Fels in der Brandung

Bonuskapitel 8 - Sohn (Azad)

AZAD

„Auch wenn das Leben heimtückisch und bitter ist,
Würd' ich mein Leben dafür geben, dass du immer sicher bist
Du hast dein'n persönlichen Superheld, der dich vermisst
Ich schreib' dir diese Zeil'n nur, damit du das nicht vergisst."

Fard — Superhelden Remix (feat. PA Sports & Moe Phoenix)

„Dayı (Onkel mütterlicherseits)? Wirst du mich weniger lieben, wenn das Baby in Zümra Yenges (Frau vom Onkel) Bauch auf die Welt kommt?", Mahir schmiegte sein Gesicht an meine Brust und starrte regelrecht auf den kugelrunden Bauch meiner Ehefrau — wie wunderschön das doch klang, Ehefrau.
Auch wenn wir nun seit etwas mehr als einem Jahr verheiratet waren, brachte mich der Gedanke daran, dass sie meine Frau war, zum Lächeln.
„Ich liebe dich auf eine ganz andere Art und Weise mein Löwe", ich strich ihm über die goldbraunen Locken und grinste Zümra breit an. „Aber er wird dein Sohn sein, du wirst ihn bestimmt mehr lieben und mich vernachlässigen", schmollte mein Neffe noch immer an meiner Brust und brachte mich zum Auflachen. „Du hast bisher dein Versprechen mit dem Galatasaray-Spiel auch nicht eingehalten", er blickte mich böse an. „Ich verspreche dir, dass wir zum nächsten Spiel in den Schulferien nach Istanbul fliegen werden!", grinste ich und drückte ihm einen Kuss aufs Haar.

Seit seinem sechsten Geburtstag vor einigen Wochen wirkte er noch viel schlauer als davor schon.

„Er wird dich nicht vernachlässigen, dafür werde ich sorgen", Zümra lächelte Mahir breit an und sofort setze sich mein Neffe aufrecht hin. „Versprochen?", hoffnungsvoll blickte er in ihre Augen und hüpfte freudig auf und ab, nachdem sie nickte. „Du bist die Beste! Ich hab dich ganz doll lieb, Yenge (Frau vom Onkel)!", rief er und eilte zu ihr, um sie in den Arm zu nehmen. „Ich hab dich auch lieb, kleiner Löwe", sie drückte ihm einen Kuss auf die rechte Wange und blickte ihm hinterher, als er in die Küche rannte — er hatte scheinbar wieder Hunger. Mahir kam zweifellos nach Okan.

„Wie geht's euch?", Zehra blickte zwischen Zümra und mir hin und her, während Mahir dabei war seine Schuhe anzuziehen. „Ich möchte endlich wieder auf meinem Bauch schlafen können", jammerte Zümra und lehnte sich gegen die Wohnungstür. „Das glaube ich dir sofort! Aber dafür weißt du es im Nachhinein mehr wertzuschätzen", meine Schwester grinste breit und sah zu mir. „Und? Bist du aufgeregt?", ihre Stimme klang amüsiert — eigentlich wusste sie, dass ich es kaum erwarten konnte meinen Sohn in meine Arme zu nehmen.
„Mehr als das", ich grinste Zehra an, hörte aber Mahir wütend ausatmen. „Ich sage doch, dass du mich nicht mehr lieben wirst", demonstrativ verschränkte er die Arme vor der Brust und wandte sich von mir ab. Ein leises Lachen ertönte aus Zehras Mund, die sich leicht zu ihrem Sohn gebeugt hatte. „Ist da jemand dezent eifersüchtig?", sie kniff ihm in die Wange und machte ihn zusätzlich nochmal aggressiv. „Anne, das macht man nicht. Das ist uncool!", er schlug ihre Hand leicht weg und drehte sich zu Zümra. „Mach das nicht mit deinem Sohn, okay?", er blickte sie flehend an und sie nickte zu seiner Beruhigung, woraufhin sich ein leichtes Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitete.

„Brauchst du noch was?", ich blickte zu Zümra, die sich in unser Bett gelegt und die Decke zu ihrem Kinn gezogen hatte. „Nein, danke, dilêmin (mein Herz)", sie strahlte mich an. Nachdem ich das Licht ausgeschaltet hatte, legte ich mich zu ihr. Wie seit dem ersten Tag unserer Ehe schmiegte Zümra ihren Kopf an meine Brust und ich strich ihr vorsichtig durch ihre Locken. „Mahir war heute so süß", flüsterte sie und brachte mich zum Grinsen. „Das stimmt, seine Eifersucht macht ihn einfach nur noch süßer", ich lachte und blickte in das Gesicht meiner Ehefrau. „Gute Nacht, azadîyamin (meine Freiheit)", flüsterte ich, ehe ich laut gähnte und die Augen schloss. „Gute Nacht", entgegnete sie und fiel innerhalb weniger Sekunden in den Schlaf, was sich an ihrer Atmung deutlich machte.