12.

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Ich speicherte die Nummer sofort ein und das erste was ich tat, war sein Profilbild zu öffnen. Auf diesem sah man ihn nicht direkt, sondern von hinten und zwar seinen unbekleideten Rücken, mit angespannten Muskeln. Ich errötete. Ich hatte nicht viel mit Jungs zu tun gehabt und deswegen auch keine Ahnung, aber dieses Bild ließ meine Wangen heiß werden. Will war schon ein sehr gutaussehender Mann und das, was ich bisher von seinem Charakter mitbekommen hatte, fand ich ebenfalls sehr anziehend. Und jetzt hatte ich auch noch seine Nummer. 

Ich überlegte lange, ob ich ihn anschreiben sollte und kam zu dem Entschluss, dass ich es lassen sollte, da ich bei ihm nicht anhänglich wirken wollte. Mit diesem Gedanken legte ich mein Handy weg, als es plötzlich an der Tür klingelte und ich wegen des plötzlichen Geräuschs zusammenzuckte. Da ich alleine war, ging ich die Treppe herunter und fragte mich auf dem Weg zur Tür, wer das sein könnte. Kurz blitzte auch die Idee auf, dass dort Will vor der Tür stand, diese Idee verwarf ich allerdings wieder, als ich den mit Süßigkeiten vollgepackten Edwin vor meiner Tür stand. Er grinste mich breit an, hielt die vielen Kalorienbomben hoch und rief in einer hohen Stimme "Filmabend!!". 

20 Minuten später saßen wir in unseren Pyjamas, ja er hatte sich tatsächlich einen mitgebracht, bei mir im Bett, die vielen Dinge die er mitgebracht hatte um uns herum und auf meinem kleinen Fernseher gegenüber von meinem Bett startete gerade der erste Harry Potter Film. Anscheinen hatte er auch vor, die Nacht hier zu verbringen und wenn ich ehrlich war, fand ich das nicht mal ein bisschen merkwürdig. Edwin war in meinen Augen kein potentieller Liebhaber, sondern eher ein sehr guter Freund und wenn ich mir vorstellte, dass etwas zwischen uns lief, musste ich schon lachen.  

"Du, meine Hübsche, was ist da jetzt zwischen dir und Will?" fragte er mich, während er sich eine Salzstange aus der Tüte nahm. Völlig geschockt von der plötzlichen Frage, wandte ich meinen Blick von Hagrid, der Harry gerade seinen Geburtstagskuchen überreichte und sah den jungen neben mir mit großen Augen an. "Was meinst du?" fragte ich, leicht stotternd und hoffte, dass er seine Frage direkt wieder vergessen hätte. Jedoch wackelte er nur kurz mit den Augenbrauen, sah mich dann wieder ernst an und wartete auf eine Antwort.  Ich überlegte und beschloss dann schließlich nach einiger Zeit, ihm alles zu erzählen. Und ich erzählte wirklich alles, jede Situation, jede Peinlichkeit und jedes Gefühl, welches ich im Zusammenhang mit will verspürte. Tatsächlich fühlte ich mich nicht unwohl, als ich all diese Dinge preisgab und ich war auch stolz auf mich, dass ich es ohne ein Träne erzählen konnte. 

Die Mimik meines Gegenübers wechselten nicht einmal. Die ganze Zeit sah er mich ernst an und auch, als ich fertig war und einmal tief ausatmete, blieb es noch einige Zeit still. Nur der Film sorgte dafür, dass die Stille nicht übermannte. "Also.." auch er atmete einmal tief ein und aus. Schien zu überlegen, was er sagen könnte und setzte dann wieder an. "Fräulein, wenn dir sowas, wie in der Nacht nochmal passiert und du mir das nicht sagt, gibt es das nächste mal ordentlich was auch den Deckel!" sein Gesichtsausdruck war ein bisschen düster und ich senkte den Kopf, weil ich wusste das er recht hatte. Lange blieb der Kopf aber nicht unten, da er zwei Finger unter mein Kinn legte und ihn wieder hochdrückte. "Und was deine Gefühle angeht" er beginnt, mich warm anzulächeln. "Er gefällt dir und zwar sehr!" sagte er dann und ich wurde wieder rot. "Aber als hätte ich so viel Glück und außerdem sagtest du doch, dass er gefährlich wäre" ich widersprach direkt und er schüttelte lachend den Kopf. 

"Pass mal auf, ich erzähle dir mal ein bisschen was über ihn. Will kam in der neunten Klasse zu uns auf die Schule und schon da hatte er die Blicke jedes Mädchens auf sich gezogen. Er wusste das auch, jedoch ließ er sich nichts anmerken. Und obwohl er so ausgesehen hatte und es auch immer noch tut, hat es kein Mädchen je geschafft, ihm schöne Augen zu machen. Als wir in die Oberstufe kamen, häuften sich die Gerüchte über ihn, da keiner ihn wirklich kannte und jeder fing an, es zu glauben. Einer erzählte mal, er hätte ihn bei einem Street Fight gesehen, eine andere sagt bei einem Drogendeal. Die Gerüchte wurden in der Luft zerrissen und jeder erfand noch etwas dazu. Irgendwann waren es nicht mehr kleine Gerüchte vom Prügeln, sondern schwere Anschuldigungen, die sogar soweit gehen, dass manche sagen er hätte einen Mord begangen und seine Leber für Pillen verkauft" ich erschrak. " Aber wie es eben ist, sind es nur Gerüchte und keiner konnte es je bestätigen. Die Leute auf der Schule glauben das alle, um den Gedanken daran zu vergessen, dass sie ihn sich nicht erklären können, dass sie nie an ihn herankommen werden und das er immer ein Geheimnis bleiben wird. Aber bei dir ist es anders. Wenn du wüsstest, wie er dich ansieht und wie sich sein Gesicht verändert, wenn du den Raum betrittst. Zum ersten mal, seitdem er auf der Schule ist, zeigt er Emotionen und man verbindet mehr mit ihm, als nur die angeblichen Verbrechen. Und das ist auch der Grund, wieso mittlerweile alle Mädchen über dich tuscheln. Weil du das hast, was alle wollen und was nie einer knacken konnte. Savannah, er mag dich genauso. Ein Mann, der so viele Mädchen abgelehnt hat, der macht das nicht, weil er plötzlich Spaß will. Und es sind schon viele Mädchen in Sport umgefallen, aber bei dir hat er sich vor alle gedrängelt um dir zu helfen. Bei den anderen hatte er nicht mal hingesehen" 

Baff sah ich ihn an. Damit hatte ich jetzt nicht gerechnet, aber ich hatte das Gefühl das er mir die Wahrheit sagte. Ich hätte heulen könne vor Glück und fiel Edwin direkt in die Arme, welche diese herzlich erwiderte. Danach sahen wir uns in die Augen, er gab mir einen Klaps auf die Schulter und sagte "Und jetzt, schreibst du ihm, dass du seine Nummer hast und wer du bist" Ich schluckte, wusste aber das er recht hatte und nahm mein Handy in die Hand. Mit zitternden Händen fing ich an zu tippen. 

"Hey Will. Ich habe deinen Zettel gefunden, vielen Dank! 

                                        -Savannah" 

Ich drückte auf Senden und schmiss mein Handy in die Ecke meines Zimmers. Shit. 

With all my heartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt