65.

1.2K 98 54
                                    

Yoongi's PoV.:

Heiligabend rückte mit der Zeit immer näher heran und schließlich war es dann soweit; während Jimin den Feiertag bei Taehyung verbrachte, saß ich alleine in meinem Wohnzimmer vor dem leuchtenden Miniaturweihnachtsbaum und schaute YouTube Videos. Zurzeit lief ein Unboxing-Video von einem Launchpad, doch ich schenkte dem Mann hinter dem Bildschirm relativ wenig Aufmerksamkeit. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt in Selbstmitleid zu baden – Weihnachten alleine zu verbringen ist immerhin alles andere als schön.

Zwar freute ich mich für Jimin, dass er mit einer lustigen Person wie Taehyung den Abend verbringen konnte, aber zeitgleich vermisste ich den Jüngeren auch unheimlich und wünschte mir nichts sehnlicher, als das er zu mir kommen würde. Wir hätten gemeinsam kochen und anschließend essen können, vielleicht einen romantischen Film schauen und uns gegenseitig kleine Geschenke geben können. Doch stattdessen hockte er bei seinem besten Freund...
Der Gedanke frustrierte mich immer wieder aufs Neue und das obwohl ich eigentlich gar kein Problem damit haben wollte. Immerhin war Taehyung Jimin's bester Freund und Jimin und ich noch gar nicht richtig zusammen. Wir gingen lediglich regelmäßig miteinander aus und teilten ab und zu sanfte küsse.

Ich schielte zu dem Miniaturweihnachtsbaum rüber, unter dessen ein kleines Geschenk in knallrotem Papier eingewickelt lag. Genau genommen war das Jimin's Weihnachtsgeschenk – ein dicker Weihnachtspullover mit einem Rentier darauf. Ich besaß denselben Pullover, sodass wir vielleicht irgendwann einmal im Partnerlook herumlaufen konnten. Es gab viele Paare die so etwas taten und obwohl ich nicht sonderlich ein Fan davon war, wusste ich das Jimin sowas sehr niedlich fand. Als wir einmal in dem von meiner Wohnung anliegenden Park spazieren gegangen waren, hatten wir ein Pärchen im Partnerlook gesehen und Jimin, der zu diesem Zeitpunkt an meiner Hand gelaufen war, hatte an mir herumgezerrt, während er darum gebettelt hatte, dass wir dasselbe ausprobieren mussten.
Natürlich habe ich seine Bitte zuerst verneint. Doch nun lag ich mit demselben dicken Weihnachtspullover auf der Couch, der auch in dem Geschenk für Jimin eingepackt unter meinem kleinen Dekobaum stand.
Der Jüngere sorgte wahrlich dafür, dass ich mich änderte.

Allerdings nahm ich es ihm nicht übel. Vielmehr befürwortete ich es, immerhin war das eine Chance für mich. Nach dem Mord an Jeon Mansoo und dem Gefängnisaufenthalt von sechs Jahren, brauchte ich jemanden wie Jimin an meiner Seite. Jemanden, der mich aufmunterte und dazu anspornte, das Beste aus meinem Leben zu machen. Und genau das tat der Jüngere.

Um ehrlich zu sein wusste ich nicht, wo ich heute ohne ihn stehen würde. Vermutlich hätte mich mein Lebensgeist nach einer Weile verlassen und ich würde in einer dreckigen Wohnung hocken, ohne eine Aussicht auf einen Job und ohne jeglichen Kontakt zu der Außenwelt.
Vielleicht übertrieb ich in dieser Ansicht ja auch, jedoch glaubte ich zu wissen das es so sein würde.

Plötzlich drang ein schrilles Geräusch durch meine Gedanken. Da ich mir in diesem Moment nicht genau sicher war, ob ich mich verhört hatte, oder nicht, pausierte ich das YouTube Video kurz und lauschte auf. Zuerst war nichts zu hören, doch dann kam das schrille Geräusch erneut und mit Panik stellte ich fest, dass es meine Haustür Klingel gewesen war.
Wie von einer Tarantel gestochen sprang ich auf und schlitterte in den schmalen Flur, nur um dann mit einem Ruck die Tür aufzureißen.

Vor mir stand eine alte Dame mit einem Teller in der Hand, auf dessen sie zwei Kuchenstücke balancierte. Sie war meine Nachbarin und obwohl wir noch nicht sonderlich viel miteinander geredet hatten, wusste ich das sie sehr lieb war.
Ihre trüben Augen schienen an diesem Abend besonders freundlich zu glänzen und sie schenkte mir ein fast zahnloses Lächeln.

„Ich wollte nicht stören, tut mir leid. Nur habe ich diesen Kuchen von unserem Nachtisch übrig und ich kann den bei bestem Willen nicht mehr essen", sie streckte mir ihre knorrige Hand entgegen, mit der sie den Teller hielt. Mit einem dankenden Lächeln nahm ich ihn entgegen. „Das ist wirklich sehr nett von Ihnen. Bei mir wird er vermutlich in wenigen Minuten aufgegessen sein", scherzte ich und entlockte der alten Dame damit ein Lachen.
„Das freut mich. Dann wünsche ich Ihnen noch frohe Weihnachten", sie winkte einmal, drehte dann ihren gebeugten Körper um und lief in kleinen Schritten in die nebenanliegende Wohnung hinein.
Ich wartete noch, bis sie weg und ihre Tür geschlossen war. Dann trat auch ich zurück in meine Wohnung.

Gerade als ich die Küche ansteuern wollte, um mir eine Kuchengabel zu holen, klingelte es ein zweites Mal an der Tür. Verwirrt stellte ich den Teller in meiner Hand auf dem Schuhregal ab und öffnete die Tür ein zweites Mal an diesem Abend. Mit der Vermutung, dass dort vielleicht wieder einer meiner Nachbarn stehen würde, setzte ich ein gespielt freundliches Lächeln auf. Dieses rutschte mir jedoch augenblicklich von den Lippen, als ich sah wer sich wirklich hinter meiner Tür befand.

Dort stand Jimin. Um sein Gesicht war eine rote, dicke Schleife gewickelt und er lächelte so zuckersüß, dass seine Augen wieder zu schmalen Schlitzen verformt waren.
„Überraschung!".

Mit offenem Mund starrte ich ihn an. „W-Was machst du hier? Ich dachte du bist bei Taehyung?", stammelte ich, überwältigt von seinem plötzlichen Auftreten.
„Ja, das war ich auch. Wir haben gegessen, geredet und uns unsere Geschenke gegeben. Danach wollte ich aber nochmal unbedingt zu dir. Immerhin bist du heute ja ganz alleine", Jimin breitete seine Arme nach mir aus, machte dann einen Schritt auf mich zu und drückte sich an mich. Die rote Schleife um seinen Kopf kitzelte dabei meine Nase.

Immer noch überrascht, schloss ich meine Arme um seine schmale Gestalt. Niemals hätte ich damit gerechnet, dass Jimin heute noch zu mir kommen würde. Mein Selbstmitleid schien plötzlich wie weggeblasen und stattdessen breitete sich ein unermessliches Glücksgefühl in mir aus.

„Okay, du erdrückst mich gleich", kicherte Jimin und tippte mir dabei auf die Schultern. Sofort ließ ich ihn los, hielt ihn aber noch dicht bei mir.
„Tut mir leid, ich bin nur froh dich zu sehen", ein kleines Lächeln huschte über meine Lippen, bis mein Blick auf die rote Schleife um sein Gesicht fiel, „Was ist das hier eigentlich?".
„Eine Schleife, weil ich dein Geschenk bin. Es war Taehyung's Idee", den letzten Part nuschelte er schüchtern, was mich augenblicklich zum Lachen brachte.
„Na dann", grinsend zog ich an einer der Schlaufen, woraufhin sich die Schleife öffnete und um Jimin's Gesicht viel, „Jetzt habe ich mein Geschenk geöffnet".
Um die Wangen meines Gegenübers legte sich ein dunkelroter Schleier. „Dann kann ich jetzt ja reinkommen".

Ich nickte, trat beiseite und ließ den Jüngeren zu mir in die Wohnung. Gleich als er reinkam, fiel sein Blick auf den Kuchenteller der nach wie vor auf dem Schuhschrank stand.
„Meine Nachbarin hat den ebengerade vorbeigebracht. Hattest du schon Nachtisch?", fragte ich nach und nahm den Teller wieder an mich.
„Ja, aber ein zweiter Nachtisch kann ja nicht schaden", antwortete Jimin.
„Gut, dann hole ich uns die Kuchengabeln. Du kannst dich schon mal ins Wohnzimmer setzen. Lass aber die Finger von dem Geschenk!".
„Ein Geschenk?!", trällernd hüpfte Jimin vor, während ich in der Küche verschwand und nun zwei Kuchengabeln holte, anstatt nur eine für mich. 

Hauptsache ich werde mitten im Sommer krank, weil ich mir einen Abend nicht die Haare geföhnt habe... Bin ich die einzige, dessen Körper so sensibel reagiert? XD

Das hier ist vermutlich das vorletzte Kapitel ^^ Das letzte wird dann Smut werden. Ich hoffe ich kann es nächste Woche hochladen, denn zurzeit ist bei mir irgendwie voll viel los, dadurch das ich mit der Schule durch bin und immer noch nicht weiß was ich jetzt danach machen möchte ;-;

Revenge // YoonMinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt