Jimin's PoV.:
Es kostete mich eine Woche und ein sehr intensiv langes Gespräch mit Taehyung, um zu dem Entschluss zu kommen das ich Yoongi noch eine zweite Chance geben wollte. Taehyung hatte gesagt, dass das, nach allem was zwischen uns vorgefallen war, nur vernünftig sein würde. Und dass, obwohl ich ihn mittlerweile in das kleine Geheimnis zwischen Yoongi und mir eingeweiht hatte - er also wusste was Yoongi damals getan hatte und vermutlich auch noch heute Imstande war zu tun.
Doch laut Tae, verdiente jeder Mensch eine zweite Chance, auch, wenn dieser ein Mörder ist. „Natürlich kommt es auf das Ausmaß der Tat an", hatte mein bester Freund gesagt, „In diesem Fall ist es schon Grenzwertig, aber wenn Yoongi sich wirklich so sehr verändert hat, dann sollte man ihm noch eine zweite Chance geben. Notfalls kann man ihn immer noch abschieben".Seine Worte hatten mich nachdenklich innehalten und realisieren lassen, dass er Recht hatte. Ich konnte nicht über Yoongi urteilen, ohne ihm noch eine zweite Chance zu geben.
Deswegen stand ich auch ein paar Tage später vor dem Weihnachtsmarkt unserer Innenstadt, darauf wartend das Yoongi kommen würde und wir unser erstes gemeinsames Date haben könnten.
Es war bereits stockdunkel draußen. Das einzige was die feucht nassen Straßen beleuchtete, waren die Straßenlaternen und die Lichterketten an den einzelnen Verkaufsständen.
Ich hatte die Hände tief in meine Manteltaschen vergraben und wippte frierend auf meinen Fußballen auf und ab, in der Hoffnung mich dadurch etwas aufwärmen zu können. Allerdings brachte das nicht sonderlich viel, bis auf das meine Waden irgendwann verkrampften, sodass ich anfing auf dem Bürgersteig herum zu schlendern. Hier und da trat ich aus Langeweile in den Schneematsch, der zu einem halbgroßen Haufen an die Seite geschippt worden war. Das Geräusch was dabei entstand, kam mir neben den wenig befahrenden Straßen unheimlich laut vor.Seufzend wand ich von dem Schneematsch ab und balancierte stattdessen auf der Kante des Bürgersteiges herum, so lange bis ein Auto kam und ich Sicherheitshalber einen Schritt zurücktrat. Während das schwarze Auto an mir vorbei sauste, warf ich einen Blick auf meine Armbanduhr. Yoongi war bereits fünf Minuten zu spät und dadurch das ich zehn Minuten zu früh an unserem Treffpunkt aufgetaucht war, fühlte es sich an als hätte ich schon Stunden draußen in der dunklen Kälte herumgestanden.
„Schicke Uhr", hörte ich es plötzlich neben mir, woraufhin ich erschrocken zusammenzuckte und mich zu meiner linken drehte. Dort stand Yoongi, eingepackt in einen dicken langen Mantel, die Nase tief in seinem schwarzen Schal vergraben. Zwischen dem Stoff und seinen Haaren, die ihm in langen Strähnen ins Gesicht vielen, konnte ich kaum seine Augen ausmachen, doch ich glaubte sie mich freundlich anblinzeln zu sehen.
„Die hat mir mal jemand geschenkt", antwortete ich leise auf seinen vorherigen Spruch und lächelte etwas. Yoongi wusste ganz genau, was das für eine Uhr war.
„Ehrlich? Wer denn?", hakte er gespielt unwissend nach.
„So ein Typ...".
„So ein Typ also".
„Ja, so ein Typ. Sieht aus wie eine wandelnde Leiche, mag Musik und kommt zu seinem eigenen Date zu spät", das grinsen in meinem Gesicht wurde von Wort zu Wort breiter und schließlich fing Yoongi an amüsiert loszulachen.„Okay, tut mir leid das ich zu spät bin, aber mein Bus hatte Verspätung. Die Straßen sind glatt, vermutlich lag es daran. Jedenfalls war es nicht meine Absicht, zu diesem Date zu spät zu kommen", entschuldigte er sich und schob den Schal unter sein Kinn, sodass ich endlich einen Blick auf sein ganzes Gesicht werfen konnte, „Und außerdem sehe ich nicht aus wie eine wandelnde Leiche. Ganz im Gegenteil sogar, die kühle Winterluft lässt mich aussehen wie Rudolf das Rentier". Er deutete auf seine rote Nase, woraufhin ich augenblicklich zu kichern anfing.
Es war faszinierend, was für eine Wirkung Yoongi nach all den Jahren noch auf mich hatte. Ich vergaß, dass meine Zehen praktisch dabei waren einzufrieren, das der Wind wie kleine Nadelstiche auf meiner Haut brannte und das wir mitten auf dem Bürgersteig standen, wo uns jederzeit ein Fahrradfahrer hätte umfahren konnte.
Stattdessen breitete sich eine wärme in mir aus, die ganz allein von der Vertrautheit durch Yoongi's Anwesenheit zustande kam.Ich hatte es vermisst, derart mit ihm zu Reden und zu Scherzen. Und jetzt, wo ich mich dazu entschlossen hatte ihm noch eine zweite Chance zu geben, fühlte es sich noch besser an.
„Wartest du schon lange?", fragte der Ältere nach, während er anfing loszulaufen und ich ihm automatisch folgte.
„Nein, keine Sorge", log ich, ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen, „Was genau machen wir jetzt?".
„Ich dachte, wir könnten einfach etwas über den Weihnachtsmarkt laufen; was warmes essen und trinken und reden. Ich habe gehört, dass sie hier sogar eine Eislaufbahn aufgebaut haben, vielleicht können wir ja Schlittschuh fahren", schlug er vor.
„Klingt gut", nickte ich.Aufregung keimte in mir auf. Ich hatte noch nie so viel mit Yoongi unternommen. Das einzige, an das ich mich erinnern konnte, war der Tag an dem er mich mit in die Schießhalle geschleppt hatte. Ansonsten hatten wir unsere Zeit immer nur bei ihm zu Hause verbracht - ich mit aufräumen beschäftigt und Yoongi mit seiner Arbeit an Musik.
„Sag mal, was machst du zurzeit eigentlich? Arbeitest du immer noch als Musikproduzent bei diesem einen Entertainment?", fragte ich nach. Yoongi gab einen kläglichen Laut von sich. „Die haben mich damals sofort gekündigt... Zurzeit suche ich noch nach Arbeit, aber das ist ziemlich schwer mit einer Vergangenheit wie meiner".
„Verstehe. Willst du denn weiterhin im Musikbusiness bleiben?".
„Eigentlich schon. Musik zu produzieren macht für mich eine Menge Spaß. Allerdings denke ich, dass ich mir für den Anfang erstmal etwas einfacheres aussuchen werde. Vielleicht in einem Klamotten Geschäft, oder in einem Einkaufsladen", Yoongi zuckte unsicher die Schultern.
„Die Vorstellung wie du Klamotten sortierst ist komisch", merkte ich an, woraufhin der Ältere etwas lachte. „Durchaus, aber was soll ich tun", er sah mich von der Seite aus an, „Was ist mit dir? Wirst du für immer in diesem Café arbeiten?".Ich stieß nachdenklich etwas Luft aus, woraufhin sich weißer Dampf vor mir bildete. „Keine Ahnung. Bis jetzt macht es mir Spaß und solange das so bleibt, werde ich vermutlich auch dortbleiben. Außerdem kann ich Taehyung nicht alleine dort zurücklassen", ein grinsen schlich sich auf meine Lippen, „Er hat vor kurzem einen Kerl eingestellt, der sich als richtiges Arschloch entpuppt hat. Aber da dieser seine Arbeit verrichtet, will Tae ihn nicht kündigen. Trotzdem regt er sich immer lauthals über ihn auf, wenn ich in der Pause bei ihm sitze".
Yoongi lächelte etwas. „Dieser Taehyung und du... Ihr scheint euch ja richtig gut zu verstehen".„Ja, er ist mein bester Freund. Du solltest ihn mal bei Gelegenheit kennen lernen", schlug ich vor. Der schwarzhaarige schien erst nicht sonderlich begeistert, ließ sich dann jedoch dazu überreden, nachdem ich ihm erzählt hatte wie offen und freundlich Taehyung war.
Während wir redeten, liefen wir immer tiefer in die Innenstadt hinein. Die Lichter erleuchteten aufgrund des Weihnachtsmarktes immer mehr von der feucht nassen Straße und spiegelten sich auf dieser wie kleine Sterne wider. Es fing an herrlich nach süßem Gebäck, Popcorn und Kerzenwachs zu riechen und auch die Geräuschkulisse wurde durch die vielen Menschen lauter. Weihnachtsmusik wurde über große Anlagen in den Verkaufsständen gespielt und gab einem dadurch das ultimative Gefühl von Weihnachten.
Yoongi und ich entschieden uns letztendlich dafür, erst einmal etwas essen zu gehen. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass mein Magen bereits unruhig am grummeln gewesen war. Erst als ich vor einem Tteokbokki-Stand die vielen leckeren Gerichte kochen sah, lief mir das Wasser im Mund zusammen.
Mit einer großen Portion von dem scharfen Gericht und ein paar Fischkuchen und Alkohol, setzten wir uns schließlich an einen der vielen blauen Plastiktische. Ich schenkte Yoongi und mir in zwei Shot-Gläsern etwas von dem Alkohol ein und schob ihm sein Glas dann zu, während ich meines anhob.
„Lass uns anstoßen", lächelte ich. Er erwiderte meine Geste. „Auf was stoßen wir denn an", fragte er dabei.
„Einfach auf uns", sagte ich und für einen kurzen Moment blinzelte Yoongi vollkommen überrascht. Doch dann lächelte er, dieses Mal breiter und fröhlicher als zuvor und in seinen Augen konnte ich etwas glitzern sehen.
„Dann auf uns", nickte er.Keine Sorge, das Date wird im nächsten Kapitel noch weiter geführt ^^
Ich bin so fertig. Ich war von Donnerstag Abend bis Samstag Abend wegen dem Konzert in Paris unterwegs. Deswegen konnte ich auch nichts updaten. Aber der ganze Aufwand hat sich gelohnt, das Konzert war richtig gut :3
War jemand von euch auch dort? :)
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Revenge // YoonMin
FanfictionYoongi's Racheplan gegenüber dem Mörder seiner Eltern ist nahezu perfekt. Das einzige was den jungen Mann verängstigt, ist die Vorstellung erwischt zu werden. Doch das änderte sich, als er den naiven Jugendlichen Jimin kennenlernt, der nicht nur Obd...