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"Meine Mom würde dich gerne kennenlernen"

Mittlerweile lagen wir auf meinem Bett und meine Aussage war das erste, was seit langer Zeit die Stille durchbrach. Aber ganz anders wie ich es erwartete hatte, zuckte er nur mit den Schultern und strich mir weiter durchs Haar. Ich war schon fast enttäuscht von dieser Reaktion und konnte deswegen nicht anders, als laut aufzulachen. "Was denn?", fragte er, sichtlich amüsiert über meine Reaktion und wickelte sich eine dunkle Haarsträhne von mir um den Finger.
Ich jedoch zuckte nur mit den Schultern und erwiderte "Sollten Jungs nicht eigentlich vor so etwas total nervös sein?" Wenn ich mich an das erste Aufeinandertreffen von mir und seiner Mutter erinnerte, musste ich sofort an die Nervosität denken, die ich verspürte hatte.

"Ich habe vor gar nichts Angst, vorallem nicht vor der Mutter meiner zukünftigen Braut", beim letzten Wort zwinkerte er mir zu und zeigte mir seine weißen Zähne. Ich dagegen verschluckte mich fast an meiner eigenen Spucke und konnte nicht fassen, dass er das gerade gesagt hatte. Mein Kopf nahm schon wieder die Farbe einer Tomate an und da es mir sehr unangenehm war, drehte ich ihn weg. Ich weiß, dass jedes andere Mädchen vermutlich total durchgedreht wäre, aber bei mir löste das Wort "Heiraten", schon eine kleine Panikattacke aus. Nicht, dass es mich nicht begeisterte, die schönen Kleider, das tolle Essen und die Blumen. Aber ich wäre bis vor kurzem nie auf die Idee gekommen, überhaupt in einer Beziehung zu sein, mich dann noch um das Thema heiraten zu kümmern, war mir am Anfang zu viel. Zumal ich ja nicht mal wusste, ob das zwischen mir und ihm überhaupt hielt.

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Er sprach das Thema Heiraten nicht noch einmal an und als wir dann eine Weile später das Zuschlagen der Haustür hörten, sprang ich fast aus dem Bett. Nervös tapste ich von dem einen Bein auf das andere und hätte Will, der sich seelenruhig streckte, am liebsten aus dem Bette gezogen. "Halt dich erst zurück", befahl ich ihm leise, bevor ich ihn an seiner Hand aus dem Zimmer zog. Er grinste nur und ließ sich mitziehen.

Mit klopfendem Herzen stieg ich ganz langsam die Treppe herunter, hörte schon die Stimme meiner Mutter, die meinem Vater gerade angeregt von dem Tag auf der Arbeit erzählte. Sie waren wohl in der Küche und als wir an dessen Tür angekommen waren, deutete ich Will mit meinem Händen, erst einmal davor stehen zu bleiben, da ich meine Mutter erst einmal auf ihn vorbereiten wollte. Ich holte noch einmal tief Luft und ging dann in die Küche. Die Blicke meiner Eltern fielen sofort auf mich und sie beendeten ihr Gespräch. "Hallo Liebling, wie geht es dir, möchtest du was Essen?", meine Mutter sah mich liebevoll an und gab mir im Vorbeigehen einen Kuss auf die Stirn. Sie machte sich sofort daran, irgendetwas zu kochen und das sah ihr so typisch.

"Nein, äh Mama. Du wolltest doch meinen Will kennenlernen, oder ?", dass 'meinen' erwiderte ich extra, da ich nicht mehr wusste, ob ich ihr den Namen gesagt hatte oder nicht. Ihr Lächeln verwandelte sich in ein Strahlen und aufgeregt klatschte sie sich in die Hände. "Oh ja, wie wundervoll. Wann möchte er kommen, morgen? Oder lieber Sonntag?", ich konnte an ihrem Gesicht sehen, dass sie schon dabei war zu planen, was sie wohl kochen würde. Mein Vater dagegen sah so aus, als würde er die Welt nicht mehr verstehen.

"Nein Mama. Also um ganz ehrlich zu sein, Naja....", nervös versuchte ich eine Antwort zu finden und gerade als ich sie hatte, hörte ich hinter mir ein "Hi!"
Das Lächeln meiner Mutter würde milder und mein Vater war komplett erstarrt. Ich lief rot an und der Vollidiot, der nicht auf mich hören wollte, grinste nur so vor sich hin. Ich betete, dass meine Mutter nicht ausrasten würde, da ich ihr ansah, wie sehr sie die Situation überforderte.

"Guten Abend, ich bin William Carter", er streckte meiner Mutter die Hand hin und zeigte ihr sein schönstes Lächeln. Ich wusste, dass sich damit die anfängliche Überforderung legte und konnte daher beruhigt ausatmen. Das gleiche tat er auch bei meinem Vater, den das allerdings noch etwas mehr schockte. Ich hätte ihn vielleicht vorbereiten sollen.

Je länger er sich mit meinen Eltern unterhielt, desto mehr nahm er sie für sich ein. Die Begeisterung in den Augen meiner Mutter wuchs mit jedem Wort, was er sagte und sogar mein Vater staunte nicht schlecht. Man konnte sogar fast sagen, dass es sie wunderte, wie ich so einen Jungen ins Haus bringen konnte und wenn es mich nicht selber gewundert hätte, wäre ich deswegen beleidigt gewesen.  Es freute mich, dass sie sich mit ihm verstanden und auch, dass es ihm so leicht fiel.
Jetzt könnte doch eigentlich nichts mehr schief gehen. Oder ?

With all my heartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt