ZÜMRA
„When everything seems to be going against you, remember that the airplane takes off against the wind, not with it."
Henry Ford
Nach einer langen Zeit konnte ich sagen, dass ich zufrieden mit meinem Leben war. Es fühlte sich an, als würde das Schicksal an meiner Seite sein und mir dabei helfen über die schlechten Tage hinweg zu kommen.
„Grüß Azad Abi von mir", Fatih drückte mir nach seiner Aufforderung einen Kuss auf die Stirn und umarmte mich zum Abschied. „Mache ich", ich stellte mich auf die Fußspitzen und drückte ihm einen Kuss auf die Stoppel übersäte Wange. Nachdem ich meinen Brüdern einen letzten Blick zuwarf, setzte ich mich in meinen Wagen und nahm tief Luft.
„Fahr vorsichtig!", Mirza warf mir einen strengen Blick zu und half mir auf die Sprünge, indem er die Fahrertür schloss, damit ich losfahren konnte. Kurz nickte ich, blickte alle vier Jungs nochmal mit einem liebevollen Blick an und startete den Motor meines Wagens.Nach einer anstrengenden Fahrt voller Staus — was auch nicht anders zu erwarten war, da die Winterferien heute endeten — war ich endlich in Stuttgart auf dem Parkplatz des riesigen, kalten Betonblock, was sich auch als das Haus, welches meine Wohnung beinhaltete, bezeichnet werden konnte, angekommen und konnte hochblicken. Es war so überraschend, wie viel man von hier unten aus erkennen konnte.
Zum Beispiel erkannte ich auf Azads Balkon vier Männersilhouetten, von denen zwei in regelmäßigen Abständen Zigarettenqualm in die Atmosphäre ausatmeten. Da ich nun erfahren hatte, dass Azad Besuch hatte, sank meine Laune in den Keller — vielleicht würde ich ihn erst morgen an der Uni sehen können.
Nachdem ich meinen Koffer auf dem Boden abgestellt hatte, eilte ich zum Beifahrersitz und nahm Bisasams Transportbox zwischen meine Hände. „Schau mal mein Löwe, wir sind wieder in Stuttgart", grinste ich ihn an, schloss dabei meinen Wagen ab und lief zur Haustür.
Voller Vorfreude betätigte ich den Aufzugknopf, um schnellstmöglich meine Wohnung und somit auch meine Kaffeemaschine zu erreichen. Mit einem Lächeln betrat ich den Aufzug und warte ungeduldig darauf, den dreizehnten Stock zu erreichen.
Stockwerk für Stockwerk fuhr die Blechkiste hoch und das Lächeln in meinem Gesicht wurde breiter.
Ich schmunzelte über diesen Gedanken.
Welcher Maschinenbauingenieur würde einen Aufzug als Blechkiste bezeichnen?Die Türen entriegelten sich mit einem deutlichen Ton und so realisierte ich, dass ich auf meiner Etage angekommen war. Während ich meinen Schlüssel aus meiner Jackentasche fischte, öffnete sich Azads Tür und mehrere Männerstimmen ertönten. Noch bevor ich hinter meiner Haustür verschwinden konnte, hatte mich Azad entdeckt und rief nach mir, bat mich einen Augenblick zu warten.
Mit einem Lächeln im Gesicht zog ich meinen Fuß zurück aus der Wohnung, stellte meinen Koffer in den Flur und öffnete Bisasams Transportbox, damit er seinen Bewegungsraum wieder hatte. Noch immer lächelnd, drehte ich mich zu der Wohnungstür meines Nachbarn und lehnte mich mit der rechten Schulter an die Wand.
„Wir sehen uns Jungs", verscheuchte er seine Gäste, welche kopfschüttelnd den Aufzugknopf betätigten. Zu ihrem Glück — oder Unglück — war der Aufzug direkt wieder weggefahren, nachdem ich ausgestiegen war, und so mussten sie darauf warten, dass er wieder auf unserer Etage hielt.
Einen kurzen Blick über die zwei Jungs gleiten lassend, erkannte ich Selim und Gençer wieder und lächelte sie zögernd an.„Wie geht's dir Zümra?", fragte der frisch verlobte junge Mann und lächelte mich freundlich an. „Ganz gut, und dir?", auch ich lächelte und lehnte mich an die Wand neben meiner Wohnungstür. „Auch, die Ferien haben uns allen echt gut getan", er lachte und ließ seine Blicke zu Azad wandern, der uns prüfend beobachtete.
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Fels in der Brandung
Teen FictionZwei zerstörte Seelen, die aufeinandertreffen. Die sich gegenseitig heilen. Zümra und Azad. Man sagt Liebe sei das Aufeinandertreffen von zwei Seelen, die gegenseitig all ihre guten und schlechten Seiten akzeptieren und bereit sind alles füreinander...