"Was machst du hier, Pablo?", schrie Alés ihn schon fast an und drückte mich weiter hinter seinen Rücken, er wollte gerade nach Felis Hand greifen, doch Javi ging dazwischen. Und jetzt bemerkte ich erst, dass auch alle Jungs bereits am Esstisch saßen und teilweise auch verkrampft schienen. Das Essen war auch bereits auf dem Tisch und ich merkte, dass wirklich alle auf uns gewartet hatten.
Feli setzte sich neben Javi, als er sie zu sich zog."Lasst uns erstmal alle essen, es ist unhöflich und respektlos dem Essen den Rücken zuzudrehen und Feli und ich haben uns sehr viel Mühe gegeben", kam es von Leo und ich fing an zu lachen. Alés schien das überhaupt nicht witzig zu finden, denn er schaute Pablo immer noch so hasserfüllt an. Ich nahm seine Hand und zog ihn zu den freien Plätzen, es wäre wohl tatsächlich besser erst zu essen, bevor es ernster wird. Erst wollte er einwenden und weiter auf Pablo eingehen, doch ich flüsterte ihm zu, dass wir Feli zu liebe erstmal essen sollten. Eines kann ich sagen, es war noch nie so still gewesen. Und so blieb es auch das ganze Essen über.
***
"So, sag uns was du hier willst", sagte Alés. Mit dem Essen waren wir bereits fertig und Feli hatten wir nach oben in ein Zimmer geschickt, sie hatte nicht mal nachgefragt, sondern war das erste Mal ohne Widerrede gegangen. Sie hatte wohl verstanden, dass es sich hierbei um ein wichtigeres Thema handelte. Wir saßen alle an dem Beratungstisch und jeder schaute Pablo an.
"Ich wollte mit euch reden. Nicht als Pablo Hernández, sondern als euer Papá", und dann hörte man nur das provokante Lachen von Alés und Javi, die beide dasselbe zu denken schienen.
"Ein Papá bist du schon lange nicht mehr für uns und jetzt verschwinde von hier, wir müssen noch packen, wir wollen heute nämlich noch nach Hause."
"Jetzt lasst mich doch wenigstens erklären-"
"Wir wollen deine scheiß Erklärungen nicht hören, hast du das nicht verstanden. Verpiss dich einfach", schrie Alés ihn wieder an.
"Alés, ich finde ihr solltet ihm wenigstens einmal zu hören."
"Cami, du hast hier nichts zu melden, dass ist eine Sache zwischen ihm, Javi und mir. Also sei einfach still oder geh", ich weiß, dass die Wut aus ihm sprach, aber trotzdem verletzte er mich. Er konnte doch nicht so mit mir reden, wenn ich es nur gut mit ihm meinte.
"Alés, du hast vielleicht recht, das geht mich vielleicht nichts an, aber das gibt dir trotzdem nicht das Recht, so mit mir zu reden. Ich habe dich lediglich darum gebeten, ihm zuzuhören. Mierda, er ist immer noch euer Papá. Wenn ich die Möglichkeit hätte, dann würde ich meinem auch noch mal zuhören, aber die habe ich nicht. Also, hört ihm wenigstens zu. Wenn ihr es nicht für ihn tut, dann wenigstens für mich. Por favor (bitte), ich sehe doch in seinem Gesicht, dass er es diesmal ernst mit euch meint. Er will doch nur euer bestes."
Er schaute mich eine lange Zeit an und schien mit sich selbst zu kämpfen, dann wanderte sein Blick zu Javi.
"Rede."
"Ich... Es... Mierda, lo siento mucho (Verdammt, es tut mir sehr leid). Ich war in den letzten Jahren nicht, wie es ein Papá hätte sein sollen. Ich hab euch von mir ferngehalten, weil ich es musste. Ich war so, weil ich es musste. Ich musste so handeln, sonst wäre euch was passiert. Ich wollte euch von mir fernhalten, damit ihr nicht so werdet, wie ich es geworden bin. Aber als ich dann erfahren habe, dass ihr beide denselben Weg eingeschlagen habt, wie ich es getan habe, wurde ich einfach so wütend auf euch und am meisten auf mich. Ich wollte euch doch von all den kriminellen Sachen raushalten und euch nicht reinreiten. Aber ich habe wieder versagt. Ich habe es eurer Mamá versprochen, dass ihr diesen Weg nicht einschlägt, aber ich habe gemerkt, dass ich euch nicht hätte auf den richtigen Weg bringen können. Wie eure Mamá immer gesagt habt, ihr seid viel zu sehr wie ich und da war es nur eine Frage der Zeit bis ihr so werdet wie ich", sagte Pablo und ich war so berührt von seinen Worten, aber sahen Alés und Javi auch, wie ernst er es meinte?
"Du kannst mir nicht sagen, dass du uns beschützen wolltest. Du hast uns alleine gelassen, wir waren auf uns alleine gestellt. Wir wären auf der Straße verhungert, hätten wir Toni nicht kennengelernt, der uns aufgenommen hat und sich um uns gekümmert hat. Nach und nach haben wir die anderen getroffen und in so kurzer Zeit, waren sie viel mehr Familie, als du es je warst. Und erzähl mir hier nichts davon, dass du es Mamá versprochen hast. Sie war diejenige, die immer nur das beste für uns wollte und uns aus allem raushalten wollte."
"Ja, aber nur, weil wir es so vereinbart hatten und ich es ihr versprochen habe. Ich wollte euch wirklich aus allem raushalten. Ich kann doch nicht mehr tun, als zu sagen, dass es mir leid tut. Ich werde nun gehen und euch alleine lassen, falls ihr es euch anders überlegt habt, dann wisst ihr ja wo ihr mich findet. Camila, bei dir wollte ich mich bedanken. Danke, für all deine Worte, die in mir die Einsicht geweckt haben", damit ging er und ließ alle im Raum zurück, teilweise geschockt und teilweise wütend.
"Wir packen, ich will hier sofort weg", sagte Alés und verschwand einfach. Er war doch vorhin noch so gut gelaunt. Hatten ihn die Wörter seines Papás nicht berührt, hatte es ihm nichts ausgemacht? Aber letztendlich war es seine Entscheidung und ich konnte nichts daran ändern. Er wollte nicht länger mit ihm reden und diese Entscheidung musste ich akzeptieren.
Die Jungs waren bereits alle weg, bis auf Javi, der ins Leere starrte.
"Hey, ist alles in Ordnung?", fragte ich ihn.
"Was hast du zu ihm gesagt, warum hat er so plötzlich seine Meinung geändert? Das ist die Frage auf die ich einfach keine Antworte finde, Camila."
"Ich weiß es nicht, ich war nur ehrlich zu ihm. Er hat in eure Gesichtsausdrücke gesehen, dass ihr nicht wolltet, dass er stirbt und das schien ihn bewegt zu haben. Weißt du Javi, wir sind alle Menschen, die Fehler machen. Es ist eine Sache sie zu machen, eine andere diese zu vergeben. Ich weiß nicht, was er euch noch alles angetan hat, aber seine Argumentation, dass er euch nur beschützen wollte, ich habe es ihm abgekauft. Sein Blick war so ehrlich. Ich kann euch nicht zwingen, aber ihr könnt ja mal darüber nachdenken, er ist schließlich euer Papá. Wenn ihr nicht wollt, werde ich es natürlich akzeptieren, es ist eure Sache und da habe ich mich nicht einzumischen."
Er sah mich eine lange Zeit schweigend an "Ich hab dich lieb, Javi. Kopf hoch, es wird alles wieder gut", sagte ich noch und daraufhin küsste er mich auf den Kopf.
"Gracias (danke) Cami, du bist die beste."
Und jetzt lautete meine Mission Alés zu beruhigen, falls das überhaupt möglich war.
"Können wir reden?", sagte ich, als ich unser Zimmer betrat.
"Nein."
"Willst du reden und ich höre dir nur zu?"
"Nein."
"Gut, dann werde ich auch nicht mitfahren. Ich bleibe solange hier, bist du mit mir gesprochen hast."
"Schön, dann bleib halt hier. Ich hab sowieso das Gefühl, dass du lieber bei Pablo bleiben willst. Ihr versteht euch doch so gut."
"Willst du mich verarschen, Alés. Er ist dein Papá, er ist hergekommen, um mit euch zu reden und euch zu erklären, was zu seinem Verhalten geführt hat. Was hat das mit mir zu tun? Es war seine Entscheidung herzukommen, ich habe ihm lediglich gesagt, dass ihr nicht wolltet, dass er stirbt und dass ihr ihm noch etwas bedeutet."
"Und genau das war der Fehler, du hättest einfach deinen Mund halten sollen."
"Willst du mir jetzt auch noch meinen Mund verbieten?"
"Nein, aber du solltest dich nicht in Sachen einmischen, die dich nichts angehen."
"Sind wir also wieder an diesem Punkt angelangt?", sagte ich und klang dabei trauriger, als ich es eigentlich wollte.
"Man Cami, ich will einfach nur alleine sein."
"Ja, aber ich lasse dich nicht alleine. Ich will, dass du mit mir redest."
"Über was denn, Camila?"
"Darüber was du denkst, bitte. Ich will verstehen und ich will dir helfen."
Und dann nahm er mich einfach in den Arm und ich erwiderte die Umarmung. Das was er jetzt brauchte war Zuneigung, eine Schulter an der er sich anlehnen konnte und jemanden, der ihm einfach nur zuhört.
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García Mafia
Roman pour AdolescentsDer Sweetwater River, ein verlassener Ort an den sich keiner herantraut. Die Gerüchte, die sich von Tag zu Tag häufen, versetzt die Leute immer mehr in Angst und Schrecken. Und ein Junge, dessen Augen pure Kälte ausstrahlen und keine Gefühle zulas...