64.

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Jimin's PoV.:

„Er hat mich einfach hochgehoben und ist mit mir im Arm losgerannt", erzählte Yoongi, wobei ich kaum aus dem Lachen rauskam.
„Einfach so?".
„Einfach so. Als wäre ich eine verloren gegangene Feder. Aber das war auch nicht sonderlich verwunderlich. Wonho ist breiter wie mein Schrank. Der Kerl besteht praktisch nur aus Muskeln".
„Und was haben die bösen Kerle dann gemacht? Wollten die dich immer noch zusammenschlagen?", fragte ich nach. Yoongi schüttelte den Kopf. „Die haben uns nur dumm hinterher geschaut. Danach habe ich nie wieder einen Streit mit Gefängnisinsassen angefangen, auch, wenn sie mich manchmal in den Wahnsinn getrieben haben".

Langsam aber sicher beruhigte ich mich wieder von meinem Lachkrampf und holte einmal tief Luft. Ich hätte niemals gedacht, dass mich Gefängnisgeschichten so sehr zum Lachen bringen konnten. Yoongi schien eine ganze Menge verrückter Dinge in den Sechs Jahren erlebt zu haben und in jeder zweiten Geschichte kam dieser Muskelprotz Wonho drin vor, der Yoongi vor bösen Dingen bewahrt hatte, indem er ihn einfach hochgehoben und weggetragen hat.
Allein die Vorstellung brachte mich wieder dämlich zum Kichern.

„Ich komm einfach nicht auf diesen Kerl klar... Trägt der dich einfach weg", grinste ich und brach erneut in ein Lachen aus.
„Hey, das war nicht lustig", Yoongi stieß mir empört in die Seite, sodass ich auf dem Bürgersteig fast über meine eigenen Beine stolperte. Gackernd krallte ich mich an dem braunen Mantel des Älteren fest, um auf den Füßen zu bleiben.
„Es ist lustig und ich glaube ich werde diese Vorstellung jetzt immer aufrufen, wenn ich einen schlechten Tag habe", grinste ich dann zu ihm hoch.
„Na vielen Dank auch. Ich möchte aber noch einmal hinzufügen, dass das nur die ersten drei Jahre so lief. Danach habe ich angefangen zusammen mit Wonho zu trainieren und konnte gut auf mich selber aufpassen".
„Das glaube ich dir gerne", weiterhin grinsend tätschelte ich seinen Bauch, der unter dem dicken Mantel versteckt lag. Der Ältere konnte daraufhin bloß schmunzelnd den Kopf schütteln.

Der Rest des Weges zu Yoongi's Wohnung verlief etwas ruhiger.
Nachdem wir in einem schicken Restaurant essen gewesen waren und etwas zu viel von dem Rotwein gekostet hatten, wollten wir nun unsere Gespräche bei einem weiteren Glas Rotwein in seiner Wohnung verbringen. Der Weg dorthin war lang und durch die eisige Kälte eine Qual, doch wir hielten uns mit Gesprächen und viel Lachen warm.

Schließlich kamen wir endlich an dem Wohnblock an. Er lag gegenüber eines Parks direkt an der Straße und ragte mit einer gewaltigen Höhe in den dunklen Sternenhimmel hoch.
„Willkommen in meinem Bescheidenen Paradise", trällerte Yoongi, während er die Tür zu seiner Wohnung im Vierten Stock aufstieß. Dahinter erstreckte sich ein kleiner schmaler Flur. Erst als Yoongi das Licht einschaltete, konnte ich erkennen das man von hier aus in jedes Zimmer eintreten konnte.

Ich streifte mir die Schuhe von den Füßen und während Yoongi meine Jacke aufhing, schlich ich mich bereits zu dem ersten Raum vor. Er lag auf der linken Seite und die Tür war verschlossen. Als ich sie öffnete, entdeckte ich dahinter ein Schlafzimmer, mit einem großen Bett in der Mitte, auf dessen die Bettdecke unordentlich am Fußende türmte.

„Interessant, dass du zu erst mein Schlafzimmer findest", grinste Yoongi hinter mir und als ich mich mit glühenden Wangen zu ihm umdrehte, fügte er hinzu, „Ich meine ja nur... Das ist ein wichtiger Raum".
„Total wichtig", murmelte ich, wobei ich versuchte mir meinen Scham nicht anmerken zu lassen. Doch die dunkle Farbe in meinem Gesicht verriet wohl genug.

Ich räusperte mich einmal, ehe die Situation in irgendeiner Art und Weise peinlich werden konnte und drückte mich dann an Yoongi vorbei, um den Rest seiner Wohnung anzuschauen.
Gegenüber seinem Schlafzimmer befand sich ein kleines Bad und direkt links daneben die Küche. Diese war etwas großer als die anderen beiden Räume und durch das Fenster hatte man eine wunderschöne Aussicht auf den dunklen Park auf der anderen Seite der Straße. Erst von hier oben entdeckte ich den See und den Spielplatz darin.
Am Ende des Flures erreichten wir dann schließlich das Wohnzimmer. Es war mindestens genauso groß wie die Küche, allerdings ziemlich kahl eingerichtet. Bis auf einen Schrank, ein Sofa und einen Fernseher, fand ich hier nicht sonderlich viel vor. Weder Bilder an den Wänden, noch Pflanzen oder Bücher auf den Regalen. Dafür stand aber ein Miniaturweihnachtsbaum auf einem kleinen Beistelltisch. An diesem funkelten kleine Weihnachtskugeln und goldene Engel.

Revenge // YoonMinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt