(Bild: Ricardo)
"Cami, was hat abuela damit gemeint", fragte mich Feli. Die Kleine war mindestens genauso neugierig wie ich, wenn nicht sogar noch neugieriger.
"Ich weiß es auch nicht, du kennst doch abuela, sie redet viel, wenn der Tag lang ist. Außerdem ist sie auch schon ziemlich alt und weiß teilweise selber nicht wovon sie da spricht."
Nachdem wir Zuhause angekommen waren und ich mich endlich von Felicitas Gelabber befreien konnte, dieses Mädchen ist echt nicht zu stoppen, klingelte plötzlich mein Handy. Aaly...hatte mich tatsächlich dazu überredet, mit meiner Schwester und ihr shoppen zu gehen. Natürlich musste ich Felicita mitnehmen, weil meine Eltern erst gegen Abend da sein würden. Sie hatte einfach eine zu gute Überredungskunst. Ich hatte ja sonst nichts zu tun, also warum nicht shoppen gehen, wie ich es liebe. Nein, ich hasste es shoppen zu gehen, das ist mir einfach eine zu große Menschenmenge an einem Fleck und außerdem heißt es Blasen am Fuß.
"Können wir jetzt ein Eis essen, bitte. Meine Füße tun schon weh", quengelte Felicita. Ich kann sie in diesem Moment einfach zu gut verstehen, das Shoppen mit Aaly war einfach eine Qual. Sie wollte einfach in jeden Laden und ihr war es egal, dass wir eine fünfjährige bei uns hatten. Der Dessousladen blieb nicht unverschont...meine arme Schwester, muss wohl den Schock ihres Lebens erlitten haben. Das war definitiv das einzige und letzte Mal, dass ich mit ihr shoppen war.
"Nein Leute bitte, ich muss unbedingt noch in Zara, da gibt es seit heute neue Waren", gab Aaliyah bettelnd von sich. Ich wollte gerade antworten, als Feli einfach in das nächstbeste Café rein rannte und ich ihr gleich hinterher. Ich hörte noch wie Aaliyah sagte, dass dieses Café Belrus nichts für uns sei. Aber das schien Feli wenig zu interessieren."Felicita! Jetzt warte doch mal", gab ich gestresst von mir, ich korrigiere mich, definitiv nie wieder mit Aaliyah und Felicita shoppen gehen. Als ich im Café war, sah ich auch schon Feli, die sich einfach an einen Tisch gesetzt hatte. Ich ging direkt zu ihr und ließ mich neben ihr nieder, dicht gefolgt von Aaly. Irgendwie hatte ich ein ungutes Gefühl, weit und breit war keiner zu sehen, woran das wohl liegt?
"Leute, wir können hier nicht bleiben, hier gehen sehr viele böse Gerüchte rum. Bitte, wir können überall hin, nur nicht hier. Hier soll wohl auch schon gemordet worden sein", gab Aaly flüsternd und panisch von sich.
"Ich will ein Eis!!!", drängte Feli. Wenn Feli einmal sauer und ungeduldig wird, dann gibt es kein zurück mehr, sie wird hier alles zusammenschreien. Dann kam auch schon der Kellner mit weiten Augen zu uns und wollte unsere Bestellung aufnehmen. Er sah irgendwie überrascht aus.
"Ich nehme einmal Vanille, zwei mal Schoko und natürlich noch mit extra viel Sahne", platze Feli voller Vorfreude. Wenn es ums Eis ging, war sie nicht mehr zurückzuhalten.
"Für mich dasselbe, Aaly was willst du?", nachdem sie mich zu geschockt anschaute und nicht antwortete, übernahm ich ihre Bestellung "für sie auch."
Nachdem uns das Eis gebracht wurde und Feli mehr als glücklich schien, war auch Aaliyah ein wenig runter gekommen und war nicht mehr so ängstlich wie zu vor. Mein Blick schweifte zur Tür, als ich jemanden reden hörte. Ich blickte in zwei fremde Gesichter und in das von Rafael. Rafael sah aus wie immer, mit seiner schwarzen Lederjacke und seinen Boots, den Sommersprossen und den schwarzen Locken. Der Rechte von ihnen hatte etwas längere braune Haare, einen Dreitagebart und hatte ebenfalls eine Lederjacke an. Der Linke hatte ebenfalls einen Bart, aber kürzere Haare. Er trug jedoch eine Jeansjacke. Wenn Aaliyah sich jetzt umdrehen würde, würde sie an die Decke gehen. Zu spät. Sie bemerkte mein entsetztes Gesicht und blickte in die Richtung, in die ich auch sah. "Das kann doch nicht wahr sein, warum passiert mir immer sowas. Können wir bitte einfach bezahlen und gehen. Oh mein Gott, ich weiß nicht was ich tun soll. Cami, wie kannst du so ruhig bleiben, du weißt nicht wer da gerade an der Türe steht. Oh mein Gott, Cami bitte", so verzweifelt und fast am heulen hatte ich sie ja noch nie gesehen. Plötzlich traf Rafaels Blick meinen und er lächelte mich verschmitzt an, aber wer waren diese anderen Typen vor denen Aaly noch mehr Angst hatte, als vor Rafael selber. Sie nahmen ganz vorne Platz.
"Hey, ihr da. Du in der Mitte, du bist aber ein guapo (Hübscher)", gab Feli mit ihrer zuckersüßen stimme wieder. Omg, ich lief wahrscheinlich so rot an, dass ich vor Scham im Erdboden versinken könnte. Aaliyah erging es nicht anders, sie starb gerade innerlich. Das hatte sie jetzt aber nicht wirklich laut gesagt, oder? Doch das Gelächter im Hintergrund bewies mir, dass die Jungs doch alles gehört hatten. Ich mein, sie müssten ja taub gewesen sein, wenn nicht.
"Hahahah, Feli, du bist ja heute wieder witzig", versuchte ich die Situation zu retten, ich wollte wirklich einfach nur von hier verschwinden, einfach aus der Tür rennen und mich nie wieder Blicken lassen. Aaliyah war wie verstummt, man hörte nur noch ihren Atem, als würde sie hyperventilieren.
"Das sollte kein Witz sein. Ich meinte das Ernst. Mamá hat gesagt man soll immer die Wahrheit sagen. Und ich finde dich echt hübsch!", zwinkerte sie ihn an. Nein, bitte lieber Gott, lass mich sterben. Und dann passierte das, wovor Aaliyah und ich wohl am meisten Angst hatten. Feli stand einfach auf und ging zu den Jungs rüber. Nein, sag mir nicht, dass das jetzt wirklich passiert ist. Aalys Blick strahlte gerade pure Verzweiflung aus und auch ich hatte überhaupt kein gutes Gefühl, verdammt wir wollten doch bloß ein Eis essen. Man konnte jedoch nichts vom Gespräch hören, da alle flüsterten. Scheiße, das kann nicht gut enden. In der Zeit bezahlte ich das Eis von uns, denn Aaliyah war zu nichts mehr fähig, sie kämpfte innerlich mit sich selbst. Ich sagte ihr sie könne schon raus gehen, ich würde das mit Feli klären. Also lief ich zu dem Tisch der Jungs.
"Feli, wir müssen gehen. Komm jetzt."
"Nein, Cami, setzt dich auch, die sind hier alle soo cool", ohne darauf einzugehen, nahm ich sie an der Hand und zog sie auf die Beine. "Ab mit dir, du hattest jetzt genug Spaß, Feli."
"Du bist so eine Spielverderberin. Rafa, Toni und Leo sind viel cooler als du", gab sie zickig von sich. Und so verließ ich das Café, mit einer quengelnden Feli und drei belustigten Blicken an meinem Rücken.
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García Mafia
Teen FictionDer Sweetwater River, ein verlassener Ort an den sich keiner herantraut. Die Gerüchte, die sich von Tag zu Tag häufen, versetzt die Leute immer mehr in Angst und Schrecken. Und ein Junge, dessen Augen pure Kälte ausstrahlen und keine Gefühle zulas...