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Ich starrte den wunderschönen Jungen an, der in dem Rahmen dieser schweren Eisentor aussah wir ein Zwerg. Es kam mir vor wie eine Ewigkeit und dennoch war ich so unglaublich froh, ihn zu sehen, dass mir direkt Tränen der Erleichterung in die Augen schossen und ich wie versteinert auf diesem Stuhl saß. Mein Herz sagte mir, dass ich auf ihn trennen soll, ihn fest in den Arm und willkommen heißen soll. Mein Hirn jedoch hielt mich auf diesem Stuhl, voller Vorsicht darauf, dass ich nicht all zu viel Aufregung auf mich lenkte.

Er jedoch stand da, schnaufend vor Wut und beide Hände zu Fäusten geballt. Ich dachte schon einmal, dass ich ihn sehr wütend gesehen hatte und das hatte mir schon ungeheuren Respekt eingeflößt aber jetzt. Wenn ich nicht der Grund für seine Wut gewesen wäre, dann würde ich mir vermutlich vor Angst in die Hosen machen. Die Ader auf seinem Hals pochte gefährlich und sein Kopf hatte eine tiefrote Farbe angenommen, jeder Muskel in seinem Körper war angespannt und seine Brust bebte. "Ich bin nicht dein Sohn, du elender Bastard!", war das erste, was er sagte und somit die lange Stille durchbrach. Seine Stimme war eiskalt und schnitten tief in die Stille ein. Das einzige, was man daraus hören konnte war der reinste Ekel und die Tiefe verabscheuung, welche er für seinen Vater hegte. "Ich bin mir sicher, dass wir einige Diskrepanzen mit Sicherheit klären können. Setze dich doch!", antwortete der kleine Italiener vor mir und ich konnte meine Verblüffung nicht deutlicher zeigen. Nicht nur, das er allem Anschein nach sämtlich gemachten Fehler herunter spielt, Nein. Er dachte wirklich, dass Will sich zu ihm setzen würde, wie ein alter Freund beim Kaffeeklatsch.

Will zeigte seine Abscheu noch deutlicher, indem er in die Ecke des Raumes spuckte. Sein Vater schien sich da ein wenig mehr zu amüsieren, als er es eigentlich sollte und ich saß zwischen den beiden und wusste nicht, was ich tun sollte. Auf der einen Seite war ich natürlich absolut froh, dass er da war und die Chance hier raus zu kommen immer weiter stieg, aber auf der anderen Seit e beunruhigte mich das alles. Die Tatsache, das ich nicht wusste was hier passieren würde und wie es dazu kam, machte mich noch ganz wahnsinnig.

"Na na na, wer hat dir denn so ein Benehmen beigebracht", man konnte deutlich hören, dass er sich lustig machte. Dass das alles hier ein einziges Spiel für ihn war und das er es genoss. Ich fragte mich schon wieder, was in einem Leben falsch laufen muss, um so ein Monster wie er zu werden und im gleichen Moment kam mir wieder der Würgerreiz. Die Art, wie sie miteinander umgingen und der Hass, der sich im Raum verteilte, machte mich krank.

"Benehmen?", Er machte ironisch auf. "Von wem denn? Von einem Vater, der nie da war oder der Mutter, die drei verfickte Jobs annehmen musste, um uns durchzubringen!", sein Reden wurde schnell zum Schreien und wenn er etwas in der Nähe gehabt hätte, hätte er vermutlich damit geworfen. Ich konnte mir nicht einmal ansatzweise vorstellen, wie es sich anfühlen musste, so etwas erleben zu müssen und mit jedem weiteren Wort, was Will sagte. Jeder Geschichte, die er erwähnte und jedem Skandal, welchen er aufdeckte, kam mir ein wenig mehr die Galle hoch. "Du hast meiner Mutter alles genommen, nachdem sie gegangen ist, obwohl sie deine Kinder aufgezogen hat! Aber glaub mir, du wirst mir nichts nehmen können", jetzt lächelte Will verächtlich.

"Du bist so leicht zu durchschauen, Sohn", sein Vater lachte kurz auf. Man hätte meinen können, dass der Teufel höchstpersönlich im Raum war. Ich sah ihn mir genau an, prägte mir sein Gesicht ein und plötzlich kam mir eine Erkenntnis. Natürlich, alles ergab plötzlich Sinn. Warum hatte er mich hier nicht festgehalten und wieso habe ich draußen Niemanden mehr gesehen? Warum redete er so locker mit mir, ohne das Jemand dabei war und ein Auge darauf warf, mir im Notfall hinterher zu laufen. Bei allem Respekt alter Menschen gegenüber, aber er hätte mir definitiv nicht folgen konnten. Wie konnte Will so einfach ins Gebäude kommen, ohne dass ihn Jemand aufhält und wieso wurde mir nichts angetan? Ich dachte über alles nach und die Erkenntnis traf mich wie einen Schlag. Das war eine Falle. Einzig und allein, um ihn zu kriegen. Aber wieso? Ich meine, Will wollte das alles nicht und selbst wenn er festgehalten würde, was hätte es Sergio genutzt?

Genau in dem Moment tauchten hinter Will zwei riesige Männer auf, die nur einzeln hätten durch die große Tür gehen können und ich zog erschrocken die Luft ein. Ich wollte soviel tun. Mich dazwischen schmeißen, mich mit seinem Vater prügeln oder einfach tot Umfallen, aber mein Körper war wie versteinert und ich konnte nicht einen Muskel bewegen. Gespannt und wie ein Klotz wartete ich auf diesem Stuhl, unfähig auch nur zu atmen. Doch auf einmal begann Will zu lachen und es klang schon fast hysterisch. Er klopfte sich sogar auf seinen Oberschenkel und ging in die Knie. Alle anderen im Raum, inklusive mir könnten nicht verstehen was hier vor sich gingen. Ich fragte mich insgeheim, ob er vielleicht einen Schlaganfall hatte oder einen Herzinfarkt, aber nach circa einer Minute, stellte er sich wieder auf die Beine und nichts mehr in seinem Gesicht wies darauf hin, dass er eben noch einen Lachflash hatte.

"Glaubst du wirklich, dass ich so blöd bin?", ich verstand immer noch nicht, was er damit meinte. Auch sein Vater und die beiden Männer hinter ihm, verstanden die Welt nicht mehr. "Glaubst du wirklich, dass ich nicht bemerkt habe, wie einfach ich hier reingekommen bin?", schon wieder lachte er auf und ich begann langsam zu realisieren, was er da meinte. Ich musste leicht schmunzeln, weil er damit jeden im Raum aus dem Konzept gebracht hatte. "Pfeif deine Hündchen hinter mir weg!", befahl Will und das war der Moment, in dem sie Vater kurz auflachte. "Du bist stark mein Sohn, aber kaum in der Lage, meine Jungs aufhalten zu können", Ich musste leider sagen, dass er damit recht hatte. Ich hatte noch nie so welche Menschen gesehen, wie die beiden und ich musste selbst sagen, dass ich definitiv Respekt vor den beiden hatte.

"Glaubst du wirklich, dass ich alleine hier bin?", sein Vater schluckte und ich merkte, dass er mit sich selbst rang.  Ich hoffte vom ganzen Herzen, dass er nicht nur seine Freunde dabei hatte. Denn keiner von ihnen könnte es mit einem von denen aufnehmen können und das, obwohl die nicht mal Waffen dabei hatten. "Entweder, du verziehst dich von hier und lässt deine Geschäfte sein oder du wirst es bitter bereuen!", Will's Drohung war mutig und ich persönlich wusste nicht genau, wie er die umsetzen wollte. "Mach dich nicht lächerlich, du und deine kleinen Freunde können gar nichts. Wir haben schon stärkeres erledigt", Sergios Stimme strotzte nur so vor Arroganz und trotzdem schwang diese gewisse Drohung mit drin und betete zu Gott, dass weder mir, noch Will etwas passierte.

"Tja, irgendwie scheinst du es immer wieder vergessen zu wollen. Aber ich bin nicht dein Sohn!", in dem Moment in dem er das sagte, passierten mehrere Dinge auf einmal. Die Türen würden aufgebrochen und mehrere Dutzend Leute stürmten das Gebäude. Will stürmte auf mich zu und zerrte mich in eine Ecke, stellte sich selbst beschützend vor mich. Ich bekam nur am Rande mir, dass es Polizisten waren, welche das Domizil stürmten und die Handlanger und seinen Vater festnahmen, da ich viel zu sehr damit beschäftigt war, mich nicht zu übergeben. Jedoch traute ich mich endlich, meinen Tränen freien Lauf zu lassen und schluchzte drauf los.

Es war wie, als wäre ein Adrenalin Kick vorbei und alle Situationen der letzten Stube oder Tage würden nun auf mich herein brechen. Ich merkte schnell, dass das alles viel gefährlicher und krasser war, als ich es wahrgenommen hatte. Gleichzeitig überkam mich eine Welle der Erleichterung, da ich mich endlich nicht mehr fürchten musste. Weder um mich, noch um Will. Ich blickte ihn völlig verheult an, wischte mir einmal über die Nasen und vergrub mich dann in seiner Brust. Ich merkte, dass auch er sich entspannte, da er seine Hand um meinen Nacken legte und sein Gesicht in meinem Haar vergrub. Wir redeten nicht und  genossen dieses Wiedersehen, als hätten wir uns Jahre lang nicht gesehen. Zur gleichen Zeit dankte ich Gott, dass niemandem etwas passiert war und das wir unser Leben nun so weiter führen konnten, wie wir es verdienten.

Das war auch der Moment, indem ich meinen Kopf von seiner Brust nahm, ihm in die Augen guckte und ihn an seinem Shirt zu mir runter zog. Hart presste ich meine Lippen auf seine, woraufhin er seine Arme um meinen Körper schlung und mit voller Leidenschaft den Kuss erwiderte. Dieser Moment vereinte uns, ließ all die letzten Stunden und schlechten Momente vergessen. Schweißte uns enger zusammen.

In diesem Moment, verschmolzen wir zu eins.

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Ende.


















Es folgen noch ein Epilog und eine Danksagung.

With all my heartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt