu sagen, denn ich wusste
"Ich hatte Streit mit meinen Eltern, wohl eher mit meinem Papá. Ich sollte mich zwischen ihm und meinem Freund entscheiden. Dann ist das ganze irgendwie eskaliert und jetzt habe ich keine Familie mehr", ich musste wieder weinen, aber ich versuchte meine Tränen so gut es ging zurückzuhalten. Und dann umarmte sie mich, natürlich musste ich die Umarmung erwidern.
"Hey, es wird alles wieder gut. Ich bin für dich da, wir können nach der Schule ja ein Eis essen gehen und dich auf andere Gedanken bringen", sie war eine so gute Schauspielerin, denn wenn ich nicht wüsste, dass sie eine Verräterin ist, würde ich ihr das alles abkaufen. Ich nickte nur und zusammen machten wir uns auf den Weg zu meinem Spind. Doch zu meinem Bedauern, befand sich das Paket nicht in diesem. Man beachte die Ironie.
***
Eine Schulqual später befanden wir uns wieder vor meinem Spind und diesem befand sich mein Geschenk in diesem, da war ja das gute Stück.
"Hast du etwa einen heimlichen Verehrer?", sagte Aaly und wackelte mit ihren Augenbrauen. Daraufhin verneinte ich und öffnete das Paket. Als uns der Geruch jedoch entgegen kam, mussten wir beide würgen. Dieser Geruch nach vergammelten Fleisch würde sich für ewig in mein Gedächtnis brennen.
"Mach das Ding zu, oh mein Gott. Was ist das Camila?", sagte sie und ich tat den Deckel wieder auf das Paket.
"Nicht schon wieder. Du musst mir versprechen, das keinem weiter zu sagen, ja?"
"Versprochen", du dreckige Lügnerin, du wirst doch gleich eh wieder bei Zac hocken und ihm alles erzählen.
"Die Pakete sind von meinem Ex, er war schon immer so besitzergreifend und kann einfach nicht loslassen. Er hat mich misshandelt und versucht zu missbrauchen, aber dann sind wir halt hierhin gezogen. Aber er kann mich einfach nicht in Ruhe lassen und schickt mir diese Pakete. Mittlerweile sind wir schon bei drei oder vier davon angekommen."
"Camila, mein Sonnenschein", und dann lag auch schon Rafas Arm auf meiner Schulter "wollen wir nach Hause. Dein Freund wartet bereits auf dich, hat mich schon vollgespammt warum du nicht ans Handy gehst. Der Typ macht sich defintiv zu viele Sorgen um dich."
"Ja, mein Akku ist leer. Ich glaube, das mit heute wird wohl doch nichts. Tut mir Leid, Aaly."
"Hey, alles gut. Geh zu ihm, du brauchst ihn definitv mehr als mich", und damit hatte sie so Recht. Ich brauchte Alés wirklich, denn das Training musste weitergehen.
Wir verabschiedeten uns von einander und Rafa nahm das Paket und jetzt war es Rico, der versuchte mich wieder glücklich zu machen.
"Wir holen dir jetzt erstmal ganz viel Tacos. Dann kannst du doch nur wieder lächeln.
Und dann konnte ich auch nur noch lächeln, sie kannten mich einfach zu gut.
***
Nachdem wir gegessen hatten, befanden wir uns nun alle im Wohnzimmer. Ich saß neben Alés, der seinen Arm um mich gelegt hatte. Das Paket hatten wir entsorgt. Diesmal konnten wir jedoch nicht identifizieren, um was es sich dabei gehandelt hatte. Auch gab es dieses Mal keine Nachricht.
"Also, wir wurden wieder mal alle eingeladen", kam es von Javi. Jeder wusste worum es ging, denn jeder fluchte, nur ich saß da und wusste von nichts.
"Fuck, ist es schon wieder soweit."
"Darf ich fragen, worum es geht?"
"Ach ja, ich hatte ja vollkommen vergessen, dass du erst so kurz bei uns bist", sagte Toni und schaute mich dabei an.
"Der Erzeuger von Javi und Alés veranstaltet jedes Jahr eine Gala, zu der wir alle eingeladen werden. Dabei handelt es sich weniger um eine Einladung, sondern mehr um einen Befehl. Wenn wir nicht erscheinen, dann sprengt er unser Haus", sagte Toni. Alés spannte seine Hand zu einer Faust und ich versuchte ihn zu beruhigen, indem ich meine Hand in seine legte und es schien tatsächlich zu wirken. Ich hatte die Jungs noch nie von ihrem Papá reden hören, doch jetzt taten sie es und sie taten es mit so viel Hass in der Stimme.
"Das Problem hierbei ist jedoch, dass er Cami auch dabei haben will. Und wir alle wissen, was sich dort für Leute aufhalten werden. Auch wissen wir, wie Pablo tickt. Eine falsche Aussage und wir sind alle tote Männer. Cami, du musst wissen, Pablo, also der Papá von-"
"Nenn ihn nicht so, er ist nicht unser Papá!", zischte Javi.
"Sorry, Leute. Also Pablo, ist einer der gefürchtetsten Männer der ganzen Welt. Er führt ein Heer von ungefähr einer halben Millionen Menschen. Alle gehorchen ihm, aber keiner kennt ihn persönlich. Nur seine engsten Vertrauten und wir werden zu dieser Gala eingeladen. Genau, deshalb, falls es zu irgendeiner Unannehmlichkeit kommen sollte und er sich genervt, gelangweilt oder bedroht fühlt, führt das zum Tod. Man nennt die Gala auch Russisches Roulette, denn keiner weiß, wer am Ende noch am Leben sein wird", sagte Toni und wirkte dabei so beunruhigt.
"Hey, Leute. Ihr habt es doch bisher auch immer geschafft. Ich weiß, dass wir das dieses Mal auch schaffen werden, gemeinsam", sagte ich, doch die Gesichter der Jungs zeigten mir, dass ich da wohl sowas von falsch lag.
"Wann ist es denn soweit, Toni?", fragte Javi.
"Morgen."
"MORGEN SCHON?", kam es schreiend von allen.
"Das bedeutet unseren Untergang", sagte Leo.
Und ich sah in seinen Augen, dass er das ernst meinte.
"Wo?"
"In Carolina."
"Das heißt Leute packt ein, wir müssen sofort los."
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García Mafia
Teen FictionDer Sweetwater River, ein verlassener Ort an den sich keiner herantraut. Die Gerüchte, die sich von Tag zu Tag häufen, versetzt die Leute immer mehr in Angst und Schrecken. Und ein Junge, dessen Augen pure Kälte ausstrahlen und keine Gefühle zulas...