21.

989 29 1
                                    

Ich fragte ihn nicht mal, warum er mit mir kam und war direkt befreit, als wir aus dem Gebäude an die frische Luft traten. Meine Lungen füllten sich wieder und der kühle Luftzug um meine Nase, brachten mich wieder ein bisschen runter. Ich verstand nicht, warum um mich so ein Trubel gemacht wurde und wieso man so sein konnte, so gehässig und wie es Kaila schon sagte "verbittert". Auf dem Weg zum Auto, griff seine Hand nach meiner und hielten sie fest. Es war so eine einfach Geste und so normal, direkt fühlte ich mich geborgen und die bekannte Wärme breitete sich in meinem Brustkorb aus. 

Wie von selbst steuerte er auf mein Auto zu und setzte sich hinters Steuer. Ich hatte damit keine Probleme und setzte mich daneben. Ich sah nach draußen und bemerkte erst nach zehn Minuten, dass wir gar nicht auf dem Weg zu mir waren. "Du sag mal Will, wo bringst du mich eigentlich hin?" , fragte ich ihn dann und sah mir die Gegend hier etwas genauer an. Obwohl ich wusste, dass es sich abgehoben anhörte, musste ich dann doch feststellen, dass die Gegend nicht zu der guten gehörte. "Zu mir", antwortete er dann nur schlicht und ich begann sofort mich für meine aufkommenden Gedanken zu schämen. 

-

Er hielt vor einem Haus, was größer zu sein schien als die anderen und anders sah es auch aus. Die anderen hatten eine graue Fassade, welches so langsam abbröckelte und die Mauer darunter deutlich zeigte. Das Haus vor mir war in einem hellen Geld angestrichen und man konnte sehen, dass sich bei dem kleinen Garten davor sehr viel Mühe gegeben wurde, da er nur von bunten und duftenden Blumen erstrahlte. Ich wusste nicht wieso, aber ich musste lächeln. 

Er nahm meine Hand und führte mich dann durch den Vorgarten zur Terrasse. Auch hier konnte man sehen, dass viel selbst gemacht wurde um es sich schöner zu machen. Beim Betreten des Hauses, kam mir gleich ein sehr angenehmer Duft entgegen. Ich wusste nicht was es war, aber es hüllte mich ein und sofort fühlte ich mich wohl, fast schon wie zu Hause. Und genauso schnell, wie ich das dachte, wurde ich auch schon fast umgerannt. Ein kleines Mädchen mit ellenlangen dunklen Locken raste an mir vorbei und sprang mit einer Wucht, die selbst ich bemerkte in die Arme meines Freu.... also Will. Genauso sehr wie sie, freute er sich anscheinend auch, da er irgendwas auf italienisch sagte und ihr kleines Gesicht mit Küssen bedeckte. Ich fand es zwar sehr süß, dass anzusehen und auch wenn es ihn noch perfekter  wirken ließ, als er eh schon war, so wurde ich trotzdem nervös. Ich stand in seinem Haus und jede Sekunde könnte mich jemand ansprechen. 

"chi è quello?" fragte die Kleine nun und deutete mit ihrem Finger zu mir. "Das, ist Savannah !" er strahlte, als er antwortete. Er sprach meinen Namen sehr deutlich aus und vermutlich in Englisch, damit sie verstand, dass ich kein Italienisch sprach. Sie strahlte fast genauso wie er und ich fühlte mich direkt geborgen. Ich folgte ihm durch den Flur in die Küche, wo eine kleine Frau stand und etwas am Herd machte. "Ciao mamma", kam es von Will, der etwas näher zu seiner Mutter getreten war. Sie drehte sich sofort um und dann begann das gleiche Spiel wie bei ihm und dem kleinen Mädchen, nur das er diesmal derjenige war, welcher geküsst wurde.

Plötzlich jedoch wurde es still und ich bemerkte, dass sie nun auch mich wahrgenommen hatte. Sie musterte mich von oben bis unten und ich hatte das Gefühl, dass sie versuchte in meinen Kopf zu gucken. " Das, mia amata madre, ist Savannah" erklärte er ihr und sie schien sofort zu wissen, da sich ihr Gesichtsausdruck veränderte und sie auf mich zukam. Sie nahm mein Gesicht in ihre Hände und musterte mein Gesicht nun von nahen, wie ich es selbst bei ihr tat. Sie war schon älter und viele kleine Fältchen hatten sich schon um ihre Augen und Mund gebildet. Ihre Augen waren braun,also so ganz anders als Will seine und ihre Haare waren wie die des Mädchens. "Oh dios mio, du hast wirklich nicht untertrieben", sagte sie und ihrem starken Akzent nach, wusste ich, dass sie nicht oft Englisch sprach. Ich sah wieder zu ihm und konnte erkennen, dass er schon fast trotzte vor Stolz. Er hatte über mich geredet? Ich wurde rot und sah nach unten, während jeder aus dieser Familie in diesem Raum das größte Grinsen auf dem Gesicht hatten, welches ich je gesehen hatte.

-

"Deine Familie ist toll!", mittlerweile lagen wir im Bett, mit den Gesichtern zueinander gedreht und seine Hände auf meiner Hüfte. "Hach, Heat das war nicht mal ein kleiner Teil meiner Familie, aber ich bin froh, dass sie dir gefällt", er lachte kurz auf und sah mir dann wieder in die Augen. Das war wieder einer dieser Moment, indem man nicht reden musst um sich zu verstehen und obwohl soviel passiert war, so sagten wir trotzdem nichts.

Wie von selbst näherten sich unsere Gesichter, mein Atmen wurde schneller und ich bekam eine Gänsehaut. Als sich dann unsere Nasenspitzen berührten, wurde auch er kurzatmig und seine Hand wanderte von meiner Hüfte runter zu meinem Hintern und landete dann schließlich auf meinem Oberschenkel, welchen er an sich heranzog, sodass mein Bein über seiner Hüfte lag und wir somit noch enger beieinander waren. Unsere Lippen trennten keinen Zentimeter mehr und mein Herz klopfte so schnell, wie die Flügel eines Kolibris.


With all my heartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt