XVII. Die Aufnahme

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Nachdem ich kurz im Bad gewesen bin, um mich frisch zu machen, saßen wir nun alle wieder beisammen und brauchten dringend einen Plan. Einen Plan, wie wir es schaffen würden, Zac ein Ende zu setzen. Umso neugieriger machte es mich zu erfahren, was die Jungs mit Zac zu tun hatten und woher sie ihn kannten. 

"Okay, da wir jetzt alle wieder da sind, würde ich sagen, fangen wir mit der Akte von Zac an. Meine Jungs kennen sie bereits, ich würde sagen, dass du sie dir durchlesen kannst, Camila. Und wenn du dann fertig bist, stellst du uns deine Fragen zu dem Thema", sagte Alés und drückte mir die dickere Akte in die Hände.

"Das kann dauern, ich hol uns was zu essen. Hat jemand bestimmte Wünsche?", fragte Leo und schaute jeden Einzelnen von uns an. 

"Ich hätte gerne Tacos, Leo", und nachdem jeder seine Bestellung aufgegeben hat, war Leo bereits aufgebrochen, um seine Mission zu erfüllen. Dieser Vielfraß. 

Da saß ich also auf dem Sessel, meine Beine zu mir gezogen und hatte Angst, all das zu erfahren, was mir der Mann, den ich liebte, all die Jahre lang verheimlicht hatte. Ich musste da jetzt durch, vielleicht würde es mir helfen alles was vorgefallen ist, endgültig zu verarbeiten. 

Und damit öffnete ich die erste Seite dieser Akte. Zac Montgomery, 21 Jahre. Als ich fertig mit der Akte war, musste ich erstmal tief einatmen. Hier stand wirklich alles drin, all das was er mir verheimlichte und warum er so ist, wie er jetzt ist. Sein Vater war selber in der ganzen Drogenszene drin und hatte mit der Zeit seine eigene Gruppe gebildet, die sich dann die Drugons nannten. Es war ihm vorherbestimmt, die Stelle seines Vaters zu übernehmen. Sie waren Spitzenführer in der Drogenbranche, aber dann wurden sie durch die Jungs zurückgedrängt und Zacs Vater wurde immer wütender und das musste Zac dann zu spüren bekommen. Es kann gut möglich sein, dass er dadurch so wurde, wie er zu mir war. Total besitzergreifend, verrückt und nicht mehr ganz dicht im Kopf. Aber eine Sache verstand ich dann doch nicht, warum fand ich in der Akte kein einziges Wort über mich, schließlich waren wir doch zusammen.

Das Klingeln meines Handys riss mich aus meinen Gedanken, Mamá. Scheiße, das hatte ich total vergessen. Fuck, sie würde mich umbringen. 
"Sag mal spinnst du denn komplett Camila Gonzalez, madre mía. Wo bist du verdammt nochmal?"
"Mamá, lo siento (es tut mir Leid), ich hab vergessen anzurufen. Ich bin bei Aaly, wir müssen zusammen ein Projekt in Chemie machen. "
"Essen ist da, Leute", kam es schreiend von Leo.
"Aaly hat also eine Männerstimme?", fuck, warum bist du nur so dumm Leo. Cami, lass dir sofort was einfallen, sonst wird das nicht gut für dich enden. 
"Mamá, no fue el hermano de Aaly(das war Aalys Bruder), was denkst du denn von mir, dass ich nach der Sache mit Zac, direkt zum nächstbesten renne, oder was?", gespielt sauer, versuchte ich ihr Mitleid zu erwecken, was auch klappte. Sie entschuldigte sich bei mir und meinte einfach nur noch, dass ich nicht zu spät nach Hause kommen sollte. Sie würde das mit Papá klären.

"Und war sie sauer?"

"Nein Rafa, ich konnte mich noch raus reden. Leo, wo sind meine Tacos?"
Ach Tacos, wie ich euch liebe. Alle saßen also am Tisch und fingen an zu essen. Alés machte mir zu verstehen, dass ich jetzt schon Fragen stellen sollte. 

"Also, warum steht in der Akte nichts über mich, schließlich waren wir um die zwei Jahre ein Paar?", fragte ich und biss von meinem Taco ab.

"Ich kann ja immer noch nicht glauben, dass du mit dem zusammen warst", kam es von Ric. Ich schaute ihn mit einem ist das gerade dein ernst Blick an, woraufhin er schnell wieder weg guckte und in seinen Burrito biss.

"Lässt sich ganz einfach erklären, er hat dich wohl wirklich geliebt. Er hat dich aus allem raus gehalten, aus dem ganzen kriminellen Scheiß, um dich zu schützen. Warum du nicht drin steht ist ganz allein ihm zu verdanken, denn er hat alle Informationen die es zu dir und eurer Beziehung gab, ganz einfach gelöscht. In unserer kriminellen Welt gab es euch nicht als Paar", erklärte Alés und schaute mir dabei in die Augen. Obwohl ich die Geste von Zac mehr als süß fand, wusste ich als einzige, dass das definitiv keine Handlung aus Liebe war. Er wollte mich für sich, keiner durfte mich anschauen oder gar berühren. Ich war eine Schachfigur in seinem ganzen Spiel. 

"Wie hat er es geschafft so früh aus dem Gefängnis entlassen zu werden?"

"Amore, jetzt mal im Ernst, du weißt schon, dass er ein Krimineller ist, oder? Bei uns gibt es kein Gefängnis aus dem wir nicht raus kommen. Wir haben so viele Männer da draußen, die nur auf ihren Befehl warten. Es war ganz einfach für ihn aus diesem Loch zu entkommen. Das ist auch der Grund, warum wir auch noch so gemütlich beisammen sitzen können. Die Polizei hat Angst vor uns. Wenn sie in unser Quartier eindringen, dann wird das keiner von denen so schnell überleben. Deshalb gehört uns auch die ganze Stadt", wieder antwortete mir Alés. 

"Ich hab da noch eine letzte Frage, die gilt aber euch. Ich weiß, ich hatte das schon einmal angesprochen, aber hier geht es schließlich um mich. Die ganze Sache nimmt einen zu großen Lauf an. Ich will, nein, ich muss ein Teil von euch werden. Ich weiß, ich werde euch nur ein Dorn im Auge sein, weil ich mich weder verteidigen, noch mit einer Waffe umgehen kann. Aber, ihr könnt mir das alles doch beibringen. Ich bitte euch ja nicht nur für eine kurze Zeit in eurer Gang zu sein, sondern ich möchte das hier wirklich. Also, wie sieht es aus?"

"Zu aller erst, wir sind keine Gang, wir sind die García Mafia. Und da mich die Jungs vorhin angesprochen haben, als du mit dem Lesen der Akte beschäftigt warst, habe ich zu deiner Frage eine ganz klare Antwort. Du bist ein Mädchen, wir wollten generell keine Mädchen mehr aufnehmen, seit der Sache mit Emilia, aber da du in dem Fall mehr als nur eine kleine Rolle spielst, sind wir zu dem Entschluss gekommen, dass wir dich trainieren werden. Das heißt, herzlich willkommen in der García Mafia", ich wollte mich schon freuen "aber, du musst noch das Aufnahmeritual bestehen", und damit wusste ich, dass mein Leben, erst jetzt so richtig angefangen hatte.

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