26.

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So wie wir da standen, ich an den Wagen meiner Mutter gepresst und dieser große Junge vor mir, welcher mich mit seinem Körper dagegen presste, sah das von außen sicherlich total merkwürdig aus. Es waren eisige Temperaturen und obwohl ich meine Zehen nicht mehr spüren konnte, so war mir verdammt heiß. Die Wärme, die von Will ausging umhüllte mich und sorgte dafür, dass ich mich noch enger an ihn heranschmiegte.

Sein Kopf beugte sich nach unten, woraufhin sich mein Herzschlag verschnellerte und das zurecht. Er setzte seine Lippen unter meinem Ohr an und Strich mit ihnen über meinen Kiefer. Ich bekam eine Gänsehaut. "Du bist meins!", er hauchte diese Worte gegen meinen Hals und setzte dann kleine Küsse darauf. Meine Beine wurden wacklig und hätte er mich nicht in seinem Arm gehabt, wäre ich wahrscheinlich zu Boden gegangen. Seine Worte brachten meine Gefühlswelt zum Schweben und ih hatte das Gefühl, auf Wolke sieben zu schweben. Natürlich könnte man sagen, dass es sehr naiv war und das ich viel zu schnell wieder auf ihn hereinfiel. Aber warum sollte er sowas sagen, wenn nicht etwas dran war ? Zumal er noch nie irgendwelche Anstalten gemacht hatte, mich mehr anzufassen, wie ich es zuließ.

Seine Küsse wanderten von meinem Hals, zu meinem Kiefer und als er dann wieder an der Stelle unter meinem Ohr angekommen war, passierte etwas, womit keiner von uns beiden gerechnet hätte. Meine Reaktion.

Ich packte ihn an seinem Kinn, drehte sein Gesicht zu mir und presste kraftvoll meine Lippen auf seine. Zuerst reagierte er gar nicht und erst als ich anfing, mit meiner Zunge über seine Unterlippe zu streichen, realisierte er, was ich da getan hatte und erwiderte den Kuss. Innig küssten wir uns und es war so, als würden unsere Zungen einen Kampf führen. Seine Hände wanderten über meinen Hintern zu meinen Oberschenkeln und als wäre es noch nicht heiß genug, stieß er eine Art Knurren aus und hob mich schließlich an meinen Oberschenkeln hoch, um mich wenige Sekunden später auf der Motorhaube wieder abzusetzen.

Es war, als würden zwei Universehen aufeinander knallen. Als wäre nichts real und alles um uns herum nur eine Illusion. Ob es sich bei jedem Kuss so anfühlen wird?

Der Kuss endete mit einem lauten Räuspern, welches von keinem von uns kam. Und während ich erschrocken meinen Kopf zur Seite drehte, richtete Will sich locker seine Haare und blickte mit einem schließlich genervten Gesichtsausdruck zu der Person, die sich neben uns gestellt hatte. Es war eine etwas ältere Dame, welche durch ihr gesamtes Auftreten ziemlich streng wirkte. Ihre grauen Haare waren zu einem engen Dutt gebunden und die kleine Brille, welche sie trug, befand sich auf ihrer spitzen Nase ganz vorne. Ich fragte mich, ob sie dadurch überhaupt sehen konnte. Ihr Mund war so schmal, dass es fast so aussah, als befänden sich dort keine Lippen und alles an ihrem Gesicht war mit Falten übersät. Man sah ihr an, dass sie wohl sehr oft gestresst oder eben auch genervt war.
Auch ihr grauenvoller Hosenanzug bestätigte meine Vermutung, dass sie sehr streng sei und der Blick, mit dem sie uns durchbohrte, sprach Bände.

"Ich verbitte mir, so etwas auf dem Parkplatz meiner Schule sehen zu müssen! Entfernen Sie sich!", sprach sie dann schließlich als sie bemerkte, dass wir ihr nun Aufmerksamkeit schenkten. Ihre Stimme hörte sich beinahe schrill an und es tat mir in den Ohren weh, ihr zuhören zu müssen.

Aufgrund dessen, was sie sagte und vorallem wie sie es sagte, nahm ich schnell an, dass sie eine Lehrerin an dieser Schule sein musste. Anscheinend wusste Will genauestens, wer sie war, da er plötzlich anfing zu lachen und den Kopf schüttelte. "Bilden Sie sich mal nicht so viel ein!", sagte er, ohne mit der Wimper zu zucken und sah sie kalt an. Sofort verzog sie erschrocken das Gesicht und man sah ihr an, dass sie das empörte. "Wie bitte?", fragte sie dann auch direkt und fasste sich mit beiden Händen an die Brust.

Will entfernte sich von mir und ging auf sie zu, bis er fast direkt vor ihr stand und sie hochschauen musste, um sein Gesicht zu erkennen. "Sie haben mich schon richtig verstanden. Glauben Sie echt, den Rektor zu ficken, macht Sie gleichberechtigt? Gucken Sie nicht so schockiert, das weiß doch jeder, der nicht mal halb so blind ist, wie Sie", mein Mund öffnete sich vor Schock und ich konnte nicht fassen, dass er tatsächlich so mit ihr redete. "Sind sie deswegen so verbittert? Weil bei Ihnen nichts mehr geht? So vertrocknet wie Sie sein müssen, tut es doch bestimmt schon weh. Muss frustrierend sein, wenn man sich nicht hochvögeln kann, weil man eine alter verbitterte Schreckschraube ist", sie schluckte als er näher kam und es sah fast so aus, als hätte sie Angst vor ihm. Ganz so sehr verübeln konnte ich es ihr nicht, da er wegen seiner Größe schon sehr bedrohlich wirkte.

Gespannt beobachtete ich das Szenario und hoffte, dass nichts schlimmeres passieren würde, da ich schon die Beleidigungen nicht so schön fand, welcher er ihr an den Kopf warf. "Und nun verpissen Sie sich, bevor sich in der Stadt rumspricht, dass sie eine Perverse sind, die ihre Schüler beobachtet", das war der Satz, der sie dazu brachte zu verschwinden.

Mit offenem Mund starrte ich ihn an, konnte kaum fassen was er da gerade getan hatte und weswegen er nicht ein bisschen Schuldgefühl zu haben schien. Ich wusste, dass er nicht so war wie ich und das ihm sowas nichts ausmachte, aber ich hoffte auch stark, dass es keinen Einfluss auf mich haben wird. "Warum warst du so zu ihr ?", fragte ich dann schließlich. Er guckte mich an, zog die Augenbrauen zusammen und sagte ohne mit der Wimper zu zucken "Weil die Bitch mich schon von Anfang an nicht leiden konnte und es nunmal die Wahrheit ist" er zuckte mit den Schultern und begab sich wieder zu mir.

Ich beließ es dabei, da ich mich nicht schon wieder mit ihm streiten wollte und wenn ich ehrlich bin, interessierten mich die Gefühle dieser Hexe weniger. Ich legte meinen Kopf an seine Brust, hoffend, dass wir uns nicht mehr so anschreien würden. Hoffend, dass er mich nicht nochmal alleine lassen würde.

With all my heartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt