Jimin’s PoV.:
Am nächsten Tag hatte ich mich von den gestrigen Ereignissen einigermaßen erholt. Zugegeben kreisten immer noch eine Menge Fragen in meinem Kopf herum und ich war mir auch immer noch unsicher, ob Yoongi die Wahrheit über Mansoo erzählt hatte, oder nicht. Doch ich behielt meine Unsicherheit für mich. Ich wollte den Älteren nicht nerven und mal davon abgesehen, ging es mich nichts an, wenn es ein Konflikt zwischen ihm und Mansoo war.
Also zerbrach ich mir im Stillen den Kopf darüber, stellte mögliche Theorien zu den Vergangenheiten der beiden Personen auf und überlegte, wie sich der Streit so weit ausbreiten konnte. Laut Yoongi hatten wir es hier mit dem Mord seiner Eltern zu tun, laut Mansoo aber bloß mit der Wut eines unreifen Erwachsenen. Genau betrachtet erschien mir Yoongi’s Geschichte logischer. Denn auch, wenn ich den Älteren erst seit ein paar Wochen kannte, war ich mir ziemlich sicher, dass er niemals jemandem zu Unrecht bestrafen würde. Das war nicht seine Art. Ein Racheakt an den Mörder seiner Eltern machte also mehr Sinn. Was Jungkook wiederrum anging, glaubte ich Yoongi allerdings nicht. Beziehungsweise versuchte ich ihm zu glauben, doch mein Bauchgefühl deutete auf das komplette Gegenteil seiner Aussage hin. Das ständige verschwinden am Nachmittag und die dreckigen Klamotten, in denen er Abends wiederkam, passten gut mit der Vorstellung überein, dass er Jungkook irgendwo gefangen hielt. Und obwohl ich ihm solch ein schreckliches Verbrechen nicht zutrauen wollte, tat ich es trotzdem.
Seufzend steuerte ich meinen Einkaufswagen in die Abteilung für Tee und Kaffee und überflog deren Markennamen, bis mir endlich Yoongi’s lieblings Kaffeepulver ins Auge fiel. Der Ältere hatte mich geradezu angefleht, ihm sein Lebenselixier zu kaufen und weil ich nichts besseres zutun hatte, bin ich schnell losgegangen. Ich warf gleich zwei der Packungen in den Einkaufswagen, da ich ganz genau wusste wie schnell er sie aufbrauchen würde.
Letztendlich steuerte ich dann die Kassen des Ladens an. Da wir es bereits Nachmittag hatten, war entsprechend viel los und die Schlangen unheimlich lang. Es dauerte ganze Fünf Minuten, bis ich meinen kleinen Einkauf auf das Band legen konnte und weitere drei Minuten, bis ich bezahlt hatte. Mit einem Einkaufsbeutel in der rechten Hand und meiner Busfahrkarte in der Linken, schlenderte ich nach draußen an die frische Luft. Der Himmel war heute Mal wieder in ein strahlendes Blau getaucht und nur vereinzelt flogen ein paar dünne Wolken an ihm entlang. Ich genoss das schöne Wetter, solange ich noch konnte. In spätestens zwei Monaten würde der Herbst starten und auch, wenn ich den Regen liebte, genoss ich die Sonne mehr. Ich mochte es, wie sie mich einen Hautton dunkler werden ließ.
Ein Lächeln huschte über meine Lippen, als ich mich daran erinnerte wie Yoongi mir einmal gesagt hatte, dass mir eine von Sonne braungebrannte Haut unfassbar stehen würde. Ich hatte an dem Tag an seiner Dachrinne weitergearbeitet und aufgrund der Hitze mein T-Shirt ausgezogen. Nach einem anzüglichen Pfeifen des Älteren, sind ihm dann mehrere charmanten Komplimente über die Lippen gerutscht. Natürlich hatte er mich damit ziemlich eingeschüchtert, aber insgeheim liebte ich diese Worte aus seinem Mund zu hören. Es machte mich Stolz und ließ mich begehrt fühlen – etwas, was bis zu diesem Zeitpunkt noch keiner bei mir ausgelöst hatte.
Zu meinem Glück war der Weg zu den Bushaltestellen nicht allzu weit entfernt. Als ich an der dicht befahrenen Straße ankam, setzte ich mich direkt auf dessen Bank und stellte meinen Einkauf neben mir ab. Während ich auf den Bus wartete, schaute ich gelangweilt umher. Eine alte Frau stand mit zusammengezogenen Augenbrauen rechts neben mir und schien den Fahrplan der Busse zu studieren. Ein Kind zu meiner linken warf kleine Krümel seines Brötchens zu Boden und jauchzte zufrieden, wenn eine der vier Tauben danach pickte. Zwei Mädchen direkt neben mir auf der Bank quickten und kicherten wild, während sie den Blick auf ihr Handydisplay gerichtet hatten, auf dessen das hübsche Gesicht eines jungen Schauspielers zu sehen war.
Ich machte große Augen und wandte mich von dem Anblick ab. Wenn ich eines nicht verstand, dann Mädchen die über gutaussehende Typen schwärmten, an welche sie eh niemals heran kommen würden.
Mein Blick landete auf der Straße, auf dessen die Autos nur schleppend voran kamen. Ein schwarzes Auto, mit einer hellblauen Musiknote als Sticker auf der Kofferraumtür fiel mir dabei automatisch ins Auge; das war Yoongi’s Auto.
Verwirrt beugte ich mich vor und versuchte durch das Fenster des Beifahrersitzes in das Innere zu schauen. Yoongi saß dort, die Hände ungeduldig auf dem Lenkrad trommelnd und er hatte eine schwarze Maske über seinen Mund gezogen. Ich stand auf, lief ein paar Schritte näher an die Straße heran. Für einen kurzen Moment durchfuhr mich der Drang zu ihm in den Wagen zu steigen. Doch dann schoss mir die Vermutung in den Kopf, dass er gerade möglicherweise zu einem geheimen Ort fahren könnte. Einen Ort, an dem er Jungkook gefangen hielt, von dem nach wie vor jegliche Spur fehlte.
Ich sah automatisch zu einem der vielen, orangenen Taxis auf der Straßenseite und entschied kurzerhand, Yoongi einfach hinterher zu fahren. Es war eine unüberlegte Handlung, weswegen ich als erstes auch gar keinen Ton über meine Lippen brachte, als ich zu dem alten Taxifahrer ins Auto stieg. „Wohin möchten Sie?“, fragte er freundlich nach und startete bereits den Motor. „Uhm...“, ich schluckte trocken, „Können Sie bitte einfach nur dem schwarzen BMW dort hinterher fahren?“. Unsicher deutete ich auf Yoongi’s Auto. Mir war bewusst das dies alles andere als richtig war, ich heute Abend mit einem schlechten Gewissen einschlafen und am nächsten Tag mit einem schlechten Gewissen wieder aufwachen würde und doch trieb mich die Neugierde dazu, in meinem Handeln fortzusetzen.
Der Taxifahrer warf mir einen skeptischen Blick zu. „Er ist ein Freund“, stellte ich sofort klar und mein Gegenüber fuhr sich kopfschüttelnd über seinen kahlen Kopf, steuerte das Auto schließlich widerwillig hinter Yoongi’s her. Mein Herz raste währenddessen voller Aufregung gegen meinen Brustkorb. Yoongi würde wütend auf mich sein, wenn er hiervon erfahren würde. Ich konnte ihn beinahe in meinem Kopf hören, wie er über Vertrauen und Enttäuschung sprach. Aber vielleicht hatte ich ja auch Glück und er fuhr bloß zu Namjoon, Hoseok, oder einem seiner anderen Kollegen.
Ich betete dafür. Er durfte nicht so bösartig sein und Jungkook entführt haben. Das würde alles nur noch schlimmer machen.Mit großen Augen verfolgte ich den schwarzen Wagen des Älteren. Er steuerte eine ländliche Region an. Die Hochhäuser wurden von Sekunde zu Sekunde weniger. Stattdessen fuhren wir an großen Felder und Wäldern vorbei.
Plötzlich bog Yoongi nach rechts ab und fuhr einen schmalen, sandigen Weg hoch, der auf halbem Wege von Sträuchern und sonstigem Grün versteckt lag. Die Umgebung kam mir aufgrund des verlassenen Zustandes immer gruseliger vor. Mein Puls stieg spürbar in die Höhe und als der Taxifahrer ebenfalls nach rechts abbog, brachte ich ihn mit meiner zittrigen Stimme zum Stehen: „I-Ih denke das reicht, ich s-steige hier aus“. Der Fahrer warf mir erneut einen verwirrten Blick zu, ließ mich jedoch für die gefahrenen Meter bezahlen.
Als ich ausstieg und letztendlich ganz alleine auf dem holprigen Weg zurückblieb, wurden meine Knie etwas weich. Unsicher stakste ich vorwärts. Meine Schritte waren klein und langsam, da ich mich zu schnelleren Bewegungen nicht in der Lage fühlte. Der Weg schien dadurch endlos lang. Ich brauchte geschätzte zehn Minuten, bis ich endlich die Umrisse eines Gebäudes zwischen Bäumen und Blättern ausmachen konnte. Jeh näher ich trat, desto besser konnte ich das alte Gemäuer ausmachen. Die Wände waren teilweise eingerissen, Fenster zersprungen und überall rankten sich eine Vielzahl an Pflanzen hoch.
Mein Blick fiel auf den schwarzen BMW, der von niemand anderem als Yoongi sein konnte. Der Fahrersitz war jedoch leer und auch sonst konnte ich den Älteren nirgendswo sehen. Er musste also irgendwo in dem Gebäude sein.
Eure süßen Kommentare unter dem letzten Kapitel haben mich so sehr angespornt, dass ich gleich ganze fünf Kapitel geschrieben habe und jetzt erstmal ausgesorgt bin xD Wobei ich versuchen will die Story zu Ende zu schreiben, damit ich zwei Mal in der Woche updaten kann. Und keine Sorge, das Ende dauert noch etwas ;D
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Revenge // YoonMin
FanfictionYoongi's Racheplan gegenüber dem Mörder seiner Eltern ist nahezu perfekt. Das einzige was den jungen Mann verängstigt, ist die Vorstellung erwischt zu werden. Doch das änderte sich, als er den naiven Jugendlichen Jimin kennenlernt, der nicht nur Obd...