Yoongi’s PoV.:
Nervös mit den Beinen auf und ab wippend, saß ich bei meinem besten Freund auf der Couch und trank ein gekühltes Alkoholfreies Bier. „Ernsthaft Yoongi, das kannst du nicht machen“, redete Namjoon auf mich ein, welcher gegenüber von mir saß. „Wieso nicht? Ich habe das Recht dazu. Dieser Typ hat mir das Leben schwer gemacht, da darf ich ihm doch wohl auch das Leben ein bisschen schwer machen“, grummelte ich. „Nein, das darfst du nicht! Gerade weil du das Opfer bist, darfst du ihm nichts antun. Wenn das rauskommt, dann wird das im Gericht als Racheakt angesehen und du bekommst wahrscheinlich eine genauso schlimme Strafe wie er“, Namjoon sah mich ernst an, doch ich zuckte bloß gleichgültig mit den Schultern. Es war mir egal was mit mir passieren würde, wenn ich mich an dem Mörder meiner Eltern rächen würde.
„Willst du im Knast landen?! Für eine unbestimmte Zeit alleine in einer Zelle hocken und ekeligen Kantinenfraß essen? Ich dachte du willst ein berühmter Songwriter werden? Schmeiß deine Träume nicht einfach so weg, Yoongi“, versuchte der schwarzhaarige mich umzustimmen. Daraufhin biss ich verzweifelt meine Zähne zusammen. Er hatte Recht, mein Traum war es ein berühmter Komponist zu werden und eigentlich wollte ich diesen Traum auch nicht so achtlos wegwerfen. Aber die Freilassung des Mörders meiner Eltern war für mich das Signal, sich endlich Rächen zu können und gerade wollte ich auch nichts anderes tun. Der Typ war schon seit drei Tagen aus dem Knast entlassen und die Vorstellung, dass er anderen Familien dasselbe antun könnte wie mir, war gruselig. Ich wollte dem ein Ende setzen.
„Versuch dich mal in meine Lage zu versetzen! Der Mörder meiner Eltern ist wieder frei, glaubst du da kann ich einfach tatenlos herumsitzen und zugucken, wie er sich ein schönes Leben macht? Ganz sicherlich nicht! Ich werde ihm das Leben zur Hölle machen und ihn danach qualvoll umbringen“, murrte ich. Namjoon seufzte hoffnungslos aus und rieb sich über das Gesicht. „Ich werde meinen Job verlieren, wenn herauskommt das ich von deinen Gedanken und Taten weiß“, merkte er an. „Dann darfst du es halt niemandem sagen“, meinte ich schulterzuckend.
Namjoon war Rechtsanwalt, weswegen es für mich eigentlich ein bisschen kritisch war, ihm meine Rachepläne einfach so zu erzählen. Doch er war mein bester Freund und ich hatte sonst niemanden, dem ich davon erzählen konnte. Und irgendwie musste ich meine Sorgen und Gedanken ja loswerden.
„Du machst mir das Leben schwer, Yoongi“, jammerte der Jüngere und ließ sich nach hinten in die Sofakissen fallen. Ein leichtes Lächeln umspielte meine Lippen, da ich mir aufgrund seines Verhaltens sicher war, dass er meine Pläne akzeptierte und für sich behalten würde. „Ich weiß, aber du hast mich trotzdem lieb“, grinste ich dann. „Ja und gerade das ist ja das dumme daran“, aufgebracht setzte er sich wieder auf, was mich zum kichern brachte. Auch Namjoon lachte nun etwas, wurde mit einem Mal aber wieder ernst. „Versuch dich aber zurückzuhalten. Und pass bloß auf, dass du nicht erwischt wirst“, er hob mahnend den Finger an und wedelte damit leicht herum. „Jaja, mach ich“, winkte ich ab. „Jaja heißt sowas wie du kannst mich mal… Versprich es mir, bitte“, sagte Namjoon und hielt mir seinen kleinen Finger hin. Seufzend raffte ich mich auf und verhakte meinen kleinen Finger in seinen. „Ich verspreche es dir. So, und jetzt muss ich nach Hause fahren – es ist schon dunkel“, ich warf einen flüchtigen Blick aus dem großen Wohnzimmerfenster, hinter dessen Glas es stockfinster war. Zudem klatschten dicke Regentropfen dagegen.
„Ist gut… Komm mich mal öfter besuchen, ja?“, leicht lächelnd sah Namjoon mich an, woraufhin ich nickte. „Mach ich und danke für alles“ – „Schon ok“.
An der Tür nahm der Größere mich noch einmal fest in den Arm, dann ließ er mich gehen.Draußen war es noch unheimlich warm und der Regen gab dem ganzen das Gefühl in einem tropischen Dschungel zu sein. Angewidert von dem Wetter, joggte ich zu meinem Auto rüber, schloss es auf und setzte mich schnell rein.
Ich war unheimlich froh, dass ich diesen Luxus eines Autos hatte. Jetzt mit dem Fahrrad oder gar zu Fuß nach Hause zu laufen, wäre die Hölle gewesen.Summend startete ich den Motor und fuhr von dem Parkplatz neben Namjoon’s Haus herunter.
Ich war echt froh das der Jüngere mir so sehr vertraute. Das war einer der Gründe warum ich Namjoon als meinen besten Freund sehr schätzte. Er stand immer zu mir, egal zu welcher Zeit.Selbst damals, als durch die Brandstiftung an unserem Haus meine Eltern ums Leben gekommen sind, hat Namjoon auf mich aufgepasst, mich aufgeheitert und motiviert an meinem Leben und meinen Träumen festzuhalten. Und dabei waren wir gerademal acht Jahre alt gewesen.
Er war wahrlich die Definition von Freundschaft. Jemanden, den ich in meinem Leben nicht verlieren wollte.Ich bog nach Rechts ab und rollte somit auf einen schmalen Schotterweg, der links und rechts von einer großen Weidefläche umgeben war. Da ich durch den starken Regen und die Dunkelheit kaum etwas erkennen konnte, schaltete ich das Fernlicht an und kniff konzentriert die Augen zusammen. Doch was ich dann sah, erschrak mich so sehr das ich panisch nach Luft schnappte und eine Vollbremsung machte.
Mit großen Augen starte ich auf die Gestalt, die vollkommen durchnässt am Wegrand stand, neben sich zwei Koffer. Er hatte die Hand ausgestreckt und hoffnungsvoll den Blick auf mein Auto gerichtet.
Ich war viel zu geschockt von seinem plötzlichen erscheinen, als das ich einfach auf ihn hätte zufahren können. Also blieb ich regungslos in meinem Wagen sitzen und sah dabei zu, wie der junge Mann sich beide Koffer nahm und auf mich zu ging. Neben der Beifahrertür blieb er dann stehen und klopfte gegen das Fensterglas. Das Geräusch ließ mich willkürlich zusammen zucken und ich ließ das Fenster auf der Seite herunter fahren.
„Entschuldigen Sie, aber können Sie mich ein Stückchen mitnehmen?“, fragte der Junge nach. Seine dunklen Haare klebten ihm in dicken nassen Strähnen auf der Stirn und durch die vielen Regentropfen war er ununterbrochen am Blinzeln. Da ich nicht unhöflich sein wollte und der Junge auch sehr Hilfsbedürftig aussah, nickte ich leicht. „N-Natürlich. Warten Sie, ich lade Ihre Koffer hinten ein“, antwortete ich dann, schnallte mich ab und stieg aus meinem Auto. Die Hand schützend über meine Augen geschirmt, joggte ich um mein Auto herum und nahm dem Jungen die beiden Koffer aus der Hand. Dann öffnete ich den Kofferraum, verstaute alles vernünftig und setzte mich wieder zurück ins trockene. Der Unbekannte hatte sich währenddessen auch hingesetzt.
„Wo müssen Sie denn hin?“, fragte ich nach, während ich mich wieder anschnallte und die Heizung hochdrehte, da mein neuer Mitfahrer vor Kälte mit den Zähnen klapperte. „Nach Gangnam, zum Obdachlosen Heim Huimang“, antwortete er mir. Seine Stimme war relativ hoch und ein kurzer Blick auf ihn ließ mich vermuten, dass er jung war. „O-Okay“, stammelte ich verwirrt und startete den Motor. Es kam mir etwas suspekt vor, dass ein Junge wie er bereits in einem Obdachlosenheim lebte. Die Koffer die er bei sich trug, ließen darauf schließen das er noch nicht lange in dieser misslichen Lage war.
„Tut mir Leid, wenn ich jetzt unhöflich wirke, aber wieso müssen Sie in ein Obdachlosenheim? Sie sehen ziemlich jung aus…“, fragte ich nach. „Sie können mich ruhig duzen, ich heiße Jimin. Und ich muss in ein Obdachlosenheim, weil ich aus meiner Wohnung rausgeworfen wurde“, antwortete er mir. „Verstehe… Du kannst mich auch ruhig duzen, ich heiße Yoongi“, sagte ich dann und versuchte es mit einem freundlichen Lächeln. Jimin erwiderte dieses und nickte leicht.
„Aber sag mal, warum gehst du nicht einfach zu deinen Eltern nach Hause? Ist doch viel besser, als so ein Heim“, hakte ich dann nach. „Naja, ich habe eine nicht gerade gute Beziehung zu ihnen und da ist mir das Heim einfach lieber“, meinte er und warf mir am Ende ein unschuldiges Lächeln zu.
Ich fing an gefallen an dem Kleinen zu finden. Es war ziemlich mutig und Selbstbewusst von ihm, sich in solch einer Situation auf diese Art und Weise zu verhalten.
„Das kann ich gut nachvollziehen. Wieso bist du eigentlich aus deiner Wohnung rausgeworfen worden?“, fragte ich weiter nach. „Du stellst echt viele Fragen. Bist du vielleicht ein Polizist, oder so?“, lachte Jimin, wobei seine Augen zu schmalen schlitzen wurden. „Nein, ich bin nur neugierig“, antwortete ich leicht grinsend, fügte dann aber unsicher hinzu, „Du musst mir nicht antworten, wenn du nicht willst“.
Den Namen für das Obdachlosen Heim habe ich mir bloß ausgedacht. Ich fand Huimang ganz schön, weil es sowas wie Hoffnung heißt ^^
Und es tut mir leid das dieses Kapitel so ultra lang geworden ist. Aber ansonsten hätte es von der Aufteilung her nicht gepasst ;-; Die nächsten Kapitel werden wieder kürzer :)
Ich hoffe es hat euch gefallen :3
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Revenge // YoonMin
FanfictionYoongi's Racheplan gegenüber dem Mörder seiner Eltern ist nahezu perfekt. Das einzige was den jungen Mann verängstigt, ist die Vorstellung erwischt zu werden. Doch das änderte sich, als er den naiven Jugendlichen Jimin kennenlernt, der nicht nur Obd...