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Es ging mir gut. 

Ich behauptete das nicht nur einfach so, sondern fühlte es tatsächlich. Vielen wäre ja so ein Drama in der Familie schon zu viel gewesen, aber ich war einfach froh, dass es im Bezug darauf, keine weiteren mehr geben würde. Auch musste ich zugeben, dass ich mehr Glück in Sachen Liebe hatte, wie die Menschen, die es sich eher gesehnt hatten. 

Nachdem wir noch einige Stunden geredet hatten, hatte ich mich in mein Zimmer zurückgezogen und saß jetzt, in meiner Decke eingekuschelt auf meinem Bett und widmete mich endlich wieder dem Buch, welches ich schon vor einiger Zeit gekauft hatte. Ich wusste nicht mal, wie spät es ist, da ich seitdem ich in der Schule war, nicht mehr auf mein Handy gesehen hatte und ich musste ganz ehrlich sagen, dass sich das echt gut anfühlte, mal nicht von so etwas abhängig zu sein und die Zeit mit sich selber oder seiner Familie zu verbringen.

Als ich das Buch zu klappte, war es draußen schon dunkel und ich gähnte einmal stark. Beim Blick auf die Uhr bemerkte ich dann die erschreckende Realität und zwar, dass es schon kurz vor zwölf war. Schnell widmete ich mich meiner Abendroutine, zog mir etwas zum Schlafen an, putzte mir die Zähne und legte mich dann wieder ins Bett. Ich war zwar noch nie ein Langschläfer, bemerkte es aber dann sofort, wenn ich zu wenig geschlafen hatte. Es dauerte deswegen auch nicht besonders lange, bis ich im Land der Träume verschwand. 

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Am nächsten Morgen wurde ich unsanft von meinem Wecker geweckt und musste ehrlich zugeben, dass ich am liebsten liegen geblieben wäre. Ich merkte sofort, dass es viel zu wenig Schlaf für mich war. Es dauerte seine Zeit, bis ich meinen Körper dazu bewegen konnte, überhaupt aufzustehen und die Überwindung, sich dann noch fertig zu machen, war fast genauso schlimm. Es dauerte doppelt so lange wie sonst und am Ende sah ich noch fertiger aus als ich es vorher tat. Ich konnte mich nicht dazu bringen, mir die Haare zu machen, weswegen ich sie in einen unordentlichen Dutt stopfte. Als Outfit reichte mir heute eine Jeans und einen schlichten schwarzen Pulli, welchen ich mal von meinem Vater geklaut hatte und der mir locker zwei Nummern zu groß war. 

Als ich mir die Schuhe anzog, fiel ich fast zur Seite um und ich überlegte, ob ich wirklich zur Schule gehen sollte. Mein Vater, der das ganze Szenario beobachtete, kriegte sich nicht mehr ein vor Lachen und bat mir an, mich aus Sicherheitsgründen zur Schule zu bringen. Und weil ich wirklich Angst hatte, einen Unfall zu bauen, nickte ich nur verschlafen und ließ mich von ihm zum Auto führen. 

Es lag vielleicht daran, dass ich ein gutes Verhältnis zu meinen Eltern hatte, aber das mein Vater mich zur Schule brachte war so eins der letzten Dinge, die mir hätten peinlich sein können und da war es mir ganz egal, wie alt ich schon war. Ich gab meinem Vater sogar noch einen Kuss auf die Wange, bevor ich aus dem Auto stieg und mich zu dem großen Backsteingebäude bewegte. Auf meinem Weg dahin konnte ich erkennen, dass ich nicht die einzige war, die so aussah, als wäre sie gerade gestorben und wieder aufgewacht. Zum ersten Mal überhaupt, fühlte ich mich wie ein normaler Teenager und konnte den Schmerz verstehen, den einige von Ihnen fühlten, wenn sie die Schule betreten mussten. 

Ich nutzte auch gleich die Gelegenheit, um mal wieder auf mein Handy zu gucken und bemerkte direkt, dass es fast explodierte. Ich hatte mehrere Nachrichten von Edwin, der mir versuchte zu erklären, wie verboten scharf Chace Crawford doch aussieht und das er den Preis für den geilsten Hintern hätte gewinnen müssen. Ich musste darüber lachen und fragte mich direkt, wie oft er wohl in seinem Kopf Preise für die besten Hintern vergibt. 

Die anderen Nachrichten holten mich sofort wieder auf den Boden der Tatsachen zurück, denn die waren von Will und zeigten mir sofort, dass er eher weniger gut gelaunt war. Ich hatte nicht nur mehrere Anrufe von ihm, sondern auch viele Nachrichten, in denen er fragte, was los ist und warum ich mich nicht melden würde. Aus Reflex versuchte ich sofort, ihn zu erreichen und natürlich ging er nicht dran. Ich biss mir auf die Lippen und hoffte, dass er nicht all zu sauer war. Ich hatte ihn in der ganzen Zeit gestern Abend total vergessen und auf der einen Seite fand ich das ja auch okay, aber auf der anderen fragte ich mich, was eigentlich falsch mit mir war. 

Ich stapfte von einem Fuß auf den anderen und spielte mit meinen Gedanken, was ich jetzt machen sollte und da mir nichts anderes einfiel, ich nicht auf ihn warten wollte und kurz vorm heulen war, rief ich ihn noch einmal an. Und ganz zu meiner Erleichterung, ging er nach einigen Sekunden auch dran und seine Stimme beruhigte mich sofort. "Heat", sagte er und ich merkte nicht, dass er irgendwie böse auf mich war oder so, weswegen ich einmal erleichtert aufatmen konnte. Es dauerte jedoch keine drei Sekunden, bevor er mich fragte, wo ich gestern war. Ich begann, es ihm zu erklären, konnte jedoch nicht viel sagen, da mir jemand mein Telefon aus der Hand nahm. 

Da ich dachte, dass es Edwin war, wollte ich gerade sagen, dass er mir das Handy wieder geben soll, verstummte aber sofort, als ich sah, wer da vor mir stand. "Hallo, meine Prinzessin!", sagte er und beendete dann das Telefonat. 

With all my heartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt