II. Aaliyah?

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(Bild: Aaliyah)

Ich hatte vier weitere Stunden hinter mir, darunter auch mein absolutes Hassfach Mathe. Den Typen, der mich vorhin angesprochen hatte, war wie vom Erdboden verschluckt. Ich fragte mich, warum er nur für eine Stunde zur Schule gekommen war und dann auch noch nur für das Fach Biologie. 
Ich wollte keinen weiteren Gedanken an meinen Biologie-Sitznachbarn verschwenden, denn ich hatte jetzt Mittagspause und das hieß, endlich Essen. Nach einer gefühlten Ewigkeit war ich dann auch endlich mal dran. Die Schlange war einfach so lang, als würde es einen Schuhausverkauf für paar Dollars geben. Nachdem ich mich für einen einfachen Burger und Pommes entschieden hatte, ich liebe Fast Food und natürlich Tacos, setzte ich mich an einen freien Platz in der hintersten Ecke der Cafeteria. 

Ich wollte gerade in meinen Burger beißen, als sich ein Mädchen vor mich setzte.

"Hey, ich bin bei dir in dem Mathekurs, ich dachte mir, ich sag einfach mal hallo. Man hat schon so einiges von der Neuen gehört. Du bist hier gerade das Gesprächsthema Nummer eins", sagte sie zu mir und schaute mir dabei in die Augen.

"Kann ich erstmal erfahren, mit wem ich hier spreche?", erwiderte ich und biss erstmal schmackhaft von meinem Burger ab.

"Sorry, aber ich bin immer so neugierig und vergesse dabei immer, mich selber vorzustellen. Mein Name ist Aaliyah Andrews."

"Schöner Name, ich bin Camila Gonzalez, aber anscheinend weiß das mittlerweile die ganze Schule", gab ich augenrollend von mir. 

"Ja, das liegt wahrscheinlich daran, dass du aus Kolumbien kommst und damit eine Latina bist. Also, bist du mit Rafael zusammen, wenn ja, dann tust du mir so leid, er ist einfach nur arrogant und denkt nur mit seinem Schwanz oder bist du eine von den Garcías? Weißt du, in unsere Stadt gehen so ziemlich viele Gerüchte herum", gab sie ohne Punkt und Komma von sich. 

So langsam denke ich, ich bin hier in einer Anstalt gelandet. Jeder setzt irgendwelche Gerüchte in die Welt, ohne dabei zu bedenken, was für eine Scheiße diese anrichten können. Und was haben alle dagegen, dass ich eine Latina bin... ich glaube an dieser Schule spinnt jeder. Damit meine ich definitiv nicht nur den Nähclub. 

"Also erstens, kannst du mir mal bitte sagen, wer Rafael ist und zweitens kannst du mir direkt sagen, wer diese Garcías sind. Ich habe nämlich keinen blassen Schimmer, von was und wem du da die ganze Zeit redest."

"Du hast ja echt gar keine Ahnung von gar nichts. Mir wurde erzählt, dass du heute morgen in  Biologie neben Rafael gesessen haben sollst und ihr wohl miteinander geflirtet habt. Was ich immer noch für sehr ekelig halte, er ist so ein Arschloch", ich verschluckte mich an meiner Pommes, die ich mir gerade in meinen Mund geschoben hatte. Ich  konnte es ja gar nicht glauben, ich hatte nicht mal ein Wort mit diesem Rafael gewechselt. 

"Du scheinst ja ein wenig eifersüchtig zu sein", gab ich belustig von mir "Aber um ehrlich zu sein, weder weiß ich warum hier so eine Scheiße erzählt wird, noch habe ich je ein Wort mit diesem Rafael gewechselt. Ja, er hat nach der Stunde etwas zu mir gesagt, aber unter flirten verstehe ich was ganz anderes."

"Ich? Eifersüchtig? Niemals, dieser Typ ist einfach nur zum Kotzen. Ja daran musst du dich gewöhnen, hier läuft so einiges aus dem Ruder. Du bist hier nicht um sonst, in der sogenannten Gerüchtestadt unterwegs... hier werden sehr viele Lügen und Märchen verbreitet. Außerdem solltest du dich echt von Rafael und seiner Gefolgschaft fernhalten. Viele Gerüchte besagen, dass sie so einige Morde begangen haben."

"Ich hab schon gemerkt, dass ihr alles glaubt was ihr zu Ohren bekommt. Aber um ehrlich zu sein, mache ich mir lieber mein eigenes Bild von allem, damit ich besser weiß, wem ich hier glauben kann und wem nicht. Auch ist es meine Sache, mit wem ich hier rede", mein Essen war schon so kalt, dass es nur noch für den Mülleimer gut war.

"Es ist dir überlassen, ich hab dich nur gewarnt. Aber mir gefällt es, dass du dir ein eigenes Bild schaffen willst, machen hier nicht viele. Naja, kommen wir zum Punkt, sollen wir gemeinsam zum Sport gehen?", fragte sie mich, als sie dabei auf meine Sporttasche schaute.

"Ja klar, warum nicht", ich schmiss mein kaltes Essen weg und zusammen machten wir uns auf den Weg zur Sporthalle, wie ich gerade erfahren hatte, gab es heute wohl eine Übung für den Marathon, der in zwei Wochen stattfinden sollte. Fertig angezogen, gingen wir zusammen zum Sportplatz und auch der liebe Rafael war wieder da. Wo war er bloß die ganze Zeit gewesen? Sein Blick traf meinen und ich wollte gerade auf ihn zulaufen, um ihn zu fragen, was er vorhin mit seinem Ruf meinte, doch Aaliyah zog mich zu Seite und meinte, dass wir uns jetzt warm machen müssen, denn der Lauf würde gleich beginnen. Also, machten wir uns warm und stellten uns an unsere Plätze.

"Acht Runden auf drei. Zwei. Eins. Lauft", das war unser Stichwort loszulaufen. Ich konnte von Glück reden, dass ich so eine gute Ausdauer hatte und ich somit gut mithalten konnte. Sport, war schon immer eine große Leidenschaft von mir gewesen. Aaliyah hatte ich schon lange hinter mir gelassen, sie war wohl eine von der langsamen Sorte. Nach der fünften Runde spürte aber auch ich langsam meine Beine nicht mehr, das war wohl dann auch zu viel für mich. 

"Ich muss sagen, dass du echt ziemlich sportlich bist, hätte ich nicht von dir gedacht", kam es plötzlich von links, Rafael lief jetzt plötzlich neben mir und es schien ihn auch nicht zu interessieren, wie die anderen uns anschauten. 

"Ja, es hilft einem beim Nachdenken und ich denke gerne nach. Wo warst du eigentlich die letzten fünf Stunden?"

"Warum so interessiert, pequeña?", zwinkerte er mich an.

"Ach, jetzt tun wir einen auf geheimnisvoll, Großer."

"Das ist wohl meine Art, deine kleine Freundin dahinten, ist kurz davor mich umzubringen", wechselte er bewusst und gekonnt das Thema.

"Ja, sie hat was gegen dich, du bist wohl einer, der nur mit seinem Schwanz denkt", klärte ich ihn auf, wobei er zu lachen anfing und leicht schmunzelte. 

García MafiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt