25. Dämonen

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ZÜMRA

"Bazen kendinizi bir insana yakın hissetmeniz için bir şeyler paylaşmanız gerekmez. Benzer acıları yaşayan insanlar kendiliğinden ortaya çıkan görünmez bağlarla birbirlerine bağlanabilirler."

[Manchmal muss man nicht unbedingt etwas mit einer Person teilen, um sich ihr nahe zu fühlen. Menschen mit ähnlichem Leid können durch unsichtbare Bindungen, die spontan auftreten, miteinander verbunden sein.]

Ali Lidar — Tesirsiz Parçalar

Nach einer der anstrengendsten Nächte in meinem bisherigen Leben — ich hatte kein einziges Mal die Augen zumachen können aus Angst einen erneuten Anfall zu bekommen — setzte ich mich am frühen Morgen in meinem Bett auf und musste mich, zwischen den Optionen mich weiterhin abzuschotten oder den letzten Tag der Woche an der Uni zu verbringen, entscheiden.

Ich hatte bisher keine wirklichen Freundschaften geknüpft, die Jungs zählten nämlich nicht wirklich, weswegen ich keinen nach seinen Aufschrieben fragen konnte.
Seufzend stellte ich mich auf die Beine, schlenderte zu meinem Kleiderschrank und nahm die erstbesten Klamotten raus und streifte sie mir über.
Meine Haare band ich zu einem einfachen Pferdeschwanz, die aber wegen meiner dichten Locken wie ein einziger Knäuel aussahen.

Beim Blinzeln tauchte eine Szene vor meinen Augen auf. Azad und ich, hier in meinem Zimmer. Er strich mir durchs Haar und versuchte mich zu beruhigen.

Wenn ich wollen würde, könnte ich die Tatsache, wie gut er mir gestern getan hatte, wie sehr er mir geholfen hatte, nicht in Worte fassen, weswegen ich bitter lächeln musste. Es war so traurig, dass ich so sehr am Abgrund war um mir von einem Wildfremden Hilfe zu holen. Aber was blieb mir denn anderes übrig, wenn genau dieser Fremde der einzige war, der mich verstand?

Da ich keinen Kopf für andere Menschen hatte, fuhr ich heute mit meinem Auto zur Uni. Witzig, dass die Uni noch überfüllter als die Bahn sein würde, und ich mich trotzdem auf den Weg dorthin machte.

Nachdem ich eine halbe Stunde später auf dem Parkplatz zum Stehen kam, stieg ich schnell aus und lief mit gesenktem Blick zum Hörsaal.

Seit einigen Minuten saß ich im Hörsaal und starrte Löcher in die Luft, bis mich plötzlich jemand ansprach.„Hey", ertönte Felix' Stimme zu meiner Rechten, weswegen ich überrascht aufblickte.
Kein Mensch war doch so lebensmüde, um mich in diesem Zustand anzusprechen?
„Hey, alles in Ordnung bei dir?", besorgt sah er mich an, streckte seine Hand nach mir aus und ließ sie anschließend wieder sinken, als er merkte, dass ich zurückschreckte. Diese Fürsorge füllte meine Augen mit Tränen, was auch Felix nicht entging. Er zog mich an meiner Hand auf meine Beine und schloss mich in seine Arme. Als hätte ich genau das gebraucht, spürte ich die Tränen über meine Wangen rennen und klammerte mich hoffnungsvoll an meinen Kommilitonen.
„Ich weiß zwar nicht, was dich bedrückt, aber fahr Heim, ich schicke dir meine Aufschriebe übers Wochenende", aufmunternd blickte mich Felix an, nachdem ich etwas Abstand zwischen uns brachte. „Ich bin jetzt schon hier, aber danke", ich wischte mir über die nassen Wangen und versuchte mir ein Lächeln aufzuzwingen. Er nickte ergeben und setzte sich auf den leeren Platz zu meiner Linken, als würde er mir sagen wollen, dass er bei mir war.
Nach und nach tauchten auch die anderen Jungs auf und ließen sich auf den Plätzen neben Felix nieder.

Die zwei Vorlesungen, die anstanden, gingen wie eine Trance über mich einher. Ich hörte zu, schrieb mit, fühlte mich jedoch wie ein Roboter, der für nichts anderes zu gebrauchen war, als das.
Nachdem der Dozent seine Vorlesung beendete, verabschiedete ich mich kurz von den Jungs und eilte zu meinem Wagen.
Das war ohne Zweifel genug Sozialisierung für mich, bei diesen Umständen.

Fels in der BrandungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt