Kapitel 45

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Kapitel 45

Nur schwer kann ich meine Augen öffnen. Das Sonnenlicht, was durch das Fenster fällt, blendet mich. Ich drehe mich in Samus Arm einmal um, damit ich ihm ins Gesicht sehen kann. Seine Augen sind geschlossen, seine Atmung ist gleichmäßig und eine leises Schnarchen entweicht seiner Kehle. Auf leisen Sohlen schleiche ich aus dem Zimmer um mir eine heiße Dusche zu gönnen. Mir kommen die verschiedensten Gedanken in den Sinnen, aber einer übertönt alle. Was mache ich, wenn ich ihn nie wieder sehe? Sofort ermahne ich mich, nicht darüber nachzudenken, aber der Gedanke hat sich in meinem Kopf festgebissen. Mit einer Jogginghose und einem dicken Pulli setzte ich mich auf die Couch. Ich lasse den Fernseher aus, die Stille gefällt mir viel besser. Mit einem Blick auf die Uhr sehe ich, dass wir erst 6.00 Uhr haben. Ich seufze laut auf. Noch mindestens 4 Stunden bis alle wach sind. Eine Weile sitze ich nur so da und starre aus dem Fenster. Dunkelheit. Die Sonne wird erst in 2 Stunden aufgehen. Ich mache mir einen Kaffee und blättere ein bisschen in der Zeitung. Langweiliges Tagesblatt. Der Kaffee schmeckt sauer. Das wird ein beschissener Tag. Ich entschließe mich Brötchen holen zu gehen. Draußen zieht ein kalter Wind durch die Straßen und wirbelt den Schnee von letzter Nacht auf. Ich ziehe mein Schall weiter ins Gesicht. Die Kälte treibt mir Tränen in die Augen. Aber das ist nicht der einzige Grund für meine Tränen. „Papa!“ rufe ich in Richtung Himmel. „Ich vermisse dich so schrecklich!“ Ich weiß, dass er mich nicht hören kann immerhin ist er am anderen Ende der Welt. „Hoffentlich geht es dir gut und du bis gesund.“ Tränen strömen mir übers Gesicht. „Ich liebe dich so sehr! Ich halte es nicht mehr aus ohne dich!“ ein Flüstern, übertönt vom Wind. Mit dem Handrücken wische ich mir die Tränen aus dem Gesicht und trete in die Bäckerei. „Guten Morgen!“ rufe ich mit kratziger Stimme. „Guten Morgen!“ hallt es aus dem Hinterraum und kurz darauf tritt eine zierliche, ältere Dame ins schwache Licht der Lampe. „Was darf es sein?“ „Ich hätte gerne 10 Brötchen.“ Sie dreht sich rum und verstaut die Brötchen in einer Tüte. „Das macht 1.20 Euro.“ Ich krame in meiner Tasche nach meinem Geld und reiche es ihr passend. „Ist ziemlich kalt draußen, nicht wahr?“ „Ja und ziemlich windig, wirbelt den ganzen Schnee auf.“ „Kommen Sie gut nach Hause.“ „Danke.“ ich schenke ihr ein herzliches Lächeln, bevor die Ladenklingeln ertönt und ich wieder draußen in der Kälte stehe. „Frühstück!“ rufe ich laut und höre das gepolter. Kurz darauf sitzen alle am Tisch. Der Morgen vergeht entspannt und ich komme nicht drumherum immer mal wieder an meinen Vater zu denken. „Alles klar bei dir?“ Samu legt mir eine Hand auf die Schulter. „Ja, war gerade nur in Gedanken.“ ich schenke ihm ein Lächeln. Er lässt sich neben mir auf der Couch nieder und mustert mich. „Was sollen wir heute machen?“ „Ehm … ich würde lieber heute ein bisschen alleine sein.“ „Oh okay, dann treffe ich mich … mit ein paar Freunden.“ Samu kratzt sich am Hinterkopf und steht auf. „Samu?“ er dreht sich nochmal zu mir um. „Es hat nichts mit dir zu tun, wirklich! Ich will nur …“ „Du willst nur mal alleine sein! Ist doch alles in Ordnung. Wir sehen uns heute Abend.“ schnell drückt er mir einen Kuss auf die Wange und hinterlässt dort eine Gänsehaut. Die Tür knall zu und weckt mich aus meiner Starre. In Samus Zimmer setzte ich mich aufs Bett. Mein Blick gleitet durchs Zimmer und bleibt an einem Gegenstand hängen. Leise und langsam gehe ich auf diesen zu und nehme ihn in die Hand. Aus dunklem Holz. 20 Bünde, Übergang am 14. Bund. Butterbean Knobs Mechanik. Decke, Boden Zargen (Bauteile die die Seitenwand/-wände am Korpus bilden) sind aus massiven Mahagoni, genauso wie der Hals. Steg und Griffbrett sind aus Morado. Ich sitze wieder auf dem Bett, die Gitarre auf dem Schoß. Meine linken Hand um fast den Hals und drückt einen Bund, meine rechte Hand fängt an zu spielen. Die Tönen gleiten nur so in mein Ohr. Der Klang der Gitarre ist so eindeutig. Ruckartig höre ich auf zu spielen. Sofort wird mir klar, welche Gitarre ich da auf meinem Schoß habe. Schon bevor ich spielen konnte, wollte ich so eine habe. Aber seit wann hat Samu so eine, damals hatte er doch nur eine einfache Westerngitarre. Und warum hat Samu ausgerechnet diese Gitarre, die die ich immer wollte? Noch einmal schaue ich mir diese Gitarre genau an. Ist Sie es denn wirklich? Vielleicht ist es auch nur eine verdammt gute Kopie. Ich spiele noch einmal einige Töne. Nein, ich bin mir sicher, dass kann keine Kopie sein. Das ist eine … „Martin Guitars 00-15M“ flüstere ich. Die Gitarre ist verdammt teuer. Ich glaube der Preis liegt so zwischen 1.000 – 1.500 Euro. Berühmtheiten wie Sting oder Eric Clapton spielen eine Martin Guitar. Und jetzt halte ich eine in der Hand, die die ich immer wollte. Glücklich darüber mal endlich auf einer spielen zu können fange ich an. Das erste Lied was mir durch den Kopf geht. Ronan Keating – father and son. Der Klang ist besser als ich gedacht habe. Es macht so viel Spaß auf diese Gitarre zu spielen. Irgendwann fange ich an, eins der Lieder zu spielen, das mein Vater und ich geschrieben haben.

Forever Yours (Sunrise Avenue FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt