11.

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Edwin hatte recht. Ich war das Gespräch des Tages und hörte überall meinen Namen, auch als ich an den Menschen vorbei lief beendeten sie ihre Gespräche und sahen mich entweder mit großen Augen oder arrogant an. Am Anfang konnte ich es noch ziemlich gut ignorieren, als es bis zur dritten Stunde jedoch nicht aufhörte, war ich langsam genervt und als dann sogar ein Mädchen von der Schülerzeitung auf mich zu kam, platzte mir fast der Kragen.  

"Bist du mit Will zusammen?" fragte sie ganz ernst und ich war überrascht, wie locker sie das sagen konnte. Eigentlich war ich sogar geschockt und konnte nicht fassen, dass sie mir so eine Frage stellen konnte. Ich atmete tief ein und sagte etwas lauter und bestimmt "Nein" Jedoch hielt es sie nicht ab. "Was war dann das in der Sporthalle oder eure Blicke in der Klasse? Man sagt auch, man habe sein Auto vor deinem Haus gesehen?" Was?  Nach diesen Fragen wurde ich stutzig, woher wussten sie wo ich wohne und vor allen, woher wussten sie das mit seinem Auto. Um das wissen zu müssen, hätte mich jemand beobachten müssen. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. 

"Pass mal auf Entchen, entweder du verziehst dich von ihr und stellst ihr nie wieder solche Fragen, oder ich melde bei der Polizei, dass du ein kranker Stalker bist" Jemand legte seinen Arm um meine Schultern und ich sah, wie das Mädchen vor mir blass wurde und nickte. Ängstlich sah sie die Person, die mich gerade verteidigt hatte an und verschwand dann wieder. Sofort drehte ich mich zu der Person um und als ich erkannte wer es war, schloss ich sie in meine Arme. "Little One ist doch in Ordnung. Diese Kuh geht mir schon seit der siebten Klasse auf die Nerven" ich lächelte sie an, woraufhin sie meine Hand nahm und mich mitzog. 

Nach kurzer Zeit standen wir draußen, wo ich sie zu ersten mal gesehen hatte, und genau wie letztes Mal, wurde sie von jemandem gerufen. Genauer gesagt von Will. Als er sah, dass ich bei ihr war, veränderte sich sein Gesichtsausdruck wieder in etwas, was ich nicht deuten konnte. "Ich hab sie eben vor little Miss Großmaul gerettet und deswegen mitgenommen" erwähnte sie, während sie sich auf die Bank setzte und sich eine Zigarette anzündete. Er nickte wissend und sah mich dann wieder an. "Gehts?" fragte er, direkt an mich gewand und ich erschrak. Schnell nickte ich und sah ihn dann einfach nur an. Ich glaubte nicht, dass er mich wegen dieses Mädchen fragte, sondern wegen etwas anderem und sofort kamen mir die Bilder von dem Vorfall wieder hoch und mir wurde schlecht. Obwohl ich es versuchte zu unterdrücken, kam mir tatsächlich die Galle hoch. 

"Gott William, sie ist ja ganz grün!" rief Kaila noch, bevor ich zum nächsten Gebüsch rannte und mich über den Pflanzen erbrach. Meine Haare wurden zurückgehalten und eine Hand streichelte meinen Rücken. Anhand der Größe wusste ich, dass es definitiv nicht Kaila war. Voller Scham traute ich mich , ihn direkt anzusehen, weswegen ich irgendwann nur merkte, dass mir eine Flasche in die Hand gedrückt wurde. Ich sah, dass es Wasser war, spülte kräftig meinen Mund aus und spuckte es dann wieder aus um den ekelhaften Geschmack loszuwerden. Die Bilder verschwanden nicht und da ich nicht schon wieder weinen wollte, biss ich meine Zähne zusammen und schüttelte den Kopf. Erst da bemerkte ich, dass er meine Haare zusammen geflochten hatte und ich war ganz erstaunt. 

"Woher kannst du das?" fragte ich und sah ihn dann doch an. Er jedoch zuckte nur mit den Schultern und schien der Frage ausweichen zu wollen, da er sofort ein anderes Thema anschnitt. "Gehts wieder?" fragte er stattdessen und strich mir eine noch lose Haarsträhne hinter mein Ohr. Mein Herz klopfte wild. "Ja" flüsterte ich und traute mich dann, ihn anzusehen. Seine blauen Augen sahen mich an und versuchten glaube ich, genau herauszufinden, was ich dachte. Seine Augenbrauen waren nachdenklich zusammengezogen und ich wollte nichts sehnlicher, als diesen Ausdruck in deinem Gesicht zu begradigen. Irgendwas in mir wollte nicht, dass es ihm schlecht geht und ich wusste nicht wieso. Vermutlich, weil er mir das eine oder andere mal geholfen hatte. 

Wir wurden durch das schrille Klingeln der Schulglocke unterbrochen und ich hätte am liebsten laut aufgestöhnt, da ich jetzt Mathe hatte und ich, wie schon erwähnt eine absolute Niete in Mathe war. 

-

Ich sah Will heute nicht mehr und auch die Mathestunde verlief ohne Peinlichkeiten. Als ich dann wieder Zuhause war und gerade dabei war, meine Schultasche auszupacken, zog ich plötzlich ein etwas anderes Buch heraus. Es war das Buch, welches ich gekauft und dann verloren hatte. Ich freute mich wie ein kleines Kind, ließ sogar einen kleinen Freudenschrei aus, fragte mich aber sofort, wie das Buch in meine Tasche gekommen sei. Beim Umdrehen bemerkte ich einen kleinen Zettel, welcher unten aus ein paar Seiten rausguckte. Ich zog es heraus und dort stand, in einer relativ schön geschriebenen Schrift 

"Das hast du verloren princesa. Wenn was sein sollte, wähle diese Nummer und ich bin da. 

-Will

Daneben stand eine, vermutlich seine Handynummer. Ich wusste auch nicht wieso, aber mein Herz erwärmte sich und ich wurde irgendwie aufgeregt. Ich hatte William Carters Handynummer! 

With all my heartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt