XXXII. Passt auf sie auf

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Nachdem man Feli gewinnen ließ, hatte auch Alés keinen Grund zur Eifersucht gehabt, denn ich musste nur meine kleine Schwester küssen und nicht einen der Jungs.
"Schade, eigentlich hätte ich gerne gewonnen", sagte Leo und erntete einen wütenden Blick von Alés.

Als mein Handy wieder klingelte, ging ich direkt dran.

"Entschuldigen Sie, dass wir Sie wieder belästigen müssen, aber hier spricht noch einmal Lara Johnson. Wir müssen Sie bitten zu uns auf das Polizeirevier zu kommen und eine Aussage zu machen. Es ist von Wichtigkeit, wenn Sie es heute noch schaffen könnten."

***

Nachdem Rafa mich zu dem Polizeirevier gefahren hatte und ich meine Aussage gemacht hatte, fuhren wir auch schon nach Hause. Ich hatte der Polizei erzählt, dass meine Eltern eigentlich keine Gegner gehabt hatten und es eigentlich nur Zac gewesen sein könnte, würden sie diesem Hinweis nachgehen und mich bei Neuigkeiten informieren. Aber so wie man die Polizei hier kannte, würden sie nichts tun, denn das war einfach eine zu große Aufgaben für sie.
Zusätzlich waren wir auch noch beim Bestattungsinstitut gewesen und die Beerdigung würde morgen stattfinden. Ich hatte beschlossen es Feli zu sagen, sie musste einfach bei der Beerdigung dabei sein, ansonsten würde sie mir das später nie verzeihen. Es würde das letzte Mal sein, dass wir unsere Eltern sehen würden und sie hatte das Recht dazu, selbst zu entscheiden, ob sie dabei sein will oder nicht. Eigentlich wollte Alés mich begleiten, aber wenn man ihn im Polizeirevier gesehen hätte, dann hätte man ihn attackiert und das wollte ich nicht, weshalb ich ihm die Aufgabe gegeben hatte, solange auf Feli aufzupassen.

***

"Feli, wir müssen reden. Könnt ihr uns kurz alleine lassen, Jungs?", sagte ich und sie hörten alle auf mich. Alés wollte erst bleiben, aber als ich ihn ansah, wusste er, dass ich auch ihn meinte. Das hier ging jetzt nur uns zwei was an. Feli kam dann zu mir und setzte sich zu mir auf das Sofa.

"Was ist denn so wichtig? Willst du mir ein Geheimnis verraten?", sagte sie und klang dabei so neugierig und fröhlich und ich wollte ihr das auf keinen Fall kaputt machen, aber ich hatte keine andere Wahl. Später würde sie verstehen, warum ich ihr das gesagt hatte.

"Nein, kein Geheimnis, etwas trauriges. Aber zuerst will ich dir sagen, dass ich immer für dich da sein werde. Hast du gehört? Und auch auf die Jungs kannst du dich verlassen, wir sind hier wie eine Familie, jeder hier wird dir bei deinen Problemen helfen. Versprich mir einfach, dass du nicht aufhörst so lebensfroh zu sein."

"Versprochen, du bist doch meine hermana (Schwester)."

Ich nahm ihr Hand und hielt sie so fest ich nur konnte. Feli schaute mich nur verwirrt und neugierig an, sie wollte endlich wissen, was hier vor sich ging.

"Also gestern als du in der Schule warst, da ist was schlimmes passiert", und dann fing ich auch schon an zu weinen "Mamá und Papá sind", und ich musste die ganze Zeit schluchzen. Das war schwieriger, als alles andere auf der Welt. Diesem Wesen vor mir zu sagen, dass unsere Eltern umgebracht wurden. Sie strich mir die Tränen weg, für ihr Alter war sie einfach zu erwachsen, sie hatte das nicht verdient.
"Mamá und Papá sind tot, Feli.." und dann fing auch sie an zu weinen und als ich sie sah, wie sie dann anfing zu schreien und immer wieder sagte, dass ich lüge. Wünschte ich mir, dass das ich wirklich nur log, aber es war leider die Wahrheit.

"Feli, komm her", sagte ich und nahm sie einfach in den Arm "es tut mir Leid, ich wünschte mir so sehr, dass ich lügen würde, dass das alles nur ein scheiß Traum sein würde, aber ich kann nicht. Es tut mir leid. Es tut mir so so leid", und dann drückte sie mich so fest sie konnte.

Dann stand sie plötzlich auf und ging aus der Tür, ich dachte sie wollte jetzt ein bisschen Ruhe haben, aber sie kam mit Alés wieder durch die Tür und als er mich so sah, kam er direkt zu mir und nahm mich in den Arm "Komm her, ich bin da, amore", dann drehte er sich um "und du auch Prinzessin, komm her." Und dann kam auch Feli zu uns und Alés umarmte uns beide.

"Weißt du Feli, du hast jetzt eine neue Familie, wir werden das zusammen durchstehen. Also, wenn du irgendein Problem in der Schule hast oder dich einer von den Jungs ärgert, dann kommst du einfach zu mir und ich mache diese Person fertig. Keiner legt sich mit meiner Familie an."

Sie nickte und umarmte ihn "Cami? Ich hab dich lieb", sagte sie und umarmte mich.
"Ich liebe euch auch. So sehr."

***

Nachdem ich zusammen mit Feli in mein Zimmer gegangen war und wir eingeschlafen waren, wurden wir von Alés geweckt.
"Morgen, ihr Süßen", sagte er und küsste mich "wir müssen los, die Beerdigung findet gleich statt."
Und damit standen wir zwei auf und machten uns fertig. Rico und Toni waren gestern nochmal in das Haus meiner Eltern gefahren, um Felis Sachen zu holen, denn sie hatte hier ja nichts. Also zogen wir uns an und liefen dann nach unten. Auch die Jungs hatten beschlossen alle mitzukommen, obwohl sie das eigentlich nicht brauchten, aber es tat gut zu wissen, dass sie alle hinter einem standen.

***

Und somit gingen Feli und ich gemeinsam den Weg in die Kirche, wo wir uns nochmal von ihnen verabschieden konnten. Nur Abuela, der Priester und wir waren da, wir hatten sonst keinen eingeladen, weil wir das hier alleine durchstehen wollten. Wir hatten keine Lust auf das ganze Beileid der Menschen, die uns sowieso nie mochten. Auch Aaly wollte vorbeikommen, doch ich wollte sie nicht dabei haben, denn sonst würde ich mich nicht beherrschen können und sie womöglich umbringen. Sie wusste doch von alldem Bescheid, dieses hinterhältige Miststück.
Zusammen mit Feli gingen wir in Richtung der Särge.

"Mamá und Papá tut mir Leid, dass ich euch so selten gesagt habe, dass ich euch liebe. Aber ich liebe euch wirklich", sagte Feli und fing an zu weinen.

"Wisst ihr, eigentlich war ich euch nie böse, ich verspreche euch, ich werde nicht eher ruhen, bis ich diesen widerlichen Typen, der euch das angetan hat, umbringen werde. Das ist mein letztes Wort." Ich konnte nicht länger, auf diese Särge schauen und mit dem Gedanken leben, dass sie da jetzt für immer liegen werden. Auch Abuela verabschiedete sich von ihrem Sohn und ihrer Schwiegertochter und nahm uns dann in den Arm. Sie war auch noch nie so traurig gewesen.
Sie drehte sich zu den Jungs "Ich hoffe ihr passt gut auf meine Zwei auf, ich bin zu alt, aber ich bitte euch, kümmert euch gut um sie, sie haben sowas schlimmes nicht verdient."

Und dann sahen wir nur noch wie die Särge weggetragen wurden und im Loch in der Erde verschwanden. Man sah sie nicht mehr, sie waren für immer weg.

García MafiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt