18.

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Es störte mich nicht besonders, dass ich so angestarrt wurde. Aber nur, weil sah, dass es ihm nichts ausmachte, so mit mir gesehen zu werden. Immerhin dachten die Leute hier wahrscheinlich, dass wir zusammen wären oder zumindest etwas miteinander hatten und er schien das genau zu wissen. Es bedeutete, dass er sich nicht schämte, mit mir gesehen zu werden und das zeigte er mir auch. Ohne darüber nachzudenken, was andere wohl darüber dachten, zog er mich nah an sich heran und hauchte mir einen Kuss auf meine Schläfe und verschwand dann hinter der nächsten Ecke. Ich sah ihm hinterher und konnte das Grinsen auf meinem Gesicht nicht verstecken. Wir hatten den ersten Unterricht nicht zusammen und deswegen machte auch ich mich jetzt auf den Weg zu meinem Klassenraum. 

Ich wünschte, dass ich genauso locker wäre wie er, da ich nicht mal wusste, weshalb ich mich schämte. Vermutlich lag es daran, dass ich solche Erfahrungen noch nie gemacht hatte und das es, gerade in meinem Alter, eigentlich völlig normal war, wenn man seine ersten Erfahrungen mit Jungs oder mit jeglicher Art Sexualität machte. Und nur weil ich dachte, dass ich nie mit so etwas in Kontakt treten würde, war ich vermutlich so unsicher. Ich hatte mir nie ernsthaft Gedanken darüber machen müssen, was passierte, wenn sich ein Junge für mich interessierte, da sich niemand auch nur die Mühe machte, in meine Nähe zu kommen. Deswegen war meine Mom bei Edwin vermutlich auch so an die Decke gegangen, da auch sie keinen Notfallplan für so eine Situation hatte. Aufgeklärt wurde ich auch nie wirklich, da es erstens nie zu so einem Gespräch kam und zweitens hatte ich mich wahrscheinlich als Kind selbst aufgeklärt. Die Gespräche der Jungs in meiner damaligen Klasse waren schließlich nicht zu überhören und zusammen mit meinem Fabel für Dokumentationen, war die Frage nach dem Akt dann auch geklärt. Natürlich waren da noch einige Fragen, die mich beschäftigten, wie zum Beispiel, wann man merkte, dass man soweit war. Wie es sich wirklich anfühlte und vor allem, worauf man achten musste. Aber wenn ich meine Mutter mit solchen Fragen  konfrontieren würde, dann würde sie sehr schnell darauf kommen, dass ich vermutlich selbst bald Sex wollen würde. Und ganz ehrlich, aber das war eine Frage, die ich selber nicht mal beantworten konnte. Jetzt, da sich ein Junge für mich interessierte, war es durchaus möglich, dass ich in naher Zukunft selbst mit diesem Thema konfrontiert werde und das vermutlich, obwohl er sagte, dass er mich zu nichts drängte. Aber, wollte ich überhaupt schon Sex? 

Ich wurde mit meinem Gedankengang unterbrochen, als sich ein Arm um meine Schulter legte. erschrocken sah ich zu der Person, nur um zu erkennen, dass es Edwin war, welcher mich jetzt schon mit einem perversen Grinsen und wackelnden Augenbrauen ansah. "Alles. Von Vorne bis hinten und wehe du lässt etwas aus!" er sagte das wie einen Befehl und sein Zeigefinger, den er vor mir auf und ab schwenkte, bestärkte das nur noch mehr. Natürlich wusste ich sofort, was er meinte und bevor ich noch dafür sorgte, dass er anfing zu schmollen, begann ich zu erzählen. Man musste dabei noch erwähnen, dass er sich mehr freute, als ich mich selber und wenn ich sage, dass es peinlich war, dann müsst ihr euch das ungefähr so vorstellen. Er lief neben mir, die Hände vor den Mund, damit niemand seine Jubelschreie hören konnte und dabei stampfte er merkwürdig mit seinen Füßen auf. Ich versuchte, die Blicke von den anderen zu ignorieren, als es mir aber zu blöd wurde, hielt ich ihn fest und sagte, "Edwin ist gut! Die Leute gucken schon" Es sorgte zwar dafür, dass er sich weniger benahm wie ein kleines Kind, aber auch das er mich anguckte, wie eine Diva. "Pass mal auf Süße, wenn ich auf alles hören würde, was die "Leute" mir sagen" Er unterstützte sein dramatischen Worte mit einer Geste und einem Augenrollen ," Dann wäre ich nicht schwul, würde meine Haare glätten und vermutlich so rumlaufen, wie die ganzen Jungs hier ohne Geschmack. Scheiß mal auf das, was die anderen sagen. du siehst geil aus, hast den heißesten Boy der Schule an der Angel und einen schwulen besten Freund. Girl, du hast alles" ich wurde rot, als er das so erwähnte und boxte ihn leicht auf die Schulter. Er jedoch nickte nur zufrieden, da er meine Reaktion vermutlich als Bestätigung ansah. Er setzte auch gerade an, noch etwas zu sagen, als wir von der Schulklingel unterbrochen wurden und gemeinsam zu unserem ersten Kurs liefen. Geschichte. 

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Obwohl ich Geschichte eigentlich sehr mochte, so waren meine Gedanken ziemlich wo anders. Ich kam erst wieder zu mir, als ich das Wort "Partnerarbeit" hörte. Mein Blick legte sich wie von selbst wieder auf den Lehrer, dessen Namen ich immer noch nicht wusste und wie von selbst, hörte ich ihm zu. " Also ich habe euren Partner schon gezogen, damit ihr lernt, mit jedem zu arbeiten!" ein Stöhnen ging durch die Klasse und auch wenn ich ihm recht gab, war ich dennoch nicht davon begeistert. Vielleicht lag es daran dass ich die neue war oder vielleicht auch daran, dass ich bei Partner- oder auch Gruppenarbeiten meistens die ganze Arbeite machte, da es kein Geheimnis war, dass ich theoretischen Stoff beherrschte. Die Aufgabe war, sich ein historisches Ereignis auszusuchen und darüber eine Art Referat zu halten. An sich keine schwere Aufgabe, aber das lag immer am Partner. 

"Savannah Johnson und Stella Hastings!" ertönte dann schließlich auch mein Name und nicht wie die anderen, suchte ich nicht den Augenkontakt zu meiner Partnerin. Aber nicht, weil sie mich nicht interessierte, sondern weil ich absolut keine Ahnung hatte, wer sie war. Der Mann vor der Klasse las noch weitere Namen vor und dann war die Stunde auch schon zu Ende. Ich begann, schnell meine Tasche zu packen, da ich Will sehr schnell wiedersehen wollte, als ich eine Person vor meinem Tisch wahrnahm. 

"Also wir machen zusammen das Projekt" die helle Stimme zog dann meine Aufmerksamkeit auf sich und als ich hochblickte, verlor ich fast die Fähigkeit, zu atmen. Sie war einfach wunderschön. Ihre blonden Locken waren zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und ihr Cheerleader Outfit ließ mich auch ahnen, wieso. Sie hatte eine Augenfarbe, die man nicht beschreiben konnte und alles an ihrem Gesicht, erinnerte mich an ein Model und ihre Figur erst. Eine Frau zum niederknien. 

Ich nickte, woraufhin sich ihre Lippen zu einem Lächeln verzogen und sie dann noch sagte " Supi, dann komme ich heute zu dir und wir können daran arbeiten" Ich sagte ihr meine Adresse und zum Abschied, lächelte sie mich noch einmal an. Und obwohl ich dachte, dass dieses Projekt sicher gut werden würde und das sie ja ein nettes Mädchen sei, musste ich schnell begreifen, dass manche Menschen einfach zu allem fähig sind. 

With all my heartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt