XXXVI. Versprochen

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Es sind mittlerweile zwei Tage seitdem ich Zac töten wollte, er jedoch fliehen konnte vergangen. Die Jungs kamen mir zwar zur Hilfe, doch es hatte rein gar nichts gebracht. Immer wieder malte ich mir vor meinen Augen aus, was passiert wäre, wenn die Jungs nicht gekommen wären. Hätte ich es geschafft mein Ziel zu erreichen und Zac endlich den Garaus zumachen? Oder wäre ich kläglich gescheitert und hätte mich eigentlich nur selbst in den Tod geritten? Das waren die zwei Fragen, die mich am meisten beschäftigten.

Mit Alés hatte ich seitdem auch nicht mehr gesprochen, er ignorierte mich komplett und ich tat dasselbe. Schließlich hatte ich versucht mit ihm zu reden, er hatte mich aber abgewiesen. Ich bin doch keine Klette und renne ihm hinterher. Mitunter war es ja auch seine Schuld, weshalb ich so sauer auf ihn reagiert hatte. Ich konnte doch nicht wissen, dass die Jungs alle eine Schutzweste anhatten. Ich hab nur gesehen, wie Zac auf Rafa geschossen hatte und da brannten bei mir halt alle Sicherungen durch. War es nicht offensichtlich, dass ich dann so ausraste und Alés da jegliche Vorwürfe gemacht hatte. Trotzdem war ich mir immer noch unsicher, ob er nicht doch Recht hatte. Ich habe wirklich ohne jeglichen Plan angegriffen und mich in die Scheiße geritten. Aber gab es ihm dann trotzdem das Recht so mit mir zu reden? Mich als egoistisch, dumm und unwichtig zu beschimpfen?

Leo kam in mein Zimmer und unterbrach meine Gedanken.

"Es gibt endlich wieder Pizza, komm Cami", sagte er lächelnd und hielt die Tüte mit dem Essen vor sich. Wenn es eines gab, was mir den Tag versüßte, dann war es definitiv ein hungriger Leo, der sich auf das Essen freut. Ich folgte ihm also. Alés saß bereits und schaute mich nicht mal mit den Arsch an. Es tat mir zwar weh zu sehen, wie sehr ich ihn verletzt hatte, aber er hatte mich auch verletzt und deshalb würde ich auf keinen Fall klein beigeben. Schließlich war ich diejenige, die bereits versucht hatte mit ihm zu reden und eiskalt abserviert wurde.

Ich gab Feli einen Kuss auf ihren Kopf, sie saß bereits da und freute sich genauso sehr wie Leo auf das Essen. Sie liebte Pizza, wenn nicht sogar mehr als mich. So saßen wir schließlich da und fingen an zu essen.

"Jungs, wir treffen uns nach dem Essen unten. Wir müssen die neue Mission besprechen", sagte Alés und schaute dabei jeden außer mich an. Feli war so sehr mit der Pizza beschäftigt, dass sie gar nichts mitbekam. Ansonsten hätte sie bereits zu viele Fragen gestellt.

"Was für eine Mission denn?", sagte ich mit neugieriger Stimme. Doch es kam keine Antwort. Alés widmete sich einfach wieder seiner Pizza und ich wurde eiskalt ignoriert.

"Achso, will mich der werte Herr García also gar nicht mehr einweihen?", gab ich gereizt von mir.

"Wir wollen ja nicht, dass eine egoistische Dame hier am Tisch alles wieder selber in die Hand nimmt und uns die ganze Mission versaut", dann sah er mich das erste mal seit zwei Tagen wieder an. Nicht nur seine Worte trafen mich, nein auch sein Blick verletzte mich.

"Ist das gerade dein scheiß Ernst, Alés? Mierda, du bist dran schuld, dass ich Zac nicht töten konnte. Wärt ihr nicht da gewesen, dann wäre das alle gar nicht erst passiert", schrie ich ihn nun an und als ich realisierte, dass Feli gehörte hatte, was ich da eben von mir gegeben hatte, weiteten sich ihre Augen. Sie war ängstlich und ich konnte auch sehen wie entsetzt sie darüber war, aber ich konnte mich gar nicht, um sie kümmern denn Alés war gerade genauso sauer.

"En serio eres estúpido? (Wirklich bist du so dumm?) Madre mía (mein Gott). Nichts hättest du alleine geschafft. Wir haben gesehen, was du geschafft hast und das ist nichts. Du wärst da drinnen nicht mehr entkommen. Dieser Bastard hätte dich gefickt und zur Frau genommen."

Wow, ich war so enttäuscht und sauer, dass ich überhaupt nicht nachdachte. Ich lief zu ihm hin, nahm die Pizza und drückte ihm diese auf seine Gesicht.

"Wenn das so ist und ich sowieso nur egoistisch und dumm bin, dann kann ich auch gehen. Danke, Alessandro, dass du so ehrlich zu mir bist. Lass dir die Pizza schmecken."

Ich ging wutentbrannt die Treppe hoch, nahm einen Koffer und packte meine Sachen ein. Er will mich nicht hier haben, dann geh ich doch einfach. Was soll ich noch hier? Ich merkte gar nicht, dass ich bereits angefangen hatte zu weinen. Erst als meine Tränen in den Stoff des Pullovers einsogen, merkte ich es. Wie dumm war ich eigentlich zu denken, dass das hier klappen würde?

Die Tür ging auf, ich wollte nicht mal mehr mit irgendjemanden reden. Die können mich alle mal und als ich dann hörte wie der Schlüssel die Tür verriegelte, wurde ich noch wütender. Die hatten mich nicht ernsthaft eingesperrt. Ich drehte mich um und dann sah ich Alés dort stehen, die Hände in den Hosentaschen und er schaute auf mich herab. Es tat ihm auf jeden Fall leid, was dort unten passiert war, aber dem Gefallen würde ich ihm nicht tun.

"Mach die scheiß Tür auf", ich zog den Reißverschluss des Koffers zu "ich will hier weg."

"Die Tür wurde von Rafa und Feli verschlossen. Ich hab den Schüssel nicht."

Ich ging an ihm vorbei und lief direkt auf die Tür zu "Ist das euer scheiß ernst, öffnet diese verdammte Tür", schrie ich, während ich wie eine bekloppte gegen die Tür hämmerte.

"Nein, erst wenn ihr euch vertragen habt. Wir sitzen solange unten und schauen uns Filme an", schrie Feli.

"Ich werde euch umbringen, sobald ich hier raus komme."

"Verstehst du meine Sicht nicht oder willst du sie nicht verstehen, Camila?", sagte Alés mit sanfter Stimme, nachdem wir uns fünf Minuten einfach nur angestarrt hatten.

"Was willst du Alés? Was willst du hören?"

"Man, ich will, dass du mich verstehst. Ich will dich verstehen. Ich will einfach nur wissen, was hast du dir dabei gedacht, alleine loszufahren", während er das sagte, kam er zu mir und nahm meine Hand in seine und führte sie zu seinem Herz.
"Spürst du, wie mein Herz schlägt. Ich hatte verdammt nochmal solche Angst um dich. Dieses Herz schlägt nur für dich, mi amore. Ich wurde wahnsinnig als ich gesehen habe, dass du nicht mehr da warst. Ich habe mir Vorwürfe gemacht, ich wollte sterben, als ich dich da gesehen habe, in seinen Armen. Das was er dir immer wieder ins Ohr geflüstert hat. Wie er dich angefasst hat, das alles hat mich verrückt gemacht. Ich wollte ihn umbringen und ich will es immer noch.
Ich habe schon mal jemanden verloren, ich habe Emilia wirklich geliebt und ich konnte sie nicht beschützen. Deshalb werde ich bei dir alles tun, um dich zu beschützen. Ich werde alles tun, was nötig ist, um dich nicht in Gefahr zu bringen. Deshalb bitte ich dich tue sowas nie wieder. Mach bitte nichts mehr alleine. Wir sind für dich da, wir helfen dir. Wir werden ihn gemeinsam erledigen. Du musst mir das versprechen, ansonsten werde ich keine ruhige Minute mehr haben."

"Ich..., es tut mir leid. Ich wollte euch beschützen, dabei bin ich eigentlich diejenige die beschützt werden muss. Ich wollte das alles nicht, aber ich war so wütend, ich wusste selber nicht, was ich da tat. Ich verspreche dir, dass du dir keine Sorgen mehr um mich machen musst. Ich werde dir ab jetzt immer die Wahrheit sagen, keine Geheimnisse mehr", er küsste mich, aber ich unterbrach ihn. Er sah mich verwirrt an.

"Ich hab gesagt keine Geheimnisse mehr. Ich war bei deinem Va-, ich meine Pablo. Er hat mir gezeigt, dass Zac es war, der meine Eltern ermordet hat."

"Camila, nein. Du warst nicht ernsthaft bei ihm."

"Doch, ich war so verzweifelt und er war der einzige der mir eine Antwort auf meine Frage geben konnte. Aber im Gegenzug wollte er was von mir. Er hat mir noch nicht gesagt was."

"Du hast ein Geschäft mit Pablo gemacht, mi amore. Das findet nie ein gutes Ende. Aber wir stehen, das gemeinsam durch."



García MafiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt