58.

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Jimin's PoV.:

„Yoongi...", hauchte ich überrascht.
Der Ältere hatte sich über die Jahre kaum verändert. Er war vielleicht etwas größer geworden und seine Haare etwas länger, doch sonst sah er noch genauso aus wie an dem Tag, an dem ich inmitten eines heftigen Sommergewitters zu ihm ins Auto gestiegen war.
Seine schmalen Lippen zogen sich zu einem sanften Lächeln hoch und er nickte. „Ich bin wieder da", antwortete er dann leise.

Panische Hitze stieg mir in die Wangen, während ich Yoongi, in seiner dicken Winterjacke eingepackt, von oben bis unten analysierte. Für einen kurzen Moment dachte ich, dass er aus dem Gefängnis ausgebrochen und mich wie ein kranker Psychopath aufgesucht hatte. Doch dann erinnerte ich mich an den Brief, den ich vor zwei Wochen vom Gericht bekommen hatte und in dem ich darüber informiert worden war, dass Yoongi's Entlassung bald anstehen würde.

„Was machst du hier? Und wie hast du mich gefunden?", fragte ich verwirrt nach. Ich wusste nicht Recht ob es an der Kälte, oder an der merkwürdigen Situation lag, denn plötzlich fing ich an am ganzen Körper zu zittern. Meine Beine fühlten sich an wie Wackelpudding und ich glaubte jeden Moment unter ihrem Gewicht zusammen zu brechen.

„Ich bin schon seit zwei Tagen draußen. Ich habe das Café aufgesucht, von dem du mir erzählt hast. Dein Freund - dieser Kim Taehyung - hat mir gesagt wo ich dich finden kann", erklärte Yoongi, wobei seine Stimme fast unter dem Motorengeräusch der vorbeifahrenden Autos unterging. Ihn schien die Begegnung mit mir auch sichtlich einzuschüchtern.
„Taehyung hat dir gesagt wo ich bin?", hakte ich dümmlich nach und verfluchte meinen besten Freund innerlich.
„Ja, ich habe ihm gesagt das ich ein guter Freund von dir bin...", der Schwarzhaarige zog unsicher seine Schultern hoch.

„Ein guter Freund", die Worte verließen bloß schwer meine Lippen. Irgendwo hatte Yoongi ja Recht, doch das wollte ich in diesem Moment nicht zugeben. Genauso wenig wollte ich ihm zeigen wie sehr ich ihn vermisst hatte und einfach nur in den Arm nehmen wollte. Er sollte sich meine Zuneigung erst verdienen.

„Wir sind doch noch Freunde, oder?", hakte er kleinlaut nach.
„Ich denke Mal schon... Keine Ahnung", nuschelte ich unsicher, „Weißt du, du hast dir einen ziemlich ungünstigen Zeitpunkt rausgesucht, um mich zu besuchen. Es ist schon spät und-...".
„Ich weiß, es tut mir leid. Das war nicht meine Absicht. Nur habe ich dich im Café andauernd verpasst und ich wollte dich unbedingt wiedersehen, weil ich dich vermisst habe... Können wir uns Morgen treffen? Oder an einem anderen Tag, an dem es dir passt? Ich will mit dir reden, Jimin, bitte", seine Worte kamen schnell und flehend über seine Lippen, sodass ich eine Zeit lang brauchte, um sie zu verstehen.

Ein Gespräch zwischen Yoongi und mir war schon längts überfällig. Erst recht jetzt, wo uns niemand mehr dabei beobachtete und sich jedes unserer Worte notierte.

„O-Okay. Komm Morgen um 11 Uhr ins Café Yeontan. Ich habe eine halbe Stunde Pause, in der wir reden können", schlug ich vor. Yoongi's Augen fingen im Schein der Straßenlaternen zu glitzern an und ein erleichtertes Lächeln trat unter seinem Schal hervor.
„Danke, das bedeutet mir wirklich viel. Wir sehen uns dann Morgen, ja?", der Ältere hob seine Hand an und winkte leicht und ich erwiderte die Geste schwach, nickte. Kurz darauf drehte er sich um und verschwand in den Schatten der Häuser.

Ich starrte ihm derweil noch eine ganze Weile lang nach.
Äußerlich mochte Yoongi sich kaum verändert haben, doch innerlich schien er mir viel offen und aufgeschlossener. Seine Art überraschte mich fast schon mehr, als der Fakt das ich ihn nach Sechs Jahren einfach so auf der Straße angetroffen hatte. Die Zeit im Gefängnis musste ihn unheimlich verändert haben und auch wenn ich ihn deswegen als befremdlich empfand, machte es mich auf irgendeine Art und Weise auch glücklich.

Vielleicht war das ein Zeichen. Vielleicht konnte Yoongi jetzt ein ganz normales Leben führen, so wie ich es mir schon vor Sechs Jahren für ihn gewünscht hatte.

Als ich mich umdrehte und meinen Weg nach Hause fortsetzte, kam ich nicht drumherum mein Handy aus der Jackentasche zu fischen und direkt Taehyung anzurufen. Mein bester Freund ließ nicht lange auf sich warten und brüllte mir mit einer enthusiastischen Stimme einen Gruß durch die Leitung.

„Na, mein kleiner schüchterner Freund, wie läuft dein Date? Gut, schlecht? Muss ich dich abholen, oder Sungwoon verprügeln? Oder hattet ihr schon wohltuenden Bettsport?", Taehyung kicherte bei letzterem vergnügt, was ich mit einem Augen drehen kommentierte.
„Komm mal runter, Tae. Wer hat bitte bei seinem ersten Date Sex? Und mal abgesehen davon weißt du ganz genau wie ich zu Sungwoon stehe".
„Stimmt auch wieder. Also lass mich raten, du hast ihn sitzen gelassen?", nun wurde er endlich etwas ernster.
„Ja, du kennst mich gut" - „Zu gut" - „Vermutlich, aber das spielt gerade keine Rolle. Ich habe eine Frage an dich. Hast du einem Min Yoongi von meinem Standort erzählt?".

Kurz herrschte absolute Stille und ich konnte förmlich sehen wie Tae nachdenklich auf seiner Unterlippe herum biss.
„Ja, ich glaube da war so ein Kerl. Er ist vorgestern und gestern ins Café gekommen, immer kurz nachdem deine Schicht zu Ende war".
„Okay, aber du hast ihm nicht gesagt wo ich wohne, oder? Lediglich das ich heute ein Date im Hanjoo Restaurant hatte, richtig?", hakte ich nach, in der Hoffnung Taehyung hatte nicht allzu viel von mir preisgegeben.
„Ich bin doch nicht so blöd und sage einem mir fremden Typen wo du wohnst", schnaubte er empört aus.
„Gut, danke...", seufzte ich und nahm einen tiefen Atemzug von der kalten Nachtluft.
„Wieso fragst du so komisch nach? Ist der Kerl gefährlich?".
„Nein, alles okay. Aber ich will trotzdem nicht das er weiß wo ich wohne. Vorerst noch nicht, wenn du verstehst was ich meine...", murmelte ich.

Taehyung gab ein allwissendes quicken von sich. „Warte, ist das der Kerl von dem du mir am Abend deines Umzuges erzählt hast?!".

Ich verfluche dich, Kim Taehyung, der manchmal viel zu schnell eins und eins zusammen zählen kann...

„J-Ja... Also ja, ist er...", stammelte ich unbeholfen. Ich vernahm ein scharfes Lufteinziehen am anderen Ende der Leitung.
„Oh Gott, du hattest wirklich etwas mit dem? Mit dieser wandelnden Leiche, die nebenbei bemerkt total heißt aussieht?!".
„Ja, wandelnde Leiche trifft es gut", kicherte ich.

„Jimin, du hast den Jackpot geknackt. Der Kerl sieht verdammt gut aus", versicherte Tae mir.
„Ich weiß das er gut aussieht. Aber aussehen ist nicht alles, Tae. Denk an das, was ich dir über ihn erzählt habe", erinnerte ich ihn.
„Ja, aber du hast gesagt er sei nett zu dir gewesen und das ist die Hauptsache. Ist doch egal das er zu dieser einen anderen Person unhöflich war".
„Du verstehst das nicht...".
„Wieso, was meinst du?".
„Ich erkläre es dir irgendwann, aber nicht jetzt".
„Wenn du meinst", Taehyung klang fast ein bisschen niedergeschlagen, was mein Herz schmerzhaft zusammenziehen ließ.
„Nimm es mir nicht böse, Tae. Wir sehen uns Morgen, ja?", hakte ich mit einem extra niedlichen Unterton in der Stimme nach.
„Schon okay, Kleiner, bis Morgen", verabschiedete er sich - vermutlich schmunzelnd mit dem Kopf schüttelnd - und legte dann auf.

Einen Moment lang sah ich noch lächelnd auf meinen Handydisplay und bedankte mich schweigend bei meinem besten Freund für sein Verständnis. Danach steckte ich das Gerät jedoch wieder zurück in meine Jackentasche und schlenderte langsam weiter in die Richtung meiner Wohnung.

I'm back y'all~
Ich habe es endlich wieder geschafft etwas zu schreiben und ich hoffe ich kriege jetzt auch meinen Wöchentlichen Update Zyklus (kann man das so nennen? xD) wieder rein. Vielen Dank das ihr gewartet habt, I luv all of you <3

Ich hoffe ihr hattet ein schönes Osterfest und wurdet reichlich beschenkt ^^

Revenge // YoonMinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt